Das Thema Körperhygiene und die Hygiene im eigenen Heim sollte für die meisten kein Fremdwort sein. Vom täglichen Zähneputzen und Duschen über das Staubsaugen und Abwaschen bis hin zur Wäsche und Aufräumen im Haushalt – viele Menschen legen großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres und ein sauberes zu Hause. Doch eine Sache wird dabei oftmals vernachlässigt: die eigenen Gefühle, Gedanken und Wahrnehmungen. Denn Unordnung gibt es nicht nur in der Küche oder im Schlafzimmer, auch in unserem Inneren gibt es immer mal wieder Chaos, Stress und Unbequemlichkeiten, die unsere seelische Gesundheit belasten. Doch genau in solchen Situationen kommt die Psychohygiene ins Spiel. Was es damit auf sich hat und wie du deinem Geist damit etwas Gutes tust, erfährst du hier.
Psychohygiene: Was ist das?
Der Begriff "Psychohygiene" wurde 1901 vom deutschen Psychiater Robert Sommer ins Leben gerufen. Was sein Gedanke dazu war? Negative Einflüsse, Chaos und stressige Situationen, denen wir Menschen fast täglich ausgesetzt sind, müssen doch auch irgendwie beseitigt und bekämpft werden. Die Psychohygiene soll also nicht nur dabei helfen, dass negative Eindrücke richtig verarbeitet werden, sondern dass wir irgendwann auch in der Lage dazu sind, dass uns solche Erlebnisse gar nicht erst stören und mitnehmen.
Demnach handelt es sich bei Psychohygiene um Schritte und Maßnahmen, die dabei helfen sollen, die Seele "aufzuräumen" und die geistige Gesundheit zu stärken, damit endlich von angestauten negativen Emotionen, Stress, Sorgen, Ängsten und Zweifel losgelassen werden kann. Du achtest also auf die Hygiene deines Inneren.
Psychohygiene: Keine Wunderstrategie, die von heute auf morgen wirkt
Die Kunst der Psychohygiene ist allerdings nicht etwas, was du von heute auf morgen erlernen kannst. Tatsächlich gibt es hier gewisse Übungen, die du regelmäßig für einen längerfristigen Zeitraum befolgen musst, um Ergebnisse zu sehen. Disziplin und Geduld sind hierbei also ein Muss, zumal es auch nicht immer ganz einfach ist. Du musst dich deinen Gefühlen und Gedanken bewusst gegenüberstellen und auseinandersetzen, um die Ursachen herauszufinden. Erst wenn dieser essenzielle Schritt gemeistert wurde, kann es mit der Psychohygiene, also der Reinigung deiner Seele beginnen.
Psychohygiene: 5 einfache Übungen, die deiner seelischen Gesundheit guttun
Stress kann sich schnell anstauen, vor allem dann, wenn du negative Gedanken, Gefühle und Co. unterdrückst und mit niemandem darüber sprichst. Je länger du sie ignorierst und wartest, umso schwieriger werden dir die Übungen fallen. Je schneller du sie allerdings akzeptierst und bereit bist, ihnen zu stellen, umso einfacher werden die Psychohygiene Übungen für dich sein. Hier kommen fünf Optionen, die dich bei der Psychohygiene unterstützen und zur Pflege deiner Seele und deines Geistes beisteuern.
1. Journaling
Gedanken können ganz schön angsteinflößend sein. Wir stellen uns meist das Schlimmste vor und malen uns üble Szenarien auf. Dabei können wir uns schnell in eigenen Gedanken verrennen und machen uns somit nur noch verrückter. Um diesem Rattenschwanz ein Ende zu bereiten, macht es Sinn, seine Sorgen aufzuschreiben, denn dadurch ziehst du diese bildlich aus deinem Kopf und wirfst sie auf ein Blatt Papier, wodurch das Chaos in deinem Inneren abschwächt. Du hast deine negativen Gedanken nun vor dir liegen und kannst sie lesen. In den meisten Fällen wird dir klar, dass es doch gar nicht so schlimm ist und du eventuell übertrieben hast. Mache es dir zur Angewohnheit, täglich oder zumindest regelmäßig ein Journal zu führen und deine Gedanken aufzuschreiben.
2. Belohne dich
Das Selbstwertgefühl und psychische Gesundheit kann schnell leiden, wenn du entweder im Job oder im privaten Umkreis Großes leistest, aber keine Anerkennung oder Lob dafür bekommst. Die Motivation und der Spaß an Dingen kann deswegen schnell flöten gehen. Du bist allerdings nicht immer von Feedback anderer abhängig. Anstatt dich auf das Lob anderer zu fokussieren, nimm Dinge selbst in die Hand und tue dir selbst etwas Gutes. Belohne dich bei Meilensteinen doch einfach mal selbst und pushe so dein Selbstbewusstsein.
3. Treffe dich mit Vertrauenspersonen
Gerade in einer Lebensphase, in der nicht alles nach Plan läuft und du dich ausgelaugt, hilflos und kaputt fühlst, ist es so wichtig, dass du nicht alles alleine in dich hineinfrisst. Manchmal sind die Sorgen im eigenen Kopf so groß, doch sobald du sie aussprichst, scheinen sie plötzlich ganz klein zu sein. Nimm dir also bitte die Zeit, um dich mit einer Vertrauensperson zu treffen, die ein offenes Ohr für dich hat und mit ihr über deine Probleme zu sprechen. Das kann dein bester Freund, Freundin, Partner, Partnerin, Schwester, Bruder, Mutter, Vater, Nachbar, Kollege oder Kollegin sein. Dein Gegenüber kann dir Rat, Unterstützung und Liebe schenken, also genau das, was du jetzt benötigst. Du wirst merken, dass du dich danach viel "leichter" und besser fühlen wirst.
4. Akzeptiere dich
Ansprüche an sich selbst zu haben, ist alles andere als falsch, sie sind sogar wichtig. Doch unrealistische Ansprüche und überperfektionistisch zu sein, kann dazu führen, dass du schnell enttäuscht wirst und dich nur weiterhin unter Druck stellst. Lerne dich zu akzeptieren, wie du bist – mit deinen Stärken und Schwächen. Es ist nämlich vollkommen in Ordnung, nicht perfekt zu sein. Das macht dich schließlich individuell und einzigartig.
5. Plane eine Me-Time
Sich Zeit für sich selbst zu nehmen, wenn alles zu viel wird, ist nicht immer einfach, dafür aber sehr wichtig. Es muss nicht immer direkt ein Urlaub in die Ferne sein. Ein kleines Getaway mit den Liebsten übers Wochenende, ein entspannter Spa-Tag für deinen Körper, deine Seele und deine Psyche oder eine kurze Meditation, wenn es schnell gehen muss, kann wahre Wunder bewirken. Fokussiere dich nur auf dich selbst und versuche kommende Pflichten, Termine und Projekte auszublenden.
Wann sollte ich Psychohygiene ernst nehmen?
Doch was, wenn du dir gar nicht bewusst bist, ob du auf deine Psychohygiene Acht geben musst? Vielleicht nimmst du den Stress und die Belastungen in deinem Leben aktiv gar nicht wahr, weil du ihn unterdrückst und deine psychische Gesundheit oder sogar dein Körper im Unterbewusstsein leidet. Vielleicht möchtest du aber auch einfach nur sichergehen und wissen, in welchen Fällen eine seelische Reinigung von Vorteil wäre. Wenn dir die folgenden Szenarien bekannt vorkommen und du ihnen sogar ganz stark zustimmen kannst, dann solltest du die oben genannten Maßnahmen zur Achtsamkeit auf jeden Fall in Betracht ziehen.
- Du sagst Ja zu Dingen, obwohl du lieber Nein gesagt hättest.
- Du arbeitest nach Feierabend weiter.
- Der Gedanke an die Zukunft bereitet dir regelmäßig Angst und Sorgen.
- Du fühlst dich von Kleinigkeiten schnell gestresst.
- Du stehst immer unter Zeitdruck.
- Du hast das Gefühl, dass du keine Routine hast und zu viel in deinem Leben passiert.
- Du leidest mit anderen zu sehr mit.
- Du fühlst dich ständig müde, kaputt und ausgelaugt.
- Du leidest unter Schlafstörungen
- Du hast keine Freizeit.
- Du unterdrückst Probleme und lenkst dich stattdessen mit der Arbeit oder anderen Dingen ab.
- Du sprichst mit niemandem über deine Gefühle.
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Verwendete Quelle: karrierebibel.de
