Unsicher-ambivalente Bindung: Das sagt der Bindungsstil aus

Unsicher-ambivalente Bindung: Das sagt dieser Bindungsstil über dich aus

Bist du oft eifersüchtig, hast Verlustangst und denkst oft, dass du nicht gut genug bist? Dann zählst du wahrscheinlich zu den Menschen mit einer unsicher-ambivalenten Bindung. Mehr dazu hier.

"Liebst du mich noch?“, "Wo warst du gestern Abend?“, "Habe ich etwas falsch gemacht?“. Kommen dir diese Sätze bekannt vor? Dann könnte es sein, dass du ein Mensch mit einem unsicher-ambivalenten Bindungsstil bist. Eine unsicher-ambivalente Bindung zeichnet sich durch ängstliches Verhalten in einer Beziehung aus und wird oft bereits früh in der Kindheit geprägt. An welchen Anzeichen du den Bindungstypen erkennst und was die Ursachen dafür sein können, liest du hier.
 

Diese Bindungstypen gibt es

In der Bindungstheorie werden vorrangig vier Bindungstypen unterschieden. Die Theorie geht davon aus, dass unsere Beziehungen untereinander bestimmten Mustern folgen. Unser jeweiliger Bindungsstil ist dabei in besonderem Maße abhängig von unseren frühkindlichen Erfahrungen. Er wirkt sich darauf aus, wie wir uns in sozialen Beziehungen verhalten und welche sozialen Bedürfnisse wir haben. Dabei ist der eigene Bindungsstil höchstindividuell, fällt jedoch in der Regel unter einen der folgenden Bindungstypen:

  • Sicherer Bindungstyp: Als sicherer Bindungstyp bist du in deinen Beziehungen gefestigt. Du hattest in deiner Kindheit wahrscheinlich verlässliche Bezugspersonen, deine Bedürfnisse wurden gesehen und erfüllt, deine Grenzen respektiert und du hast stets eine bedingungslose Liebe, Sicherheit und Geborgenheit erfahren. Dadurch hast du ein gesundes Urvertrauen, ein stabiles Selbstbewusstsein und kannst gut vertrauen, dich öffnen, Grenzen setzen und verzeihen. Du kannst gesunde und stabile Beziehungen führen.
  • Unsicher-desorganisierter Bindungstyp: Als unsicher-desorganisierter Bindungstyp hast du in deiner Kindheit wahrscheinlich keine einheitliche Bindungsstrategie erlebt. Du hast emotional verletzende Erfahrungen gemacht und nimmst die Welt und vor allem Beziehungen als bedrohlich wahr. Deine Beziehungen gleichen Achterbahnfahrten und du Gedanken wie „Ich liebe dich, ich hasse dich“ kommen dir sehr bekannt vor. Es fällt dir eher schwer, stabile Beziehungen zu führen. On-off-Beziehungen sind sehr typisch für diesen Bindungsstil.
  • Unsicher-vermeidender Bindungstyp: Als unsicher-vermeidender Bindungstyp wünschst du dir vielleicht eine Beziehung, du hältst andere aber oft auf Abstand und brauchst Distanz, um dich sicher zu fühlen. Du hast Angst, dich in deiner Freiheit einzuschränken. Vielleicht wurden dir in deiner Kindheit zu viele Vorschriften gemacht und du hattest nicht die Möglichkeit, dich frei zu entfalten. Es fällt dir schwer, anderen zu vertrauen und du sehnst dich nach Selbstbestimmung und Autonomie. Nicht selten kommt es bei zu viel Nähe zu einem Fluchtverhalten. Stabile Beziehungen zu führen, ist für dich eine Herausforderung.

Der vierte Bindungstyp ist der unsicher-ambivalente Bindungsstil. Was diesen auszeichnet, wollen wir uns nun näher anschauen.

Das zeichnet den unsicher-ambivalenten Bindungsstil aus

Bist du ein unsicher-ambivalenter Bindungstyp, spürst du in Beziehungen oft eine tiefe Angst vor dem Verlassen werden. Deshalb brauchst du auch viel Bestätigung von deinem Partner oder deiner Partnerin. Aber auch in Freundschaften und allen anderen zwischenmenschlichen Beziehungen kannst du dich unsicher-ambivalent verhalten. Dein Grundvertrauen ist sehr schwach, ebenso wie dein Selbstbewusstsein. Du hast das Gefühl, dir Liebe und Zuneigung erarbeiten zu müssen. Der Glaubenssatz "Ich bin nicht genug“, kommt relativ häufig in deinen Gedanken vor. 

Du sehnst dich nach konstanter Nähe und zerbrichst dir ständig den Kopf darüber, ob du gemocht oder geliebt wirst. Die Bedürfnisse anderer stehen vor deinen und es fällt dir sehr schwer, deine Grenzen zu setzen, aus Angst, verlassen zu werden. Außerdem hast du den Drang dazu, dich stets deinem Partner oder deiner Partnerin anzupassen und deine eigene Persönlichkeit aufzugeben in der Hoffnung, ihm oder ihr so besser zu gefallen. 

In Beziehungen bist du oft eifersüchtig, hast den Drang, den Partner oder die Partnerin zu kontrollieren und du interpretierst viel in das Verhalten deines Partners oder deiner Partnerin hinein. Mit einer unsicher-ambivalenten Bindung kann es dir durchaus schwerfallen, gesunde und stabile Beziehungen zu führen.

An diesen Anzeichen erkennst du, ob du unsicher-ambivalent bist

  • Du bist oft misstrauisch deinem Partner oder deiner Partnerin gegenüber ("Wo warst du gestern Abend?“)
  • Du spürst oft Verlust- und Trennungsangst ("Liebst du mich noch?“)
  • Du passt dich oft deinem Partner oder deiner Partnerin an und willst es ihm oder ihr recht machen ("Ich sehe das genauso wie du.“)
  • Du hättest gerne mehr Kontrolle über deinen Partner ("Wann kommst du heute nach Hause?“)
  • Du brauchst besonders viel Nähe und Aufmerksamkeit (klammerndes Verhalten)
  • Du hast Schwierigkeiten damit, deine Gefühle und Gedanken zu kontrollieren, wenn nur eine kleinste Äußerung ambivalent ist (nach dem Motto: Die Mücke wird zum Elefanten)
  • Du machst dich emotional von deinem Partner oder deiner Partnerin abhängig (zieht er oder sie sich mal zurück, geht es dir gleich außergewöhnlich schlecht und du fühlst dich unsicher)
  • Du hast selbstsabortierende Glaubenssätze ("Ich bin nicht gut genug“, oder "Ohne dich bin ich nichts“)
  • Du hast Schwierigkeiten, loszulassen und neigst dazu, in toxischen Beziehungen zu verweilen (meist aus Angst vor Einsamkeit)
  • Du bist oft eifersüchtig (das Kopfkino läuft auf Hochtouren und du hast Angst, dass dein Partner oder deine Partnerin jemanden besseres findet)
  • Du hast Probleme mit deiner Selbstständigkeit und Autonomie (du verlässt dich ganz und gar auf deinen Partner oder deine Partnerin)

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Diese Ursachen gibt es bei einer unsicher-ambivalenten Bindung

Laut Bindungstheorie ist eine unsicher-ambivalente Bindung oft bereits in der Kindheit begründet. So resultiert sie nicht selten aus der Bindung, die du als Kind zu Bezugspersonen (Mutter, Vater) hattest. Vielleicht wurde auf deine Bedürfnisse auf unberechenbare Art und Weise reagiert. Du hattest also keine konstante Beziehung zu deinen Bindungspersonen. Hattest du beispielsweise das Bedürfnis nach Nähe, hast du an einem Tag liebevolle Zuneigung erfahren und am anderen Tag grundlose Ablehnung. Diese Ambivalenz aus der frühen Kindheit prägt dich bis heute.

Vielleicht hast du die Gründe der plötzlichen Zurückweisung bei dir gesucht. Das resultierte dann auch in einem niedrigen Selbstwertgefühl ("Ich bin nicht gut genug“). Ein radikaler Liebesentzug hat eine Verlustangst bei dir ausgelöst, sodass du auch in neuen Beziehungen nur schwer darauf vertrauen kannst, dass eine Person dich nicht von heute auf morgen verlässt.

Das kannst du bei einer unsicher-ambivalenten Bindung tun

Das Wichtigste zuerst: Verurteile dich nicht für deinen Bindungsstil. Bist du unsicher-ambivalent, doch das stellt kein Problem für dich oder deine Beziehungen dar, dann musst du auch nicht zwangsweise etwas daran ändern. 

Willst du sicherer in deinen Beziehungen werden, mehr vertrauen, Kontrolle abgeben, dich aus einer toxischen Beziehung entfernen, Eifersucht bekämpfen und dich nicht mehr so emotional von anderen Personen abhängig machen, dann solltest du vor allem eines tun: dein Selbstwertgefühl stärken.

Ein starkes Selbstwertgefühl bedeutet, dass du deinen Wert kennst ("Ich bin gut genug“), weniger unsicher in Beziehungen bist, dich gut öffnen kannst und anderen besser vertrauen kannst. Doch das Selbstwertgefühl zu stärken, ist gar nicht so einfach. Besonders dann, wenn die Unsicherheit bereits in der Kindheit geprägt wurde. Dann kann es sich lohnen, eine Therapie zu machen und Stunde für Stunde an sich zu arbeiten. In der Therapie lernst du, wie du mit deinen Selbstwertproblemen umgehen kannst und wie du mehr Sicherheit und Vertrauen in dich und deine Beziehungen gewinnst. Eine Therapie ist der wohl effektivste Weg, an seinem Selbstwertgefühl zu arbeiten. Noch mehr Tipps findest du hier:

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Verwendete Quellenchrisbloom.de, studyflix.de

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