Leben mit PCOS: Wie es als 27-Jährige ist, mit Akne, möglicher Unfruchtbarkeit und den Herausforderungen umzugehen

Ich bin Anna-Lena, Beauty Redakteurin, und leide unter der hormonellen Störung PCOS. Von Zyklusunregelmäßigkeiten, möglicher Unfruchtbarkeit und Akne mit 27. 

Uterus aus Blumen© iStock
Wie es ist, mit dem PCOS zu leben – ein Erfahrungsbericht.

"Haben Sie schon einmal etwas von PCOS gehört?" Dieser Satz änderte vor knapp 5 Jahren mein Leben und stürzte mich erst einmal in eine komplette Ungewissheit und Unsicherheit. 

Dass mit meinem Körper etwas nicht stimmte, war mir klar, da ich nach dem Absetzen der Pille noch genau ein Jahr später unter starker Akne, fettiger Haut und Zyklusproblemen litt. Diese Symptome nahm ich als Anlass, mich gründlich durchchecken zu lassen, da ich dachte, nach so einer langen Zeit sollte sich mein Körper doch von den Hormonen der Pille reguliert haben – Pustekuchen.

Meine erste Anlaufstelle war der Hautarzt, dem ich mein Leid klagte und der mich nach nur kurzem Begutachten direkt an meine Frauenärztin weiterleitete, da es etwas Hormonelles sein könnte. Gesagt, getan! Ich habe einen Termin ausgemacht, der eine Ultraschall- und Blutuntersuchung beinhaltete. Der Ultraschall zeigte dann schon die ersten Anzeichen, nämlich eine Kette von kleinen Follikeln an den Eierstöcken und das Blutbild bestätigte den letzten Verdacht: Ich habe das polyzystische Ovarialsyndrom. Und was ist das jetzt genau? Hier einmal die Fakten ...

Was ist PCOS?

  • Es ist eine der häufigsten hormonellen Erkrankungen bei Frauen im gebärfähigen Alter. Es wird durch einen Überschuss an Androgenen, oft in Verbindung mit einer Östrogendominanz und einem Mangel an Progesteron, verursacht. Symptome wie Zyklusstörungen, Gewichtsschwankungen, Akne und Hirsutismus treten auf.
  • Der Name der Erkrankung bezieht sich auf die Ansammlung zystenähnlicher Follikel an den Eierstöcken, die aufgrund des häufigen Ausbleibens des Eisprungs entstehen können.
  • Die Insulinresistenz ist eine häufige Ursache für das PCO-Syndrom. Der Überschuss an Androgenen führt dazu, dass die Zellen weniger empfindlich auf Insulin reagieren, was zu einer unregulierten Erhöhung des Blutzuckerspiegels nach dem Essen führt.
  • Stille Entzündungen im Körper können ebenfalls Symptome des PCO-Syndroms verursachen. Diese können durch Nahrungsmittelintoleranzen und eine gestörte Darmflora ausgelöst werden.
  • Möglich ist auch ein Nebennieren-induziertes PCOS. Hier entstehen die Symptome durch chronischen akuten Stress, der die Produktion von Cortisol beeinflusst und zu einem Anstieg der Androgene führt.

Weitere Symptome und Infos bekommst du übrigens in diesem Artikel. 

Puh, das ist ganz schön viel zu verdauen. Das was mich tatsächlich am Tag der Diagnose am meisten beschäftigte war, dass Frauen mit PCOS zu einer Unfruchtbarkeit tendieren und Probleme haben, schwanger zu werden – und das zu hören im Alter von 22 Jahren war ein Schock. Kinder waren zu der Zeit noch gar kein Thema für mich gewesen, aber ab dann schon zu wissen, ich werde es einmal schwer haben, musste ich erstmal sacken lassen. Das Schlimmste für mich allerdings war es, dass mir meine Frauenärztin am Ende nur als Rat mit gab: "Googeln Sie Ihre Krankheit nicht. Das macht nur Angst!" Leicht gesagt als Hypochonder …

Ich verließ das Behandlungszimmer, stieg in mein Auto und die Tränen liefen und liefen und liefen. Es hat einige Tage gedauert, bis ich in den Schock der Diagnose überwunden hatte, jedoch war ich auch dankbar zu wissen, woher meine "Probleme" kommen. 

Entgegen dem Rat meiner Frauenärztin habe ich natürlich gegoogelt – na klar! Sie hatte auch Recht, viele Symptome treffen nicht auf mich zu wie zum Beispiel Übergewicht oder eine Insulinresistenz, aber der Rest passte leider zu mir. Das, was mir aber bis heute fehlte, ist richtig ernst genommen zu werden. Ich sitze da mit meinen damaligen 22 Jahren, kenne meine Diagnose, aber was nun? Bis heute mit 27 weiß ich es immer noch nicht genau. Ich habe versucht, mir Hilfe zu suchen, aber viele Ärzte und Ärztinnen sind überlaufen und nehmen eine Frau, die "nur" PCOS hat, gar nicht erst auf. 

So bekomme ich meine PCO-Symptome leicht in den Griff

Um die Symptome in den Griff zu bekommen, wird in der Endokrinologie oder auch beim Frauenarzt oder Frauenärztin häufig (leider) die Anti-Baby-Pille verschrieben, allerdings "unterdrückt" diese nur die Symptome und fasst sie nicht von der Wurzel an. 

  • Beim PCOS ist es wichtig, die eigene Lebensweise anzupassen, um langfristige Risiken und Symptome der Erkrankung zu minimieren.
  • Um meinen Blutzuckerspiegel konstant zu halten, ist es wichtig, regelmäßig etwas zu essen. Besonders das Frühstück ist von Bedeutung, da ein Verzicht bereits am Morgen zu einer erhöhten Cortisol-Produktion führen kann (das klappt bei mir mal besser, mal schlechter). Eine ausgewogene Mahlzeit sollte einen hohen Anteil an Eiweiß und gesunden Fetten enthalten, während der Kohlenhydrat-Anteil geringer ausfallen sollte. Industriezucker sollte größtenteils vermieden werden.
  • Es ist nicht erforderlich, komplett auf Kohlenhydrate zu verzichten. Beim PCOS können kleinere Mengen an Vollkornreis, Quinoa und Süßkartoffeln in Kombination mit Proteinen und Fetten konsumiert werden.
  • Bestimmte Kräutertees und Gewürze können ebenfalls helfen, die Symptome zu regulieren. Spearmint-Tee hat eine antiandrogene Wirkung, grüner Tee kann den Blutzucker positiv beeinflussen und Zimt kann den Blutzuckerspiegel regulieren. 
  • Mönchspfeffer hilft für einen regelmäßigen Zyklus.
  • Regelmäßige körperliche Bewegung unterstützt den Stressabbau und verbessert den Stoffwechsel. Hierbei sollte der Fokus aber eher auf Yoga oder auch Pilates gesetzt werden, um das Nervensystem zu entspannen. 

Und was ist mit dem Kinderkriegen?

Den Umstand zu wissen, dass ich es einmal schwer haben werde, habe ich mittlerweile verdaut. Ich weiß um das Schicksal und habe mir vorgenommen, mich in der Hinsicht niemals zu stressen – Stress ist ja sowieso der Endgegner bei dieser Krankheit. Hoffnung geben in diesem Fall tatsächlich Promis wie zum Beispiel Victoria Beckham oder Romee Strijd, die ihre Krankheit öffentlich gemacht haben und trotzdem gesunde Kinder bekommen haben.

Das, was mich allerdings täglich an das PCOS erinnert, ist meine Haut. Die Akne kommt und geht in Schüben und es ist mal besser und mal schlechter. Hier habe ich für mich noch nicht den richtigen Weg gefunden, damit umzugehen – mit 27 unter Akne zu leiden fühlt sich einfach falsch an. Allerdings arbeite ich daran. 

Fakt ist: Die hormonelle Störung lässt sich nicht heilen, aber ich kann die Symptome mit einer gesunden Lebensweise lindern und auch ein vielleicht späterer Kinderwunsch kann mit einer medizinischen Behandlung eventuell wahr werden.

Verwendete Quellen: Redaktion, NDR.de, Jolie.de, Instagram