Im Jahr 2020 hat sich die Welt schlagartig verändert: Corona hat uns in den Lockdown gezwungen, Schulen, Unis und öffentliche Einrichtungen waren plötzlich geschlossen. Während diese Zeit bei uns allen Spuren hinterlassen hat, musste eine Generation besonders leiden: Gen Z (ca. 1997 bis 2012). Durch jahrelanger Isolation wurden vielen Teenagern und jungen Erwachsenen wichtige Erfahrungen, die essenziell für eine gesunde Entwicklung sind, verwehrt. In der post-pandemischen Zeit kamen dann noch zusätzliche Stressfaktoren hinzu: wirtschaftliche Instabilität in Verbindung mit sprunghaft steigenden Lebenshaltungskosten, geopolitische Verwerfungen in Europa, zunehmende soziale Ungleichheit und lauter werdende Warnrufe zur Klimakrise.
Kein Wunder, dass sich der Forschung zufolge die psychische Gesundheit der Gen Z in den letzten Jahren verschlechtert hat. Dass es eher schlecht um die Mental Health junger Erwachsener steht, bestätigt auch eine aktuelle Studie von Discord, der Plattform für Sprach-, Video- und Textkommunikation. Es wurden über 3.000 Mitglieder der Generation Z im Alter von 18 bis 25 Jahren in Großbritannien, Frankreich und Deutschland (1.016 in DE) befragt. Zudem nahmen insgesamt 1.621 Eltern der Gen Z teil (531 in DE).
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3 der 4 führenden Emotionen der Gen Z sind negativ
Der Studie zufolge geben 48 % der deutschen Gen Z zu, sich im vergangenen Halbjahreszeitraum ängstlich oder gestresst gefühlt zu haben. Die Studie belegt auch deutlich, dass wirtschaftliche und gesellschaftliche Faktoren einen negativen Einfluss auf die mentale Gesundheit junger Erwachsener haben: 40 % der Gen Z geben an, sich durch den Klimawandel bedroht zu fühlen, 42 % spüren die Auswirkungen der sozialen Ungerechtigkeit. Der Faktor, der sich am negativsten auf die psychische Gesundheit deutscher junger Erwachsener auswirkt, sind jedoch die hohen Lebenshaltungskosten mit 56 %.
Was ebenfalls interessant ist: Betrachtet man alle untersuchten europäischen Länder, besteht eine Diskrepanz in der Wahrnehmung zwischen Eltern und ihren Kindern: Während die Eltern glauben, dass ihre Gen-Z-Kinder (im Alter von 18 bis 25 Jahren) überwiegend positive Gefühle haben, nennt die Gen Z selbst unter ihren vier wichtigsten Gefühlszuständen drei negative: ängstlich, wütend und einsam.
Online-Angebote bislang ungenutztes Potenzial
Dass professionelle Unterstützung bei mentalen Problemen hilfreich und wichtig ist, ist allgemein bekannt. Das größte Hindernis stellt laut 38 % der Befragten Gen Z jedoch der Mangel an Fachkräften für persönliche Termine dar. Und tatsächlich: Im Schnitt warten Betroffene rund fünf Monate auf eine therapeutische Behandlung. Die Nachfrage nach Psychotherapien ist seit der Corona-Krise in Deutschland um etwa 40 Prozent gestiegen, so die Deutschen Psychotherapeutenvereinigung.
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Umso wichtiger, auch Online-Angebote in Anspruch zu nehmen und diese zu fördern. Diese können zwar keine Therapie ersetzen, aber zumindest die Wartezeit verkürzen. Welche digitalen Hilfsangebote es genau gibt, wissen viele Deutsche jedoch nicht. 86 % der deutschen Gen Z und 94 % ihrer Eltern können keine Online-Ressourcen zur Unterstützung der psychischen Gesundheit nennen. Dies ist der höchste Wert unter ihren europäischen Altersgenossen (FR: 82 % und 92 % / UK: 60 % und 64 %).
Eine Liste mit Online-Therapieangeboten ist zum Beispiel auf therapie.de abrufbar. Hier finden Betroffene und Angehörige wichtige Ressourcen zur Förderung der psychischen Gesundheit. Auch die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention bietet eine Übersicht über digitale Angebote. Letztendlich müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen, um das Bewusstsein für die Thematik zu schärfen und Unterstützungsangebote für alle zugänglich zu machen – so ist bereits ein wichtiger Schritt getan, um die mentale Gesundheit der jungen Generation zu verbessern.
Verwendete Quellen: Discord, dptv.de