Vulvodynie: Ursachen, Symptome und Behandlung bei Schmerzen im Vulva-Bereich

Vulvodynie: Mögliche Ursachen, Symptome und Behandlung bei Schmerzen im Vulva-Bereich

Wenn es im Vulva-Bereich chronisch juckt und brennt, kann Vulvodynie dahinterstecken. Was diese Erkrankung ausmacht, woher sie kommt und was hilft, liest du hier.

Fünf bis zehn Prozent der Menschen, die eine Vulva haben, sind einmal im Leben von dieser noch größtenteils unerforschten Erkrankung betroffen: Vulvodynie. An den äußeren Geschlechtsorganen juckt, sticht und brennt es dann ohne auffindbare Ursache – und nicht einmal die meisten Ärztinnen und Ärzte kennen sich mit dieser Erkrankung richtig aus. Es wird vermutet, dass körperliche, emotionale sowie psychische Faktoren eine Rolle für den Ausbruch von Vulvodynie spielen. Hier findest du Informationen über das genaue Krankheitsbild, die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.

Was ist Vulvodynie?

Frauen bzw. Menschen mit Vulva bereitet Vulvodynie einen hohen Leidensdruck. Sie leben mit ständigen Schmerzen im Bereich der Vulva, die den Venushügel, die Schamlippen und die Klitoris umfasst. Zugleich kommt es zu starkem Juckreiz, Brennen, Trockenheit, Wundsein und Stechen. Fragt man Betroffene, wie sie die Symptome beschreiben würden, werden oft Vergleiche wie Nadelstiche oder Messerschnitte herangezogen.

Aus gynäkologischer und dermatologischer Sicht lassen sich bei den meisten Vulvodynien keine organische Ursache für die belastenden Symptome finden. Vulvodynie tritt meist bereits in jungen Jahren auf, oft nach der ersten Menstruation. Aber auch im späteren Leben kann Vulvodynie noch zum Problem werden. Die Beschwerden machen sich dann nicht nur beim Geschlechtsverkehr bemerkbar (der durch die starken Schmerzen ohnehin kaum möglich ist), sondern schon bei normaler Beanspruchung wie Sitzen, Radfahren, dem Tragen bestimmter Kleidung oder dem Einführen eines Tampons.

Formen von Vulvodynie

Es existieren verschiedene Ausprägungen und Formen der Krankheit Vulvodynie:

  1. Es kann sein, dass der ganze Bereich der Vulva betroffen ist. Diese Form wird auch generalisierte Vulvodynie genannt.
  2. In vielen Fällen ist aber nicht die gesamte Vulva betroffen, sondern nur bestimmte Stellen, auch lokalisierte Vulvodynie genannt. Die Symptome treten am häufigsten am Scheideneingang und an den kleinen und großen Schamlippen auf, auch Vestibulodynie genannt.
  3. Schmerzt stattdessen nur die Region der Klitoris, lautet der Fachbegriff Klitorodynie.

Auslöser für die Schmerzen im Vulva-Bereich können mechanische Reize sein. Dazu zählen Berührung, Druck oder Reibung durch Geschlechtsverkehr oder enge Kleidung. Diese Art der Vulvodynie wird in Fachkreisen als provozierte Vulvodynie beschrieben. Das Gegenstück zur provozierten, durch mechanische Einwirkungen ausgelöste Vulvodynie ist die spontane Vulvodynie – für sie sind keine äußeren Reize nötig, die Schmerzen treten auch ohne Berührung auf. Die provozierte und spontane Vulvodynie können aber auch in Wechselwirkung stehen oder gemeinsam auftreten.

Zusätzlich unterscheiden Ärztinnen und Ärzte zwischen der primären Vulvodynie, die ohne deutliche Auslöser auftritt, und der sekundären Vulvodynie, bei der eine andere Erkrankung als Grund für die Beschwerden identifiziert werden kann. Beispiele wären hier das Entwickeln einer Vulvodynie nach Genitalinfektionen, Blasenentzündungen oder Hauterkrankungen.

Das sind die Symptome bei Vulvodynie

Die genauen Symptome und deren Intensität und Dauer sind von Vulva zu Vulva unterschiedlich und sollten immer individuell von einer Fachärztin oder einem Facharzt abgeklärt werden. Viele Frauen klagen aber über ein ähnliches Beschwerdebild. Wir haben dir hier die häufigsten Symptome von Patientinnen zusammengefasst:

  • Juckreiz, Stechen, Brennen, Spannen und allgemeine Schmerzen auf der Haut vom Schamhügel bis zum After, in manchen Fällen auch bis in die Vagina hinein
  • Schmerzen beim Wasserlassen oder Blut im Urin
  • Ständiges Gefühl von Trockenheit und Rauheit
  • Der Schmerz kann nicht wirklich lokalisiert werden
  • Druck und Berührung am äußeren Geschlechtsorgan sind so schmerzhaft, dass das Tragen von Unterwäsche als unangenehm empfunden wird
  • Gehen und längeres Sitzen sind mit Schmerzen verbunden
  • Geschlechtsverkehr mit Penetration ist entweder sehr schmerzhaft oder unmöglich
  • Tampons lassen sich nicht einführen
  • Bauchschmerzen, Blähbauch, Verstopfung oder Durchfall
  • Teilweise Sensibilitätsstörungen

Vulvodynie: Das sind mögliche Ursachen

Erst im Laufe der letzten Jahre ist die Vulvodynie als Krankheit in den Fokus der Fachmedizin gerückt - und trotzdem ist bis zum heutigen Tag nur wenig über sie bekannt. Vermutet wird, dass dich eine Vulvodynie aus dem Zusammenspiel mehrerer gesundheitlichen Faktoren entwickelt. Dazu gehören beispielsweise Entzündungen, Überreaktionen des Immunsystems, oder ein generell erhöhtes Schmerzempfinden der Patientin.

Eine große Rolle spielen bei der Vulvodynie fast immer seelische und emotionale Belastungen aus der Gegenwart oder auch aus der Vergangenheit. Über die Möglichkeit einer solchen Ursache sollte auch mit der Gynäkologin oder dem Gynäkologen ehrlich gesprochen werden, damit in diesem Fall auf weitere körperliche Untersuchungen verzichtet werden kann.

Auslöser für eine Vulvodynie können neben psychischen Ursprungs aber ebenso Bakterien, Viren, Hauterkrankungen oder Nervenerkrankungen sein. Aus diesem Grund können bei der Diagnostik und Behandlung von Vulvodynien neben Ärztinnen und Ärzten der gynäkologischen Fachrichtung auch Spezialisten und Spezialistinnen aus Dermatologie, Neurologie, Physiotherapie und Psychotherapie beteiligt sein. Hier findest du eine Übersicht über die möglichen Ursachen einer Vulvodynie. Beachte aber, dass auch andere, unbekannte Gründe hinter einer Vulvodynie stecken können.

Mögliche Gründe:

  • Genetische Veranlagung
  • Vaginale Hauterkrankungen wie Pilzinfektionen, bakterielle Infektionen (Vaginose) oder Feigwarzen
  • Schwache Beckenbodenmuskulatur und Schwächung des Beckenbodens
  • Komplizierte vaginale Geburt
  • Schädigung von Nerven im Beckenbereich
  • Störung der Schmerzverarbeitung
  • Überempfindlichkeit gegen die eigene Vaginalflora
  • Hautreizungen durch Intimpflegemittel oder die falsche Benutzung von Seife

Was hilft bei Vulvodynie?

Zuerst ist wichtig zu erwähnen, dass du bei Beschwerden im Vulvabereich – besonders, wenn das Jucken und die brennenden Schmerzen unerklärlich sind und über einen längeren Zeitraum hinweg nicht besser werden - eine Gynäkologin oder einen Gynäkologen aufsuchen solltest. Nach der Diagnose Vulvodynie gibt es dann mehrere Möglichkeiten der Behandlung, die miteinander kombinierbar sind, wie zum Beispiel bestimmte Medikamente, Physiotherapie oder Psychotherapie.

Da die Erkrankung meist chronisch verläuft, geht es für den organischen Beschwerdeherd aber erstmal um die Symptomkontrolle. Insgesamt fällt die Prognose sehr unterschiedlich aus: Oft gelingt es, die Beschwerden zu lindern, dabei sind Rückfälle aber keine Seltenheit. Von psychischer Seite sollte über eine langfristige Lösung, zum Beispiel eine Psychotherapie nachgedacht werden. Möglichkeiten einer medikamentösen Behandlung sehen so aus:

Pharmakotherapie

Bei der Pharmakotherapie werden nicht nur die Gynäkologin oder der Gynäkologe, sondern auch der Schmerztherapeut oder die Schmerztherapeutin einbezogen. Da es für die Therapie noch keine grundsätzlichen Regeln oder Empfehlungen gibt, kommen als Behandlung folgende Medikamente infrage:

  • Schmerzmittel (NSAR, Opioide, Lokalanästhesie beispielsweise mit Lidocain)
  • Antidepressiva mit schmerzlindernder Eigenschaft wie Amitriptylin
  • Behandlung der begleitenden Erkrankungen, also des Reizdarms oder der Pilzinfektion der Scheide
  • Injektionen mit Botulinumtoxin
  • Antikonvulsiva zur Herabsetzung der Empfindsamkeit für den Schmerz und den Juckreiz
  • Muskelrelaxanzien

Operative Behandlung

Lediglich in Ausnahmefällen und nach langer, erfolgloser Therapie, kann eine chirurgische Entfernung der betroffenen Stellen in Betracht gezogen werden.

Wieso ist Vulvodynie so unbekannt?

Wie bereits erwähnt, betrifft die Vulvodynie laut Studienergebnissen mindestens fünf Prozent der Frauen einmal in ihrem Leben. Dabei ist umstritten, ob es sich bei der Vulvodynie um eine Krankheit handelt, oder ob sie als komplexes Beschwerdebild klassifiziert werden sollte. Viele Fachleute erkennen die Vulvodynie aber mittlerweile als eigene Erkrankung im Schnittpunkt zwischen Gynäkologie, Dermatologie und Psychosomatik an.

Dadurch, dass einerseits Erkrankungen der Vagina und Vulva langsamer und später erforscht wurden als "männliche" Beschwerdebilder, und dass andererseits klassisch "weibliche" Erkrankungen oft noch abgetan oder nicht ernst genommen werden, wundert es leider nicht, dass viele Haus-, Haut- und Frauenärzte nicht ausreichend über diese Erkrankung wissen. Da die Symptomatik zusätzlich so komplex und individuell ausfällt, muss oft lange gesucht werden, bis die Diagnose Vulvodynie gestellt werden kann. Informiere dich deshalb selber zusätzlich vorab, damit schnell eine Lösung für die Beschwerden gefunden werden kann.

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Verwendete Quellen: usz.ch, apotheken.de, deumavan.com

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