Pille, ja oder nein? Die Jolie-Redaktion teilt ihre persönlichen Erfahrungen

Die Pille spaltet seit Jahren (oder eher Jahrzehnten) die Meinungen sämtlicher Frauen. Wir haben unseren Gedanken zum Verhütungsmittel freien Lauf gelassen und die persönlichen Erfahrungen zusammengetragen.

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Pille nehmen oder absetzen? Diese Frage haben auch wir uns bereits des Öfteren gestellt.

Bei kaum einem anderen Thema gehen die Meinungen so sehr auseinander wie bei der Antibabypille. Die meisten von uns wurden bereits in jungen Jahren über das Verhütungsmittel - mehr oder auch gerne mal weniger - aufgeklärt. Mittlerweile wird die Pille immer unbeliebter und so greifen immer mehr Frauen auf andere Maßnahmen zurück. 

Auch bei uns in der Jolie-Redaktion sorgt die Pille für ordentlich Gesprächsstoff und so haben wir alle unsere ganz eigene Story zu dem kleinen Teil mit großen Auswirkungen. Genau diese Erfahrungen und Meinungen wollen wir jetzt mit dir teilen.

Stella, Fashion-Redakteurin

Ich habe noch nie in meinem Leben die Pille genommen – und bin sehr froh über diese Entscheidung. Schon mit 14 schwärmten alle meine Freundinnen von dem "Wundermittel": Klare Haut, Kontrolle über die eigene Verhütung und obendrauf auch noch den Beginn der Periode genau vorhersagen können. Klingt traumhaft! Doch irgendwie fühlte ich mich nicht gut damit, meinem Körper Tag für Tag Hormone zuzuführen, wenn es doch auch ohne geht – für mich waren Kondome ohnehin schon immer das Mittel der Wahl. 

Also lehnte ich ab, als mir meine Gynäkologin in jungen Jahren die Pille verschreiben wollte (sowieso fraglich, wie schnell und unreflektiert jungen Mädchen die Einnahme der Pille empfohlen wird). Klar, es ist oft nervig, nicht genau zu wissen, wann die Blutung beginnt, doch ich bereue diese Entscheidung in keiner Sekunde. Denn so habe ich das Gefühl, meinen Körper gut zu verstehen und meinen Zyklus natürlich und hormonfrei tracken zu können. 

Anna-Lena, Beauty-Redakteurin

Ich habe mich nach ca. 10 Jahren dazu entschieden, die Pille abzusetzen und bin jetzt seit 5 Jahren "pillenfrei". Die Entscheidung war der beste und schlimmste Entschluss für mich zugleich. Aber von vorne! Damals entschied ich mich für die Pille nicht nur wegen der Verhütung, sondern auch, weil ich unter starker Akne litt. Mit der Pille ging sie tatsächlich komplett weg und ich hatte jahrelang einen tollen Teint. Jedoch schlichen sich mit den Jahren die einen oder anderen Nebenwirkungen in mein Leben ein, die allesamt auf die Pille zurückzuführen waren. 

Dazu gehörten ständige Müdigkeit, fast wöchentliche Migräneanfälle und starke Stimmungsschwankungen. Nach einigen Gesprächen mit meiner Frauenärztin entschied ich mich dann vor 4 Jahren die Pille abzusetzen, um meinen Körper richtig kennenzulernen ganz ohne Hormone – schließlich nahm ich seit meinen Teenagertagen Hormone ein. 

Was passierte nach dem Absetzen der Pille? Meine Haut wurde zunehmend schlechter und meine Akne kehrte zurück. Jedoch blieben die anderen Nebenwirkungen aus. Ich fühlte mich wieder "leichter" im Leben und nicht mehr wie unter einer ständigen Käseglocke gefangen. Die Migräne ist auch weniger geworden – zum Glück. 

Wie oben schon erwähnt, hatte mein Absetzen der Pille also seine guten Seiten, aber auch seine Schlechten, denn die Akne ist bis heute geblieben. Der Grund hierfür ist allerdings, dass bei mir PCOS disgnostiziert wurde, was sonst niemals herausgekommen wäre, wenn ich die Pille weiterhin genommen hätte. Um quasi die Symptome zu lindern, die die Störung des Hormonhaushaltes verursacht, könnte ich zwar wieder die Pille nehmen (was leider von vielen Ärzten und Ärztinnen empfohlen wird), jedoch habe ich mich bewusst dagegen entschieden. 

Ich kann mit unreiner Haut leben, bin aber vom Kopf her leichter und möchte die weiteren unschönen Nebenwirkungen vermeiden. Keine reine Haut der Welt ist es wert, depressive Verstimmungen oder ständige Kopfschmerzen in Kauf zu nehmen.

Jenny, Head of Fashion

Ich bin ganz ehrlich: Seitdem ich 14 Jahre alt bin, nehme ich die Pille und habe sie noch nie abgesetzt. Ich wollte sie damals unbedingt, weil alle meine Freundinnen sie bekamen und ich gehört hatte, dass die kleine, runde Pille reine Haut in der Pubertät beschert. Wenn ich mich zurückerinnere, meine ich, dass es damals keine große Entscheidung war und meine Eltern und die Frauenärztin schnell meinem Wunsch zustimmten. Inzwischen lebe ich länger mit der Pille als ohne und das ließ auch schon bei mir Fragen aufkommen: Bin ich manchmal gereizt nur wegen der Pille? Bekomme ich Pickel, sobald ich sie absetze? Und ich fragte mich sogar bereits: Würde ich auf einen ganz anderen Typ Mann stehen, wenn ich sie nicht nehme? Ich hatte einmal etwas in die Richtung gelesen …

Meine Realität ist aber, dass große Probleme mit dem umstrittenen Verhütungsmittel noch nie aufkamen. Nur das: Mit 22 Jahren setzte einmal doch die in der Pubertät erwartete Akne ein und ich wechselte die Pillenvariante. So bekam ich zu diesem Zeitpunkt die Hautunreinheiten, die auch stark meine mentale Gesundheit beeinflussten, schnell in den Griff. 

Für mich ist das Verhütungsmittel auch deshalb immer noch wichtig und derzeit nicht austauschbar. Was ich dennoch weiß? Früher oder später wird der Moment kommen, in dem ich sie nicht mehr nehme. Diesmal wird es aber nicht sein, weil Freundinnen dasselbe tun, sondern einfach, weil ich es so fühle.

Hannah, Head of Beauty

Meine Erfahrungen mit der Pille würde ich als recht turbulent bezeichnen – zum ersten Mal habe ich die herkömmliche Pille genommen, als ich 17 Jahre alt war. Der Grund? Leichte Unreinheiten, die ich mit dem Produkt bekämpfen wollte – heute wünschte ich mir, im Kampf gegen die Pickel (welche im Nachhinein wirklich alles andere als dramatisch waren) zu einer anderen Waffe, wie den richtigen Skincare-Produkten, gegriffen zu haben. Denn kurze Zeit später hatte ich mit Nebenwirkungen wie Wassereinlagerungen, Stimmungsschwankungen und Co. zu kämpfen – übrigens waren die Unreinheiten immer noch da.

Auf diese Erfahrung folgten einige Jahre ohne Pille und heute greife ich doch wieder jeden Morgen in meinen Badezimmerschrank und werfe das kleine Teil ein, obwohl ich mir geschworen hatte, es nie wieder zu tun. Einen Unterschied gibt es allerdings: Mittlerweile setze ich auf die Mini-Pille ohne Östrogen und habe deutlich weniger bis gar keine Beschwerden. Happy bin ich mit dem Ganzen dennoch nicht!

Vanessa, Visual Designerin

Ich selbst nehme eine Kombinationspille mit dem Gestagen Dienogest, auf die ich nicht mehr verzichten möchte. Schon länger leide ich an Endometriose (Gebärmutterschleimhaut, die sich außerhalb der Gebärmutterhöhle angesiedelt hat) und war sehr froh, eine passende Pille durch meine Gynäkologin gefunden zu haben, die mich nicht nur schützt, sondern auch gegen heftige Unterleibsbeschwerden hilft. Für Frauen mit Akne ist diese ebenfalls geeignet. 

Nebenwirkungen wie depressive Verstimmungen, Übelkeit oder eine Gewichtszunahme nahm ich nicht wahr. Welche Verhütungsmethode die richtige ist, sollte jede Frau, bzw. jede menstruierende Person selbst für sich herausfinden. Ein klarer Vorteil gegenüber beispielsweise einem Kondom wäre, dass keine unschönen Sex-Unfälle passieren können und man so viel entspannter miteinander intim werden kann.

Jenni, Beauty-Redakteurin

Ich habe angefangen, die Pille zu nehmen, als ich 14 Jahre alt war. Der Auslöser dafür waren so starke Periodenkrämpfe, dass ich es morgens nicht mehr zur Schule geschafft habe. Ein Gang zur Frauenärztin und die naheliegendste Lösung war, mir die Anti-Baby-Pille zu verschreiben. Über die Jahre hab ich vor allem die Vorteile gesehen: ich hatte in meiner Pubertät nie groß mit Hautunreinheiten zu kämpfen, konnte kontrollieren, wann ich meine Periode bekomme und hatte nur noch eine schwache Menstruation mit kaum nennenswerten Krämpfen.

So ging es etwa 10 Jahre weiter, bis ich starke Stimmungsschwankungen an mir wahrnahm. Zuerst dachte ich, das sei vielleicht einfach mein Charakter – ich bin eh ein sehr emotionaler Mensch. Doch es ging so weit, dass ich ständig grundlos anfangen musste zu weinen, kaum noch positive Gedanken hatte und diese Gefühle auch anfingen, meine Beziehung zu belasten. 

Ich hatte schon öfter drüber nachgedacht, komplett auf eine hormonelle Verhütungsmethode zu verzichten, hatte bis dahin aber viel zu große Angst vor den Nebenwirkungen des Absetzens. Mit 25 waren die Effekte der Hormone auf meine Stimmung jedoch viel größer als die Angst vor einer schlechten Haut oder Haarausfall, denn auch das geht irgendwann vorbei. Heute bin ich mehr als froh, diese Entscheidung getroffen zu haben!

Kyra, Head of Lifestyle

Ich habe vor fast sieben Jahren die Pille abgesetzt und es war für mich die beste Entscheidung! Doch noch mal auf Anfang. Ich habe die Pille – wie viele junge Frauen – von meiner Gynäkologin verschrieben bekommen, als ich mich dazu entschied, sexuell aktiv zu sein. "Mama, ich glaube, ich brauche die Pille", sagte ich damals zu meiner Mutter. Sie war DAS Verhütungsmittel, von dem alle sprachen, also sah ich kaum andere Optionen. Über Alternativen wurde ich in der Praxis auch nicht ausreichend aufgeklärt, also gab es direkt die Antibaby-Pille für mich.

Zehn Jahre nahm ich die Pille ein. Große Nebenwirkungen hatte ich nicht. Im Grunde war alles gut. Warum also entschied ich mich trotzdem dafür, die Pille abzusetzen? Auslöser für mein Umdenken war meine Trennung von meinem damaligen Freund, mit dem ich fast acht Jahre zusammen war. Es gab also keine akute Notwendigkeit einer Verhütung für mich, mit Männern (und Sex) wollte ich erst mal nichts zu tun haben.

Ich setzte die Pille also aus einer Laune ab und hab gar nicht groß darüber nachgedacht, was das mit meinem Körper machen könnte. Heute weiß ich, dass viele Frauen nach dem Absetzen der Pille unter dem Post-Pill-Syndrom leiden. Ich konnte jedoch kaum negative Nebenwirkungen nach dem Absetzen der Pille feststellen. Ganz im Gegenteil: Es fühlte sich an, als wäre ein (hormoneller) Schleier gelüftet worden. Ich fühlte mich irgendwie anders, irgendwie besser, irgendwie wie ich selbst. Erst da merkte ich, dass mich die Pille zehn Jahre lang auf eine gewisse Art unterdrückt hat.

Heute spüre ich jede Hormonschwankung, jede Besonderheit meines Zyklus. Ich bin eins mit meinen Hormonen und habe ein viel besseres Verständnis für meinen Körper. Und dafür bin ich unglaublich dankbar.

Tatjana, Editorial Director

Ich habe mit 15 Jahren angefangen, die Pille zu nehmen. Die Entscheidung fiel mir recht leicht, mir vom Gynäkologen die Antibabypille verschreiben zu lassen – ihm übrigens auch. Ich hatte nie wirklich mit unreiner Haut zu kämpfen gehabt, viel mehr ging es mir um die Verhütungsmethode an sich und vor allem um meine Unterleibsschmerzen, die sich durch die Pille ja leichter regulieren ließen. Ich menstruiere seit meinem 12. Lebensjahr und die Regelschmerzen waren so stark, dass ich manchmal Zuhause bleiben musste, weil ich vor Schmerz nicht aufstehen konnte.

Von meinen Freundinnen hatte ich nur Positives gehört. Dadurch, dass ich auch mit 15 Jahren meinen ersten Freund hatte, wollte ich da einfach kein Risiko eingehen und richtig geschützt sein. Doch diese Entscheidung hat mich rückblickend sehr viel Kraft und Nerven gekostet, die ich für mehr als insgesamt sieben Jahre komplett ignorierte.

Meine Unterleibschmerzen waren nicht mehr so stark, dafür ist mein Appetit extrem gestiegen. Ich hatte teilweise mein Essverhalten nicht mehr im Griff. Auf die Frage beim Gynäkologen, ob meine Gewichtszunahme mit der Pille zusammenhängen kann, sagte er nur, dass ich mich einfach besser "zügeln" soll. Mein Arzt lachte mich sogar kurz aus – diesen Moment werde ich nie vergessen. 

Ich fühlte mich hilflos und bat nur um Rat. Dabei wurde ich wenig ernstgenommen – kein schönes Gefühl, wenn du wirklich verzweifelt bist und deinen Körper absolut gar nicht mehr verstehst. Der Gynäkologe verschrieb mir darauf hin eine niedrigdosierte Pille mit weniger Östrogen.

Nach insgesamt sieben oder acht verschiedenen Pillen-Varianten "Die eh nichts ändern würden, weil sie vom gleichen Hersteller sind", litt nicht nur meine Psyche, sondern auch mein Unterleib. Ich hatte zwar einen kontrollierbaren Zyklus, dennoch waren Schmierblutungen vorprogrammiert. Und wir wissen alle, wie belastend es sein kann, wenn sie überraschend kommen und es nicht vorhersehbar ist, wann sie wieder aufhören. Teilweise zog es sich über mehrere Monate. 

Am Ende habe ich über 15 kg zugenommen und ich fühlte mich fremd in meinem Körper – dazu noch extrem missverstanden. Die Selbstzweifel wurden immer größer, meine Stimmungsschwankungen übrigens auch. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass mit meinem Körper etwas passiert, was ich schlichtweg nicht kontrollieren kann.

Der innere Kampf war so groß, dass ich die Pille, ohne mit meinem Frauenarzt darüber gesprochen zu haben, einfach abgesetzt habe.

Was ist danach passiert? Ich hatte das Gefühl, meine "Freiheit" zurückgewonnen zu haben und fühlte mich sehr schnell wieder besser und leichter. Meine Essensgewohnheiten haben sich wie von allein reguliert und ich habe angefangen meinen Körper wieder zu lieben. Ich fühlte mich nach vielen Jahren wieder wohl in meinem Körper und dieses Gefühl werde ich nie wieder hergeben wollen – für keine Pille der Welt.

Verwendete Quelle: Redaktion