4 Tage Woche: Vorteile und Nachteile der kurzen Arbeitswoche

4 Tage Woche: Alle Vorteile und Nachteile der verkürzten Arbeitswoche

Vier Tage Arbeit, drei Tage Freizeit – kann das in Deutschland Realität werden? Wir werfen einen Blick auf die Pro und Contra-Argumente für die kurze Arbeitswoche.

Die Arbeitswelt lebt von ständigen Veränderungen. Zwischen Digitalisierung und Globalisierung müssen Arbeitgeber neue Konzepte und Arbeitsformen entwerfen, um den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gerecht zu werden. Zum Beispiel soll Mitarbeitenden durch Regelungen wie Homeoffice oder Gleitzeit mehr Flexibilität und Freiheiten gegeben werden. Auch die Einführung der 4 Tage Woche ist mittlerweile zu einer lauten Überlegung geworden: Befürworterinnen und Befürworter setzen sich mit ihr für die Umstellung von der 5 Tage Woche auf die 4 Tage Woche ein. Das würde bedeuten, dass Mitarbeitende eines Unternehmens vier Tage in der Woche arbeiten und die restlichen drei Tage freihaben.

Diese Arbeitsreduzierung sollte allerdings ohne Lohnabschläge funktionieren, damit es bei den Angestellten nicht zu finanziellen Problemen kommt – eine Hürde, die viele Firmen nicht nehmen wollen. Studien, Pilotprojekte und Erfahrungen aus verschiedenen Ländern zeigen aber: Die Produktivität kann sich durch die vier Tage Woche durchaus steigen. Ob das heißt, dass auch in Deutschland bald die 4 Tage Woche eingeführt werden könnte, liest du hier.

Was bedeutet die 4 Tage Woche?

Das neue Arbeitszeitmodell der 4 Tage Woche steht für eine Reduktion der Wochentage, an denen ein Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin arbeitet. Während du in einer regulären Vollzeitstelle 40 Wochenstunden arbeitest, die auf fünf Tage verteilt sind, würdest du deine Arbeitszeit mit dem neuen Prinzip auf vier Tage verkürzen. Das bedeutet aber auch, dass bei der 4 Tage Woche oft nicht weniger gearbeitet wird. Stattdessen wird lediglich die Anzahl der Arbeitstage von fünf auf vier reduziert. Wie letztendlich die Arbeitsstundenanzahl im Detail aussieht, bleibt vom Unternehmen abhängig: Ob sich dadurch die gesamte Stundenanzahl pro Woche verringert, kann also der Arbeitgeber bei der 4 Tage Woche selbst entscheiden. Mit diesem Konzept bekommen die Mitarbeitenden trotz gleicher Arbeitszeit und gleichem Lohn mehr freie Tage. Der Urlaubsanspruch bleibt bei der 4 Tage Woche in der Regel ebenfalls gleich.

Hard Facts: 4 Tage Arbeitswoche

  • Grundprinzip: Vier Arbeitstage, drei freie Tage
  • Der gesetzliche Urlaubsanspruch liegt bei mindestens vier Wochen pro Jahr (Bei vier Arbeitstagen pro Woche sind das mindestens 16 Urlaubstage)
  • Das fünf Tage bzw. 40 Stunden-Modell stammt aus den 1960-er Jahre und war eher auf einen Einverdiener-Haushalt ausgerichtet (Mann arbeitet, Frau kümmert sich um die Kinder)
  • Kritik am fünf Tage Modell steigt seit einiger Zeit rasant an
  • Vier Tage Arbeitswoche bietet mehr Zeit für private Termine und wird als lebensfreundlicher angesehen

Vorteile einer 4 Tage Arbeitswoche

Das Konzept der 4 Tage Woche geht vor allem mit Vorteilen für Arbeitende einher. Die wichtigsten Pros haben wir dir hier zusammengestellt:

Work-Life-Balance

Freundinnen treffen, Familie sehen, in einen Sportverein eintreten und nebenbei noch Arzttermine wahrnehmen – das alles lässt sich nur schwer unter einen Hut kriegen, wenn man 40 Stunden pro Woche arbeitet. Sobald man allerdings einen Tag mehr pro Woche zur Verfügung hat, entspannt sich die Lage: Plötzlich können Termine besser geplant und auf die Woche verteilt werden. Das Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben wird dadurch wieder hergestellt.

Steigerung der Motivation

Bei einer 4 Tage Woche ist die Erholungszeit zwischen zwei Arbeitswochen länger. Dies sorgt für einen enormen Motivationskick bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern! Auch ohne Stundenreduktion kann die Aussicht auf mehr Freizeit die Bereitschaft für geregelte Überstunden an den vier Arbeitstagen pro Woche steigern. Außerdem wird die vorhandene Zeit produktiver genutzt, unnötige Meetings werden aus dem Kalender gestrichen und während der Arbeitszeit wird konzentrierter gearbeitet.

Weniger Krankschreibungen

Drei statt zwei Tage zur Entspannung wirken sich erwiesenermaßen positiv auf die Gesundheit aus. Mitarbeitende haben mehr Zeit zum Ausschlafen, für ihren Sport oder für gemeinsame Zeit mit ihrer Familie. Das hat zur Folge, dass Krankheiten dank der 4 Tage Woche besser auskuriert und Krankschreibungen beinahe verhindert werden können.

Attraktivität der Firma steigt

Da das Konzept der 4 Tage Woche noch neu ist und bislang auf dem Arbeitsmarkt einen Seltenheitswert genießt, können besonders größere Firmen dieses Angebot in die Suche nach Fachkräften zu ihren Gunsten nutzen: Sie erscheinen dadurch modern und innovativ.

Nachteile einer 4 Tage Arbeitswoche

Doch nicht alles ist Gold, was glänzt. Die 4 Tage Woche kann sich leider auch von einigen Nachteilen nicht freisprechen. Dazu gehören folgende Contra-Argumente:

Zeitersparnis an der falschen Stelle

Wenn ein Unternehmen die 4 Tage Woche nur umsetzen kann, wenn es an anderen Stellen viel Zeit einspart, kann sich das negativ auf die Stimmung der Mitarbeitenden auswirken: Zum Beispiel dann, wenn keine kurzen Gespräche zwischen den Kolleginnen und Kollegen mehr stattfinden können. Außerdem kann es passieren, dass der fehlende Arbeitstag dazu führt, dass die Angestellten ihre To Dos nicht schaffen und im Umkehrschluss zu viele Überstunden machen müssen. Die Konsequenz? Erneute Überforderung und Übermüdung wegen des straffen Arbeitspensums.

Für manche Branchen nicht umsetzbar

Für manche Branchen ist die 4 Tage Woche einfach nicht möglich. Besonders, wenn die Konkurrenz nicht an diesem Projekt teilnimmt: Der freie Tag wird dann schnell zu einem Tag ohne abgeschlossene Verträge und ohne Verkäufe. Insbesondere für systemrelevante Branchen oder junge Startup-Unternehmen kommt das Konzept einer 4 Tage Woche eher nicht infrage.

Längere Arbeitstage

Da viele Mitarbeiter beim Umstieg auf die 4 Tage Woche ihre Stundenanzahl nicht verringern möchten, damit sie keine Einbußen beim Gehalt machen müssen, hat dies zur Folge, dass sie an einem Arbeitstag 10 Stunden pro Tag arbeiten müssen. Das ist insbesondere für Menschen mit Kindern oft zu viel.

In diesen Ländern gibt es die 4 Tage Woche bereits

Immer wieder gibt es Projekte auf der ganzen Welt, die Unternehmen an die 4 Tage Woche heranführen möchten. Mit Erfolg! Die meisten Unternehmen in diesen Pilotprojekten plädieren am Ende des Versuchs dafür, die 4 Tage Woche zu behalten – das besagt eine Studie von 4 Day Week Global. Außerdem sank in den Unternehmen, die die 4 Tage Woche probiert haben, die Zahl der Krankheitstage, der Stress und die Angstgefühle der Angestellten. Zugleich verzeichneten sie einen Anstieg in der Produktivität und somit auch in den Umsätzen. Zu den teilnehmenden Ländern gehörten zum Beispiel:

  • Großbritannien
  • Island
  • Spanien
  • Belgien

Ist eine 4 Tage Woche in Deutschland realistisch?

Aber ist so eine Arbeitsform auch hier bei uns möglich? In Deutschland gilt als gängige Möglichkeit einer 4 Tage Woche das sogenannte Teilzeitmodell. Dabei reduziert sich zwar die Arbeitszeit auf 80 Prozent, gleichzeitig sinkt aber auch das Gehalt dementsprechend ab. Das innovativere Modell der 4 Tage Woche stößt daher in Anbetracht der veralteten 5 Tage Woche auf immer stärkeres Interesse in deutschen Unternehmen. Alleine aufgrund des Fachkräftemangels steht die deutsche Arbeitswelt aktuell vor einem einschneidenden Wandel. Expertinnen und Experten raten daher den Unternehmen, besser auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden einzugehen und den Umgang mit traditionellen Arbeitszeitmodelle zu ändern. Sie müssen besser in ihr Personal investieren und verstehen, dass Lebens- und Freizeit-freundlichere Arbeitsmodelle wie die 4 Tage Woche die Zukunft sind, so Fachleute.

Fazit: Pro vs. Contra der 4 Tage Woche

Wie oben dargestellt, gibt es viele starke Argumente für und gegen die 4 Tage Woche. Insgesamt ist die 4 Tage Woche aber praktisch und kann die Produktivität eines Unternehmens steigern – genau so muss bedacht werden, dass sich die 4 Tage Woche einfach nicht in jeder Branche umsetzen lässt. Empfehlenswert ist immer eine Testphase, in der das neue Modell getestet und geschaut wird, ob dem Unternehmen nach der Testzeit Umsätze fehlen oder die Verkäufe gelitten haben.

Fakt ist dennoch: Vor allem bei jüngeren Generationen herrscht die Annahme, dass sich eine Individualperson nicht über ihren Job definiert und dass die Freizeit einen höheren Stellenwert haben soll – sie möchten sich für ihren Beruf nicht länger kaputtmachen. Eine 4 Tage Woche sollte daher trotz Reduktion der Arbeitsstunden ohne Einkommensverluste auskommen, damit dieses Modell auch wirklich eine Erleichterung für die Angestellten und eine Verbesserung ihrer Lebensqualität darstellt – und nicht bloß eine Verlagerung des Stresses.

Verwendete Quellen: gründer.de, ndr.de, asana.com, merkur.de, 4dayweek.com

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