Ob bei einer hartnäckigen Blasenentzündung oder einer unangenehmen Mittelohrentzündung – manchmal kommt man bei der Behandlung einer Erkrankung einfach nicht um die Einnahme von Antibiotika herum. Was vielen jedoch nicht ganz klar ist: Antibiotika können die empfindliche Darmflora ordentlich aus dem Gleichgewicht bringen und so jede Menge Nebenwirkungen verursachen. Welche das sein können und was du bei einem Darmaufbau nach der Einnahme von Antibiotika beachten solltest, erfährst du hier.
Was ist die Darmflora?
Im Darm tummeln sich Billionen Bakterien. Rund 160 verschiedene Bakterienarten sind vor allem im Dickdarm, aber auch im Dünndarm zu finden. Die Gesamtheit dieser Bakterien wird auch Darm-Mikrobiom oder Darmflora genannt. Etwa 85 Prozent der Bakterien sind gute Bakterien, denn sie sorgen für einen reibungslosen Ablauf der Verdauung und unterstützen das Immunsystem. Die restlichen 15 Prozent sind sogenannte Fäulnisbakterien. In geringem Maße sind sie nicht schädlich, doch nehmen sie überhand, können sie die Darmflora aus der Balance bringen und jede Menge Beschwerden mit sich bringen.
Unser Darm hat einen Einfluss auf den gesamten Organismus. Kein Wunder also, dass er oft auch als "zweites Gehirn“ bezeichnet wird. So ist also schnell klar: Wenn hier etwas schiefläuft und das empfindliche Mikrobiom aus der Balance gerät, dann kann dies Auswirkungen auf den gesamten Körper haben. Selbst die Psyche kann von Störungen der Darmflora betroffen sein.
Warum schaden Antibiotika der Darmflora?
Das Darm-Mikrobiom ist empfindlich. Schnell kann es aus der Balance geraten. Besonders häufig passiert das bei der Einnahme von Antibiotika. Sie werden verschrieben, um Krankheitserreger loszuwerden. Sie sind sehr effizient, um beispielsweise eine Blasenentzündung oder eine Mittelohrentzündung schnell loszuwerden. Doch leider eliminieren sie nicht nur die schädlichen Bakterien im Körper, sondern auch einen Teil der guten Bakterien, etwa die Bakterien in der Darm- oder Scheidenflora. Da diese Bakterien aber sehr wichtig für ein starkes Immunsystem, einen gesunden Darm, eine gute Nährstoffverwertung und vieles mehr sind, merken viele Betroffene nach der Einnahme von Antibiotika diverse Nebenwirkungen.
Die Einnahme von Antibiotika gleicht also einem Teufelskreis. Man hat bestimmte Beschwerden, die man mit Antibiotika behandeln möchte, die Beschwerden werden schnell gelindert, doch danach tauchen neue Beschwerden auf. Die durch die Antibiotika gestörte Darmflora führt zu einem geschwächten Immunsystem, was es neuen Erregern besonders einfach macht, neue Infektionen hervorzurufen. Und auch chronische Erkrankungen oder eine Verschlimmerung von bestehenden chronischen Erkrankungen können Folgen der Antibiotikaeinnahme sein.
Wann sollte man einen Darmaufbau machen?
Lange wurden Antibiotika relativ leichtfertig verschrieben. Heute weiß man es besser. Viele Ärzte und Ärztinnen verschreiben das Medikament nur, wenn es wirklich nötig ist. Meist wird erst einmal eine etwas schwächere Version des Medikamentes verschrieben. Diese ist nicht ganz so effektiv, sorgt aber auch für weniger Nebenwirkungen bei der Einnahme. Fruchtet dieses Medikament nicht, wird dann ein stärkeres Antibiotikum verschrieben. Dieses eliminiert nicht nur die krankheitserregenden Bakterien im Nu, sondern auch die gesunden Darmbakterien. Betroffene sind dann zwar ihre ursprünglichen Symptome los, haben dann aber eventuell neue Symptome, die mit einem aus der Balance geratenen Darm-Mikrobiom zusammenhängen. Bemerkst du diese Symptome nach der Einnahme von Antibiotika bei dir, dann ist das dein Zeichen, dass du den Darm aufbauen solltest:
- Bauchschmerzen
- Übelkeit
- Durchfall
- Verstopfungen
- Blähungen
- Reizdarm
- Infektanfälligkeit
- Pilzerkrankungen
- Ständige Müdigkeit und Erschöpfung
- Ständige Kopfschmerzen und Migräne
- Ausschlag und Jucken der Haut
Die wohl gefürchtetste Begleiterscheinung einer Antibiotikatherapie ist jedoch die mögliche Entwicklung von Antibiotika-Resistenzen. Nach langer Antibiotika-Einnahme kann sich also eine Resistenz im Körper entwickeln, sodass der Körper nicht mehr auf das Medikament anspricht. Es haben sich Bakterien entwickelt, die unempfindlich gegenüber Antibiotika sind (beispielsweise MRSA-Keime, die häufig in Krankenhäusern vorkommen). Und auch psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Allergien und Unverträglichkeiten können mit einer geschwächten Darmflora zusammenhängen.
Darmsanierung und Darmaufbau nach Antibiotika
Bemerkst du nach der Einnahme von Antibiotika die oben genannten Nebenwirkungen, dann lohnt es sich, einen Darmaufbau oder eine Darmsanierung durchzuführen. Sprich vorsichtshalber mit deinem behandelnden Arzt oder deiner Ärztin. Er oder sie kann dir eine Folgebehandlung empfehlen, dir weitere Medikamente verschreiben oder Tipps und Anweisungen geben, die dir dabei helfen, den Darm wieder aufzubauen. Dafür gibt es vor allem zwei Methoden, die unterschieden werden: die Darmsanierung und der Darmaufbau. Was der Unterschied ist und wie die beiden Vorgehensweisen ablaufen, erklären wir dir nun.
Darmsanierung Anleitung
Eine komplette Darmsanierung ist aufwendiger als der Darmaufbau. Sie besteht aus gleich mehreren Schritten und sollte vorher unbedingt ärztlich abgesprochen werden. Gibt der Arzt oder die Ärztin das "Go“, dann wird als Erstes der Darm gereinigt, danach folgt eine Entgiftung und zum Schluss wird die Darmflora mithilfe spezifischer mikrobiologischer Präparate wieder aufgebaut, um wieder die Vielfalt der Darmbakterien aufleben zu lassen. So gelingt die Darmsanierung:
Schritt 1: Reinigung
Zu Beginn der Darmsanierung muss der Darm gründlich gereinigt werden. Ziel ist es, den Darm von allen Nahrungsresten und restlichen Substanzen zu befreien. Dafür kannst du folgende Methoden anwenden:
- Einlauf zum Ausspülen
- Darmentleerung mit Glaubersalz oder Bittersalz
- Flohsamen zum Abführen (10 bis 20 g pro Tag, in Wasser aufgelöst)
Schritt 2: Entgiftung
Bei der Entgiftung des Darms werden Heilerde oder andere Mineralerden (wie zum Beispiel Betonit oder Zeolith) eingesetzt. Sie binden die restlichen Substanzen im Darm und helfen dabei, diese herauszutransportieren. Du kannst Heilerde und Co. einfach in Wasser auflösen und trinken oder in Form von Kapseln zu dir nehmen.
Schritt 3: Darmaufbau
Zum Schluss muss das Mikrobiom des Darms wieder aufgebaut werden. Hierfür können mikrobiologische Präparate aus der Apotheke eingenommen werden. Du kannst den Darmaufbau aber auch mit gesunden Gewohnheiten und einer geeigneten Ernährung unterstützen. Wie das geht, liest du weiter unten.
Darmaufbau Anleitung
Beim Darmaufbau wird der Darm während und nach der Einnahme von Antibiotika mit gesundheitsfördernden Bakterien aufgebaut. Anders als bei der aufwendigen Darmsanierung wird der Darm vorher nicht entleert, sondern lediglich beim Aufbau einer gesunden Darmflora unterstützt. Bei der Darmkur geht es darum, den Darm schon während der Einnahme der Antibiotika zu unterstützen und die Balance der Darmbakterien auch nach der Behandlung zu fördern. Hierfür werden meist sogenannte Mikrobiotika aus der Apotheke eingesetzt. Die mikrobiotischen Präparate schaffen es, wieder ein optimales Milieu für eine gesunde Darmflora zu schaffen, sodass Krankheitserreger verdrängt werden und sich wieder gesundheitsfördernde Darmbakterien ansiedeln können. Lass dich von dem behandelnden Arzt oder der Ärztin oder in der Apotheke beraten und wähle das mikrobiotische Arzneimittel, das dich bei deinem Darmaufbau optimal unterstützen kann.
Diese Hausmittel, Gewohnheiten und Lebensmittel helfen, die Darmflora aufzubauen
Neben der Einnahme von bestimmten Präparaten kannst du deinen Darm auch durchgesunde Gewohnheiten und einer geeigneten Ernährung beim Darmaufbau unterstützen. Achte auf eine gesunde, ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung, trinke ausreichend viel Wasser, verzichte auf Alkohol, ungesunde Fette, Zucker, Weißmehl und Fertigprodukte und achte stattdessen auf Folgendes:
Präbiotika
Präbiotika haben eine gesundheitsfördernde Wirkung auf den Darm. Die Ballaststoffe nähren die guten Darmbakterien und sorgen so dafür, dass sich diese Bakterien in unserem Darm wohlfühlen. Das wiederum macht es krankheitserregenden Bakterien schwer, sich im Darm auszubreiten. Präbiotika gibt es in Form von Nahrungsergänzungsmitteln. In diesen Lebensmitteln sind ebenfalls Präbiotika enthalten:
- Getreide (Hafer, Roggen, Gerste)
- Samen (Leinsamen, Flohsamenschalen, Chiasamen)
- Hülsenfrüchte (Erbsen, Linsen, Bohnen)
- Zwiebelgewächse (Knoblauch, Zwiebeln, Lauch)
- Gemüse (Spargel, Tomaten, Artischocke)
- Wurzelgemüse (Möhren, Topinambur, Schwarzwurzel)
- Obst (Bananen, Äpfel)
Probiotika
Mindestens genauso wichtig wie Präbiotika sind sogenannte Probiotika. Hierbei handelt es sich um Mikroorganismen, die meist aus Milchsäurebakterien bestehen oder in der Form von Hefepilzen auftreten. Sie stärken die Barrierefunktion des Darms und halten Krankheitserreger in Schach. Du kannst sie in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu dir nehmen, sie sind aber auch in folgenden Lebensmitteln enthalten:
- Sauerkraut
- Kimchi
- Fermentiertes Gemüse
- Apfelessig
- Kombucha
- Naturjoghurt
- Kefir
- Buttermilch
- Quark
Bewegung
Ausreichend Bewegung ist unglaublich wichtig für den Darm, denn Bewegungsmangel macht den Darm träge. Regelmäßige Sporteinheiten tun also auch dem Darm gut. Deshalb solltest du dich auch während eines Darmaufbaus ausreichend bewegen. Nimm doch mal die Treppen statt des Aufzugs oder das Fahrrad statt des Autos. Mache in deinem Terminkalender Platz für zwei bis drei Einheiten Sport in der Woche und unterstütze so deinen Darm dabei, wieder ein gesundes Mikrobiom auszubauen.
Entspannung
Hast du gewusst, dass Stress fast genauso schädlich für die Darmflora sein kann wie Antibiotika? Stress kann das empfindliche Darm-Mikrobiom aus der Balance bringen und so die gute Bakterienvielfalt mindern. Um das zu verhindern, solltest du alles tun, um Stress zu vermeiden. Sorge für Entspannung im Alltag, probiere dich am Meditieren oder finde andere Wege, die für Ruhe sorgen. Mache Entspannungsübungen, gönne dir Ruhepausen und achte auf ausreichend Schlaf. Auch so hilfst du deinem Darm dabei, gesund und resistent zu werden.
Wie lange dauert es, bis sich die Darmflora erholt hat?
Mehrere Studien haben gezeigt, dass Antibiotika besonders schädlich für das empfindliche Darmmilieu sein können. Patienten und Patientinnen müssen nach der Antibiotika-Behandlung viel Geduld mitbringen, denn es kann anhängig vom Antibiotikum, der Einnahmedauer und der Grunderkrankung oft sechs Monate bis zwei Jahre dauern, bis sich das Mikrobiom wieder komplett erholt hat. Eine Darmkur kann die Regenerationszeit effektiv verkürzen.
Noch wichtiger ist es allerdings, es am besten gar nicht erst zu einem drastischen Einschnitt im Ökosystem des Darms kommen zu lassen. Antibiotika sollten niemals unbedacht verschrieben werden. Sie sollten nur dann eingenommen werden, wenn es wirklich nötig ist. Außerdem ist es wichtig, schon während der Einnahme eines Antibiotikums auf mikrobiologische Präparate zurückzugreifen, die den Darm schon während der Behandlung unterstützen und so verhindern, dass die Darmflora vollkommen aus der Balance gerät.
Auch wichtig: Das ist beim Darmaufbau bei Kindern zu beachten
Gerade bei Kindern und Säuglingen ist das Darm-Mikrobiom noch sehr empfindlich und reagiert besonders extrem auf Antibiotika. Hier sollte darauf geachtet werden, dass die Kleinen nur ein Antibiotikum einnehmen, wenn es wirklich nötig ist. Kommt man um eine Antibiotika-Behandlung nicht herum, gibt es ausgewählte mikrobiologische Präparate, die sich speziell für Kinder eignen. Sowohl die Dosierung als auch die Darreichungsform sind an die Kinder und Säuglinge angepasst, sodass die Einnahme effektiv erfolgen kann. Doch auch hier ist Geduld gefragt, denn der Darmaufbau bei Kindern kann einige Zeit beanspruchen. Wir empfehlen eine begleitende Beratung und Behandlung durch einen Kinderarzt oder eine Kinderärztin.
Verwendete Quellen: innovall.de, zentrum-der-gesundheit-de, probielle.de