Beziehung am Arbeitsplatz: No-Go oder erlaubt?

Beziehung am Arbeitsplatz: No-Go oder erlaubt? Diese Regeln solltest du beachten

Verliebt in den Kollegen oder gar in den Chef? Ob eine Beziehung am Arbeitsplatz funktionieren kann und was es zu beachten gibt, liest du hier.

Wir können nicht beeinflussen, wo und wann wir uns verlieben. Manchmal passiert es im Freundeskreis, im Club, beim Einkaufen… oder eben auf der Arbeit. Das zeigt auch eine repräsentative Studie des Unternehmens Viking in Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut OnePoll aus dem Jahr 2018. 42 % der 1000 Studienteilnehmer und -teilnehmerinnen gaben an, dass sie bereits mit einem Kollegen oder einer Kollegin ausgegangen sind. 32 % haben sogar schon einmal jemanden aus dem Arbeitsumfeld geküsst.

Dass es auf der Arbeit funken kann, ist nicht verwunderlich – schließlich verbringen wir einen Großteil unseres Tages dort und lernen unsere Kollegen und Kolleginnen relativ gut kennen. Aber ist eine Beziehung am Arbeitsplatz rechtlich erlaubt? Und was muss ich dabei beachten? Hier erklären wir dir alles, was du wissen musst.

Ist eine Beziehung am Arbeitsplatz verboten? Das sagt das Arbeitsrecht

Auch wenn Beziehungen im Job nicht unbedingt gerne gesehen sind, sind sie gesetzlich nicht verboten. Trotzdem versuchen manche Arbeitgeber, eine entsprechende Klausel in den Arbeitsvertrag zu integrieren – in den USA sind solche Paragrafen häufig zu finden. Hierzulande sind sie rechtlich gesehen jedoch ungültig, denn Liebe ist Privatsache und durch das Grundgesetz geschützt. Im Streitfall sind solche Regelungen im Arbeitsvertrag deshalb oft wirkungslos. Eine fristlose Kündigung aufgrund einer Beziehung am Arbeitsplatz ist nicht möglich. 

Trotzdem solltest du darauf achten, dass du deine Arbeit nicht vernachlässigst. Wer ständig mit dem Kollegen oder der Kollegin rumknutscht, sich auf den x-ten Kaffee am Tag trifft, den gemeinsamen Urlaub plant oder andere private Angelegenheiten im Job erledigt, verletzt seine arbeitsvertraglichen Pflichten. Der Vorgesetzte kann dann eine Abmahnung verteilen – oder eine Versetzung anordnen.

Muss ich meine Beziehung dem Chef mitteilen?

Du bist grundsätzlich nicht dazu verpflichtet, deine Liebesbeziehung zu einem Kollegen oder einer Kollegin offenzulegen. Ein Kündigungsgrund ist das erst recht nicht. Trotzdem kann es sinnvoll sein, denn eine Beziehung oder eine Affäre kommt laut der IG Metall in rund 80 % der Fälle ohnehin ans Licht. Außerdem kostet die Geheimhaltung viel Energie. Sowohl die Arbeitsleistung als auch die Partnerschaft können darunter leiden. Besser ist es also, am Arbeitsplatz mit offenen Karten zu spielen und einen konstruktiven Umgang miteinander zu finden.

Darf ich eine Beziehung mit dem Chef eingehen?

Auch hier gilt: Es ist nicht verboten, als Arbeitnehmer bzw. Arbeitnehmerin mit dem Chef oder der Chefin zusammen zu sein. Wenn jedoch ein strafbares Verhalten gegeben ist, kann eine fristlose Kündigung drohen. Zum Beispiel, wenn der/die Untergebene minderjährig ist und der/die Vorgesetzte sexuelle Handlungen vornimmt oder vornehmen lässt. Auch eine Strafbarkeit wegen sexueller Nötigung ist möglich. 

Beziehung am Arbeitsplatz: Vor- und Nachteile

Du hast dich in einen Kollegen, eine Kollegin oder gar in deinen Chef/deine Chefin verliebt und befindest dich im Interessenkonflikt? Du bist dir nicht sicher, ob daraus eine feste Partnerschaft entstehen soll? Diese Pro-Contra-Liste kann dir bei deiner Entscheidung helfen. 

Vorteile

  • Ihr verbringt viel Zeit miteinander. Vermutlich habt ihr ähnliche Arbeitszeiten und könnt gemeinsam zur Arbeit fahren und wieder gehen.
  • Du hast auf der Arbeit jemanden, der zu dir hält.
  • Wenn es auf der Arbeit Stress gibt, kann dir dein Partner oder deine Partnerin Kraft geben. Und da er/sie das Unternehmen selbst kennt, wird er/sie dich besser verstehen und dir gute Ratschläge geben können.
  • Wenn ihr den gleichen Job habt, verfolgt ihr vermutlich ähnliche Interessen. Das ist eine gute Basis für eine Liebesbeziehung. Außerdem werdet ihr immer Themen finden, über die ihr reden könnt.

Nachteile

  • Es besteht die Gefahr, dass ihr auch in eurer Freizeit über den Job redet und nie gänzlich abschalten könnt.
  • Wenn ihr euch trennt, wird es ziemlich unangenehm, denn ihr müsst euch weiterhin auf der Arbeit sehen. Im Falle einer Trennung solltet ihr mit diesen Konsequenzen leben können.
  • Ihr macht euch zur Zielscheibe für Tuscheleien und im schlimmsten Fall sogar für Mobbing.
  • Konkurrenzkampf ist nicht ausgeschlossen.
  • Kommt es zum Streit vor den Kollegen und Kolleginnen, kann das zu einer Spaltung innerhalb des Teams führen, da sich jeder auf verschiedene Seite schlägt. Das wird dem/der Vorgesetzten garantiert nicht gefallen.
  • Bist du mit dem Chef oder der Chefin zusammen, gehen deine Kollegen und Kolleginnen vermutlich anders mit dir um. Gut möglich, dass sie dir unmoralische Absichten vorwerfen und zumindest in der Anfangsphase auf Abstand gehen.

Auch interessant: Unzufrieden im Job: Gehen oder bleiben?, Abfindung bei Kündigung und Soft Skills

Beziehung am Arbeitsplatz: 5 wichtige Tipps

Wie du siehst, gibt es viele Vor- und Nachteile einer Beziehung am Arbeitsplatz. Wenn ihr euch trotzdem dazu entscheidet, eine Partnerschaft einzugehen, solltet ihr folgende Tipps beherzigen:

1. Beziehung offenlegen

Wenn ihr eure Beziehung öffentlich macht, beugt ihr Missverständnissen und Gerüchten vor. Natürlich bleibt es euch selbst überlassen, doch in den meisten Fällen ist dies eine sinnvolle Entscheidung. Ehrlichkeit kommt übrigens auch im Team besser an. Und meistens ahnt die Kollegschaft ohnehin schon etwas.

2. Beruf und Privatleben trennen

Private Angelegenheiten sollten nicht im Job besprochen werden. Auch persönliche Konflikte vor der Belegschaft oder vor dem Chef bzw. der Chefin auszutragen, ist ein absolutes No-Go. Das verschlechtert nicht nur die Stimmung zwischen euch als Paar, sondern vermiest auch die Laune der anderen. Wartet am besten, bis ihr wieder zu Hause seid und führt dort ein klärendes Gespräch. Mehr dazu hier: Richtig streiten: 5 goldene Regeln für ein gelungenes Streitgespräch mit dem Partner.

3. Küssen, Flirten und Co. vermeiden

Im Job solltet ihr professionell bleiben. Zärtlichkeiten auszutauschen, wie etwa Händchen halten, Küssen oder ständiges Kichern, ist im beruflichen Kontext nicht angebracht und kann den Kolleginnen und Kollegen auf die Nerven gehen. So seid ihr schnell das Lästerthema Nummer 1 im Büro. Keine schöne Situation.

4. Zeit mit anderen Kollegen verbringen

Apropos andere Kolleginnen und Kollegen: Achtet darauf, dass ihr trotz rosaroter Brille Zeit mit den anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verbringt. Sonst schließt ihr euch aus der Gemeinschaft aus. Und wenn die Beziehung irgendwann scheitern sollte, stehst du alleine da. Setze dich zum Mittag also nicht ständig zu deinem Schatz, sondern unterhalte dich auch mit anderen aus dem Unternehmen.

5. Keine Bevorzugungen

Dieser Punkt ist vor allem wichtig, wenn es sich um eine Partnerschaft über unterschiedliche Hierarchieebenen hinweg handelt. Leistungsbewertungen, Gehaltserhöhungen oder Beförderungen müssen immer objektiv bleiben. Sei dir im Klaren, dass die Beziehung keinen Einfluss auf deinen Karriereweg haben darf. Denn sonst kann es durch den Machtmissbrauch schnell zu Problemen kommen – entweder mit jemandem, der noch eine Hierarchieebene über euch steht, oder mit der restlichen Belegschaft, die dieses Verhalten zu Recht als unfair empfindet.

Frau bedient Taschenrechner
Verdienst du mehr oder weniger als die meisten Angestellten? Wir erklären dir hier, wie hoch das Durchschnittsgehalt in Deutschland ist - und welche Aussagekraft es hat. Weiterlesen

Verwendete Quellen: igmetall.de, news.kununu.com, blog.viking.de

Lade weitere Inhalte ...