Schätzungsweise zwei bis drei Prozent der deutschen Bevölkerung leiden an einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung, auch Borderline-Störung genannt. Frauen sind dabei deutlich öfter von der Erkrankung betroffen als Männer. Wir verraten dir, welches Verhalten typisch ist und woran du eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung erkennst. Außerdem erfährst du, welche Ziele bei einer Behandlung angestrebt werden und wie genau die Therapie abläuft.
Definition: Was ist "emotionale Instabilität"?
Der Begriff "emotionale Instabilität" bezeichnet eine Persönlichkeitsstörung, bei der über einen längeren Zeitraum hinweg innere Anspannung und Schwierigkeiten in der Steuerung von Emotionen auftreten. Dabei kommt es zu Problemen bei der Impulskontrolle. Bei einem Impuls handelt es sich um eine spontan ausgeübte Handlung, die vor allem durch Gefühle und Triebe ausgelöst wird. Im Fachjargon ist in diesem Zusammenhang meistens von einer sogenannten emotionalen instabilen Persönlichkeitsstörung die Rede. Dabei wird zwischen zwei Formen unterschieden, nämlich zum einen dem "impulsiven Typ", zum anderen dem "Borderline-Typ". Die erste Form zeichnet sich durch eine hohe Konfliktbereitschaft sowie stark impulsivem Verhalten aus. Bei zweiterer kommt es zusätzlich zu einem Gefühl der inneren Leere und einer veränderten Wahrnehmung des eigenen Selbst. Für die Betroffenen ist es schwer, Beziehungen aufrechtzuerhalten. Meistens tritt die emotional instabile Persönlichkeitsstörung erstmals ab dem 20. Lebensjahr auf. Insgesamt können aber sowohl Jugendliche als auch Erwachsene davon betroffen sein.
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Anzeichen und Symptome: Ab wann ist man emotional instabil?
Emotionale Instabilität kann sich auf viele verschiedenen Weisen äußern. Folgende Symptome deuten darauf hin, dass du emotional instabil bist. Sie können einzeln, aber auch gemeinsam auftreten:
- Fehlende Impulskontrolle (ungezügelte Geldausgaben, Essverhalten, exzessiver Konsum von Alkohol oder Drogen)
- Neigung zu einem aggressiven Verhalten und Wut
- Selbstverletzungen, wie beispielsweise Ritzen
- Tendenz zu emotionaler Kälte und Gefühlslosigkeit
- Sozialer Rückzug und Vernachlässigung von Beziehungen
- Ausgeprägtes Spannungsgefühl oder Angstgefühle
- Innere Leere
- Selbstentwertung, mangelndes Selbstbewusstsein oder verzerrte Wahrnehmung des Selbstbildes
- Enthemmtes Sexualverhalten
- Starke Impulsivität
- Stimmung schwankt schnell
Dringender Hinweis: Solltest du unter einem oder sogar mehreren dieser Symptome leiden, kontaktiere unverzüglich deinen Arzt oder deine Ärztin. Betroffene Menschen, die an einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung leiden, haben neben dem Leidensdruck ein erhöhtes Risiko, sich das Leben zu nehmen. Auch wenn du selbst nicht von der Erkrankung betroffen bist, sondern erste Anzeichen bei einer dir nahestehenden Person bemerkst, solltest du ihn oder sie in der Situation nicht alleine lassen. Hole dir professionelle Hilfe!
Ursache und Diagnose einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung
Wenn du bei dir ähnliche Symptome über einen längeren Zeitraum feststellst, solltest du am besten deinen Arzt oder deine Ärztin kontaktieren. Vielen Betroffenen fällt dieser Schritt aufgrund ihrer Leidensgeschichte sehr schwer. Ist die erste Hürde erst einmal überwunden, erfolgt eine detaillierte biografische Anamnese. Das bedeutet, dass deine Lebensgeschichte im Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin rekonstruiert wird. Gemeinsame arbeitet ihr deine Gefühle auf, die bei zwischenmenschlichen Beziehung entstehen sowie ihre Entwicklungen und Gefahrenpotentiale. Außerdem werden familiäre Veranlagungen identifiziert. Ursache für eine emotionale Instabilität können zum einen die Gene sein, zum anderen spielen aber auch traumatische Erlebnisse in der Kindheit eine Rolle sowie Veränderungen im Gehirnstoffwechsel. In der Regel erfolgt die Diagnose mittels moderner Klassifikationssysteme, wie beispielsweise ICD-10 und DSM-IV. Dabei handelt es sich um eine international anerkannte Klassifikation von Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme.
Behandlung: So wird eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung therapiert
Um eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung oder eine Borderline-Erkrankung zu behandeln, wird auf die Psychotherapie zurückgegriffen. Es existieren verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Ein besonders häufig angewendetes Verfahren ist allerdings die dialektisch-behaviorale Therapie (DBT), welche wir dir im Folgenden näher vorstellen. Dabei werden unterschiedliche therapeutische Ansätze aus den Bereichen der Verhaltenstherapie, der kognitiven Therapie, der Gestalt- sowie Hypnotherapie miteinander kombiniert. Das Verfahren besteht sowohl aus Einzel- als auch aus Gruppensitzungen. Insgesamt werden drei Therapiephasen durchlaufen, in denen jeweils unterschiedliche Behandlungsziele verfolgt werden.
1. Verhaltenskontrolle
In der ersten Phase erfolgt die Behandlung von Störungen der Verhaltenskontrolle. Dabei sollen Möglichkeiten identifiziert werden, die zu mehr Stresstoleranz und Gefühlskontrolle beitragen. Außerdem lernst du hier, wie du deine zwischenmenschlichen Fähigkeiten verbessern kannst sowie deine Körperwahrnehmung wieder in Einklang bringst.
2. Aufarbeitung des emotionalen Erlebens
In der zweiten Therapiephase steht die Bearbeitung von Störungen des emotionalen Erlebens an. Belastende Erlebnisse und Lebensereignisse werden hier aufgearbeitet. Dabei geht es nicht darum, die traumatischen Erfahrungen erneut zu durchleben, sondern vielmehr diese zu akzeptieren und zu lernen, wie mit ihnen umgegangen werden kann.
3. Probleme der Lebensführung
In der dritten Phase erfolgt das Einüben der gelernten Methoden im Alltag. Insbesondere Stressreduktionstrainings sind dabei eine bewährte Möglichkeit, um das Erlernte praktisch umzusetzen.
Verwendete Quellen: psychitherapie-neumuenster.de, gesundheit.gv.at
