
Yoga, Meditation, Affirmationen, Journaling – auf dem Weg zur Selbstoptimierung habe ich schon einiges ausprobiert. Und damit bin ich nicht alleine. Ja, es gibt gerade einen regelrechten Selbstoptimierungs-Hype, der längst auch Hollywood erreicht hat. Wer sie beste Version seiner selbst sein will, trainiert nicht nur seinen Körper oder arbeitet an seiner Psyche, er heilt auch seine Aura. Rita Ora und Margot Robbie – sie beide schwören auf das sogenannte Aura-Screening.
Ich bin neugierig: Was steckt wirklich hinter dem Hype? Sorgt so ein Aura-Screening tatsächlich für mein spirituelles Erwachen? Oder ist doch alles nur Hokuspokus?
"Wir sind nicht nur dieser Körper"
Um das herauszufinden, habe ich mich mit Nadine Többen in Hamburg getroffen. Sie ist schon seit vielen Jahren in der Energiearbeit tätig, neben der Aurabehandlung ist sie auch in Reiki ausgebildet. Ein absoluter Energie-Profi also – genau das, was ich am Anfang meiner spirituellen Reise brauche.
Ihre – wie sie es nennt – "Soul Klienten" kommen aus ganz unterschiedlichen Gründen zu ihr: "Entweder haben sie 'Problemchen', die sie schon auf verschiedene Arten versucht haben, anzugehen. Trennungen, Probleme im Job ... aber es kommen auch natürlich die Spirituellen, die schon Bescheid wissen, wie man mit energetischen Feldern arbeitet. Und ich habe auch Menschen bei mir, die tatsächlich nur neugierig sind".
Ich zähle wohl zu Letzteren. Doch Nadine gibt mir direkt das Gefühl, dass ich mich hier bei ihr in ihrer Praxis in Uhlenhorst wohlfühlen und öffnen kann. Ich entscheide mich also direkt zu Beginn unserer Session, mich auf alles, was in den nächsten 60 Minuten vor mir liegt, einzulassen. "Wir sind nicht nur dieser Körper", betont sie. Und sie arbeitet gleich auch nicht mit mir wie ein Personal Trainer im Gym an meinen Bauchmuskeln, sondern an meinem feinstofflichen Energiefeld.
3, 2, 1 Cheese!
Um sich ein Bild von meiner Aura zu machen, erstellt Nadine erst einmal ein Aurafoto von mir. Dafür muss ich meine Hand auf einen Sensor legen, der Computer macht den Rest. Ein paar Anläufe braucht es, bis sich ein eindeutiges Bild ergibt. "Bei dir war es direkt klar. Du hast mir von Anfang an ein komplett rotes Aurafeld gezeigt", verrät mir Nadine.
Doch was heißt das jetzt? "Die roten Persönlichkeiten, sind die Persönlichkeiten, die sehr viel Kraft haben, Power, wo viel Liebe im Feld ist, die willensstark sind, Ziele umsetzen können, die auch an Neuanfänge denken". Und auch Orange ist auf meinem Aurabild zu sehen. "Die orangen Persönlichkeiten sind die, die viel Lebensfreude haben, Kreativität, Genuss, Leichtigkeit, die sozial und sensibel sind".
Passt sehr – denke ich mir. Schon komisch, dass das, was so ein Computer ausspuckt, irgendwie einen Teil meiner Aura widerspiegelt. Doch nicht nur das Foto ist ein Anhaltspunkt für Nadine, weiter in meine Aura zu blicken. Sie kombiniert die Farben auf dem Bild mit ihrem Eindruck von mirund trifft dabei voll ins Schwarze: "Manchmal denkt man, dass die Roten, die Lauten sind – das bist du nicht. Du bist – introvertiert würde ich es jetzt nicht nennen – aber du bist mehr der stillere Typ".

Die schmuddelige Seite an mir
Nadine geht mit mir weiter mein Aurafoto durch. Dabei erklärt sie mir, dass jeder Mensch eine weibliche und eine männliche Seite hat. Meine männliche Seite, die rechte Seite meines Körpers, ist eher orange mit ein wenig rot. Meine weibliche Seite auf der linken Körperhälfte hingegen ist etwas "schmuddelig", wie Nadine es nennt. "Dieser Bereich hier ist ein bisschen undefinierbar. So kann zum Beispiel Stress aussehen in der Aura."
Meine weibliche Seite macht also Probleme. Muss ich mir jetzt Sorgen machen? In der anschließenden Energiearbeit zeigt sich weiter: Während meine rechte Seite wenig Probleme macht, gibt es links einige Blockaden, die aus dem Weg geräumt werden müssen.
Nadine und ich gehen in ihren Behandlungsraum, wo Kamera und Mikrofon aus bleiben müssen. Was in den nächsten 45 Minuten passiert, geht tief in meine Aura – und teilweise auch in meine Familienhistorie hinein. Allzu viel möchte ich also nicht teilen. Doch so viel sei gesagt: Ich kann mich bei Nadine vollkommen fallen lassen, sodass sogar das ein oder andere Tränchen über meine Wangen rollt.
"Spiritualität ist eine Bewusstwerdung – die Bewusstwerdung der eigenen Energie"
Nach der Behandlung fühle ich mich irgendwie leichter, auch wenn ich jetzt das ein oder andere Päckchen mit nach Hause nehme. Nadine gibt mir Hausaufgaben. Gebete, die ich von nun an eine Woche lang aussprechen soll. Auraarbeit ist also nicht mal eben schnell getan – wie beim Drive-in "Eine Cola, eine kleine Pommes und eine gereinigte Aura, bitte" – sie hält ein Leben lang. Genauso wie wir kein Sixpack nach einer Stunde Core-Workout haben, haben viele von uns auch keine blitzblank gereinigte Aura nach einer Stunde Energiearbeit.
Aber irgendwie ist das doch auch schön, oder? "Spiritualität ist eine Bewusstwerdung – die Bewusstwerdung der eigenen Energie", erklärt mir Nadine. Und nach einer Stunde mit ihr bin ich mir meiner Energie schon ein Stück weit bewusster. Ich stehe erst am Anfang meiner spirituellen Reise und habe noch so viel vor mir – und darauf freue ich mich.
Was ist die Aura?
Sie ist der Spiegel unserer Seele: unsere Aura. Sie ist ein feinstoffliches Energiefeld, das unseren Körper umgibt und wird oft als leuchtender Farbschein dargestellt, der verschiedene Farben und Formen annehmen kann. Die Farben der Aura sollen dabei unterschiedliche Aspekte unserer Persönlichkeit und unseres emotionalen Zustands widerspiegeln.
Die Aura besteht aus verschiedenen Schichten, die auch "Körper" bezeichnet werden. Es gibt ...
- den "Ätherkörper", der die Lebensenergie trägt,
- den "Emotionalkörper", der Erfahrungen und Gefühle widerspiegelt,
- den "Mentalkörper", der Gedankenmuster und Programme anzeigt, nach denen ein Mensch lebt,
- den "Kausalkörper", der Erfahrungen aus vergangenen Leben speichert und
- den "Spirituellen Körper", der sich entwickelt, wenn wir spirituelle Arbeit leisten und die Verbindung zum göttlichen Ursprung widerspiegelt.
Wie funktioniert die Aurafotografie?
Die Aura ist zwar ein für die meisten Menschen für das bloße Auge unsichtbare Energiefeld, das jedes Lebewesen umgibt, doch mithilfe der Aurafotografie wird sie greifbarer. Hierbei werden bestimmte Geräte eingesetzt, die das feinstoffliche Energiefeld einfangen und visuell darstellen. "Die Aura ist immer unterschiedlich. Und die Aurafotografie hält nur die Momentaufnahme fest", verrät Nadine Többen.
Über Sensoren werden elektrische Potenziale an der Hand gemessen, die das Biofeedback einer Person messen. Hierfür wird die Hand gewählt, da sich hier der gesamte Zustand einer Person erkennen lässt. Mit moderner Computertechnik entsteht dann eine Simulation der Aura und die gemessenen Werte werden anhand von Farben dargestellt.
Bei der Aurabehandlung handelt es sich um energetische Arbeit. Nadine betont: "Ich darf nicht heilen. Das ist den Ärzten und Heilpraktikern und Psychologen vorbehalten. Aber ich kann unterstützend arbeiten – im Wohlfühlbereich". Neben der Fotografie sei aber auch noch die Auraarbeit der Auraleser ein wichtiger Teil der Aurabehandlung. Diese nutzen die Fotografie nur als Tool, nehmen aber auch das Energiefeld selber wahr.
Welche Bedeutung haben die Aurafarben?
Die Aura kann in verschiedenen Farben erstrahlen. Für das bloße Auge der meisten Menschen ist die Aura zwar nicht zu erkennen, Nadine verrät allerdings: "Man kann die Aura tatsächlich auch mit einem normalen Auge sehen. Die Farben sehe ich nicht immer, aber ich kann den einen Körper wahrnehmen".
Die Farben der Aura werden oft mit bestimmten Eigenschaften und Emotionen in Verbindung gebracht. Dabei gibt es immer eine helle und eine dunkle Version einer Farbe. Was die Farben genau widerspiegeln:
- Rot (hell): Energie, Aktivität, Freude, Liebe, Power, Kraft, Sexuelle Energie
- Rot (dunkel): Konflikte, Kämpfen, Unruhe, Ärger, Stress, unbewusste Spannungen
- Orange (hell): Lebensfreude, Kreativität, Genuss, Neugier, Mut, Leichtigkeit
- Orange (dunkel): Schock, Trauma, Verletzung in der Aura, alte unbewusste Blockaden
- Gelb (hell): Klarheit, sonniges Gemüt, Intellekt, Weisheit, Wissen, mentales Arbeiten
- Gelb (dunkel): Grübeln, Ängste, Stress, Egoismus, nicht abschalten können, Sorgen
- Grün (hell): Herzlichkeit, Helfen, Harmonie, Ausgeglichenheit, Offenheit, Toleranz
- Grün (dunkel): Helfersyndrom, nicht "Nein" sagen können, Schuldgefühle, wenig Selbstliebe
- Blau (hell): Vertrauen, Religiosität, Zufriedenheit, Glauben, Schutz, Wahrheitsliebe
- Blau (dunkel): Energiebedürfnis, Belastung, Kühle, Depression, Verletzung, Enttäuschungen
Kann man seine Aura beeinflussen?
Die eigene Aura ist nicht in Stein gemeißelt. Sie ist variabel. Je nach Lebenssituation und Stimmung kann sich das feinstoffliche Energiefeld verändern. Nadine Többen verrät, dass wir sogar selbst unsere Aura bewusst beeinflussen können: "Bei der Meditation gehst du nicht nur in die Ruhe für dich, sondern du beeinflusst auch dein Energiefeld. Es gibt Meditationen, die speziell für die Aura sind."
Neben der Meditation, so Nadine, kann sich aber auch ein Waldspaziergang oder etwas Zeit in der Natur positiv auf die Aura auswirken. "Ein Waldspaziergang tankt die Aura auf und die Nähe zum Wasser ist eine Reinigung für die Aura." Und auch Öle können sich auf unsere Aura auswirken: "Aura Soma ist zum Beispiel wie ein Putzmittel für die Aura. Das gibt es für verschiedene Themen".