
Couple Goal: Harmonie. Wir alle sehnen uns nach einer Beziehung, in der man sich blind versteht. Wo der Alltag romantisch und aufregend ist – und nicht zermürbt wird durch Fragen wie diese: Warum kommst du schon wieder so spät nach Hause? Warum hast du den Müll nicht rausgebracht? Warum geht die Restaurantrechnung immer auf meine Kappe? Und warum, verdammt noch mal, kannst du dein Handy selbst dann nicht aus der Hand legen, wenn ich dir etwas Wichtiges erzählen möchte?
Sagen wir, wie es ist: Reiner Konsens ist Illusion in einer Partnerschaft. In Wirklichkeit fliegen bei 94 Prozent aller deutschen Paare regelmäßig die Fetzen (ja, auch bei denen, die auf Instagram immer so tun, als wäre alles heititei). Frauen nervt vor allem die (ungerechte) Aufgabenverteilung im Haushalt. Männer beschweren sich über zu wenig Quality-Time. Nun könnte man sagen: Wo Reibung ist, entsteht Wärme. Aber bevor wir uns an Konfliktherden ernsthaft verbrennen, hilft Psychologin Lisa Fischbach, die bei der Online-Partnervermittlung ElitePartner seit über 15 Jahren den Bereich Forschung und Matchmaking leitet.
Im Video: So lassen sich Konflikte fair lösen
1. Ich mache viel mehr im Haushalt als mein Partner – und ständig gibt’s deswegen Streit. Wie lösen wir das Problem?
"Auseinandersetzungen über Ordnungsthemen wirken auf den ersten Blick banal, vor allem, wenn man sich den Inhalt einzelner Diskussionen anschaut. Doch es geht nicht um die korrekte Anordnung der Teller und Gläser in der Spülmaschine oder die herumliegenden Socken. Vielmehr sind diese Streitigkeiten Stellvertreter-Konflikte für eine emotionale Ebene, die nicht gesehen wird. Ginge es nur um die Sache, könnten Paare leichter Lösungen finden, auch wenn die Bedürfnisse nach Ordnung und Hygiene sehr unterschiedlich sind.
Doch anstatt über die verschiedenen Bedürfnisse und Ansprüche offen zu sprechen, kämpfen Paare um Richtig oder Falsch und wollen den Partner überzeugen, dass die eigene Perspektive die korrekte ist. Sprich deshalb mit deinem Partner über das, was ihn verletzt oder ärgert. Der erste Schritt ist, die unterschiedlichen Wünsche zu verstehen und danach zu verhandeln, wie ein Kompromiss aussehen kann."
2. Ich bin ein sparsamer Mensch, mein Partner tickt in Sachen Geld ganz anders. Das führt zu anstrengenden Grundsatz-Diskussionen, die zu nix führen. Gibt es einen Kompromiss?
Studien zeigen, dass Männer und Frauen unterschiedlich über Geld denken. Für Männer ist es eine Messlatte für beruflichen Erfolg. Frauen verbinden damit Sicherheit. Psychologin Lisa Fischbach verrät: "Über Geld zu reden ist für viele Paare immer noch ein Tabu-Thema, vor allem, weil sie sich sorgen, dadurch die Romantik und Liebe zu schmälern. Doch es ist genau anders: Offene Kommunikation über monetäre Dinge stärkt die Beziehung, vor allem, wenn Liebesgefühle und Finanzen bewusst voneinander getrennt werden.
Denn Fakt ist: Geld ist ein wesentlicher Teil der Lebenswirklichkeit von Paaren und für die meisten sehr bedeutsam. Mit unterschiedlichen Einstellungen umzugehen, kann überaus fordernd sein. Bevor sich eine trennende Dynamik entwickelt, weil in Gesprächen keine gemeinsame Lösung gefunden wird, sollten Konten und Finanzen getrennt werden. In diesen Fällen haushaltet jeder für sich, es wird sich auf eine Grundversorgung geeinigt und für alle Extras kommt man allein auf."
3. Mein Partner hockt nur vorm Computer/Smartphone. Ich würde das Ding manchmal am liebsten an die Wand werfen! Wie kommuniziere ich, dass es so nicht weitergehen kann?
Häufiges Problem: Der Handykonsum des Partners nervt den anderen. Da helfen nur klare Regeln, erklärt die Expertin: "Es ist nicht von der Hand zu weisen: Einige Menschen führen mit ihrem Smartphone eine enge virtuelle Beziehung, die viel Aufmerksamkeit bindet. Das spüren die Partner, denn die Zeit, die das Eintauchen in die digitale Welt in Anspruch nimmt, geht als Qualitätszeit der Partnerschaft verloren.
Eine bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie hat knapp 4.000 Paare gefragt, wie sich Smartphones und soziale Medien auf ihre Beziehung auswirken – mit erschreckenden Ergebnissen. Jedes vierte Paar unterhält sich wegen ihres Smartphone-Konsums weniger, bei jedem zehnten gibt es deshalb regelmäßig Streit, und acht Prozent der Paare sehen negative Auswirkungen auf ihr Sexleben. Die Dunkelziffer dürfte um einiges höher liegen.
Verhandelt klare Regeln für Off-Zeiten: das gemeinsame Essen, im Schlafzimmer oder der handyfreie Sonntag. Das ist zunächst sehr ungewohnt, hilft aber auf Dauer, wieder mehr zueinander zu finden."
4. Mein Partner ist grundlos eifersüchtig. Ich fühle mich wegen seines Misstrauens angegriffen. Wie werden wir diese negativen Vibes wieder los?
"Eifersucht, auch wenn sie unbegründet scheint, ist für die Person, die darunter leidet, ein reales Gefühl. Daher sollte man zunächst darauf Bezug nehmen und gemeinsam herausfinden, worin der Grund liegt. Braucht mein Partner ein bisschen mehr Transparenz? Liegt es am Vertrauensmissbrauch in alten Beziehungen? Geht das Misstrauen über das normale Maß hinaus und gibt es dazu keinen realen Grund, gilt es, sich abgrenzen.
Wer sich in die Rechtfertigungsecke drücken lässt, der kommt da schwer raus. Auf die Fragen und Vorwürfe einzugehen, ist kein erfolgreiches Mittel, die Eifersucht zu lindern. Besser ist es, dem Eifersüchtigen klarzumachen, dass er die Verantwortung für seine negativen Gefühle trägt und nur er selbst etwas dagegen tun kann, indem er sich Unterstützung außerhalb der Beziehung sucht."
Hier verraten wir dir Tipps, um Eifersucht zu bekämpfen.
5. Meine Schwiegereltern sind so übergriffig! Ständig mischen sie sich in unsere Beziehung ein. Was mich aber noch mehr nervt: dass mein Partner sich ihnen gegenüber nicht behaupten kann. Wie können wir diese Dynamik durchbrechen?
"Ein schwieriges Verhältnis zu den Schwiegereltern kann auf Dauer zu dem Gefühl führen, dass man sich zwischen der Partnerschaft oder dem Familienfrieden entscheiden muss. Plötzlich ist man ungewollt mitten in einem Loyalitätskonflikt gelandet. Sprich daher offen mit deinem Partner über seine Bedürfnisse und zeige ihm, wie sehr die fehlende Abgrenzung dich stört. Zeige deutlich, was für dich nicht geht und wo du deine Privatsphäre geschützt sehen willst.
Falls dein Partner nicht an einer gemeinsamen Lösung mitwirken möchte, sorge für dich selbst. Es gibt Dinge, die tolerierbar sind und die man akzeptieren muss, aber eben auch Verhaltens- weisen, die nicht akzeptabel sind. Wenn von der anderen Seite weder Einsicht noch Unterstützung kommt, kann die Beziehung daran scheitern."
6. Mein Partner wünscht sich mehr Sex. Ich habe oft keine Lust, aber gleichzeitig große Angst, dass er mich betrügt. Gibt es einen Ausweg aus dem Dilemma?
Jeder fünfte Deutsche zwischen dem 18. und dem 70. Lebensjahr ist unzufrieden mit seinem Sexual leben. Das muss doch nicht sein! Der Meinung ist auch Lisa Fischbach: "Sexuelle Lust ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, und so gehören Schräglagen zum Beziehungsalltag. Oft entwickelt sich daraus aber ein Teufelskreis. Der lustvollere Partner ergreift immer häufiger die Initiative, der andere geht in den Rückzug.
Um nicht durch Küssen oder Streicheln beim anderen Lust auf Sex auszulösen, lässt man zunehmend Zärtlichkeiten weg, stattdessen entsteht ein Vakuum. Um diese Dynamik zu unterbrechen, hilft es, Ursachenforschung zu betreiben. Was würde Stress und Müdigkeit reduzieren, wo kann es Entlastung geben? Was würde mehr Lust auslösen? Wie steht es insgesamt um die Beziehungszufriedenheit, ist sie emotional nah und liebevoll?
Denn das ist ebenfalls ein maßgeblicher Faktor für sexuelles Verlangen. Wenn sich beide Nähe wünschen, der eine durch Zärtlichkeit, der andere durch Sex, braucht es eine gute Kommunikation über sexuelle Wünsche. Das ist der Schlüssel zu erfüllendem Sex."
Verwendete Quelle: Erschienen im Jolie-Heft Februar/März 2024