Great Resignation: Warum Arbeitnehmer kündigen

Die Unzufriedenheit am Arbeitsplatz steigt. Doch warum wollen Arbeitnehmer kündigen und was können Arbeitgeber dagegen tun?

Die "Great Resignation", zu Deutsch "Große Kündigungswelle", hat in den letzten Monaten viel Aufmerksamkeit erregt. Viele Arbeitnehmer weltweit haben beschlossen, ihren derzeitigen Job zu kündigen und nach neuen beruflichen Möglichkeiten zu suchen. Aber warum entscheiden sich so viele Menschen dazu, ihr Arbeitsverhältnis zu beenden? Und wie können Arbeitgeber dem entgegenwirken?

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Gründe für die "Great Resignation"

Es gibt mehrere Faktoren, die zur "Great Resignation" beitragen. Einer davon ist zweifellos die COVID-19-Pandemie. Die Unsicherheit und die Veränderungen in der Arbeitswelt haben bei vielen Arbeitnehmern Fragen über ihre berufliche Zukunft aufgeworfen. Viele haben erkannt, dass sie in ihrem aktuellen Job nicht mehr glücklich sind oder dass ihre Prioritäten sich inzwischen verändert haben. Die Pandemie hat ihnen die Möglichkeit gegeben, über ihre Arbeit nachzudenken und alternative Wege einzuschlagen. Wir zählen die wichtigsten Gründe für die "Great Resignation" auf:

1. Berufliche Weiterentwicklung

Ein wichtiger Grund für die Kündigungswelle ist das Bedürfnis nach Veränderung und Weiterentwicklung. Viele Arbeitnehmer möchten sich persönlich und beruflich weiterentwickeln und ihr volles Potenzial ausschöpfen. Wenn sie das Gefühl haben, in ihrem derzeitigen Job festzustecken oder keine Möglichkeiten zur Weiterentwicklung zu haben, suchen sie nach neuen Herausforderungen und Chancen, die sich ihnen bieten könnten.

2. Work-Life-Balance

Auch die Work-Life-Balance spielt eine große Rolle. Die COVID-19-Pandemie hat dazu geführt, dass viele Arbeitnehmer von zu Hause aus arbeiten und flexiblere Arbeitszeiten haben. Dies hat ihnen gezeigt, wie wichtig es ist, Arbeit und Privatleben miteinander in Einklang zu bringen. Wenn Arbeitgeber nicht in der Lage sind, ihren Mitarbeitern Flexibilität und Work-Life-Balance anzubieten, könnten diese nach Arbeitgebern suchen, die besser auf ihre Bedürfnisse eingehen.

3. Gehalt

Und natürlich ist auch das Gehalt ein wichtiger Grund, sich für oder gegen einen Arbeitgeber zu entscheiden. Tarifgebundene Branchen haben zwar in den letzten Jahren mehr Lohn und Gehalt bekommen und auch der öffentliche Dienst hat zugelegt. Aber in der freien Wirtschaft ist das nicht überall der Fall. Gleichzeitig steigen die Lebenshaltungskosten in Deutschland immer stärker an. Trotz Rückgang der Inflation bleibt das Preisniveau hoch – Tendenz steigend. Am Ende des Monats möchte jeder Arbeiternehmer schließlich etwas vom Gehalt übrig behalten.

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4. Wertschätzung

Arbeitnehmer klagen darüber, dass es in Unternehmen keine Wertschätzung gibt. Mitarbeiter haben das Gefühl, nur noch eine Nummer zu sein – die Meinung erfahrener Arbeitskräfte zählt nicht mehr und die Jungen haben es schwer, nach oben zu kommen. Mehrere Generationen finden sich in der gleichen Situation wieder: Man soll nur seine Arbeit erledigen – und sonst nichts. Das führt natürlich zu extremen Frust, denn weder Erfahrung noch Talent werden genutzt und gefördert. Die Generation Z reagiert auf diese Zustände in Firmen: Nach "Quiet Quitting", also nur noch Job nach Vorschrift und keine Überstunden mehr machen, ist "Rage Applying" gerade ein großer Trend, der auf TikTok viral geht. Hier schicken junge Menschen massenhaft impulsiv geschriebene Bewerbungen raus, Hauptsache weg aus dem alten Job.  

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Was können Arbeitgeber gegen die "Great Resignation" tun?

Arbeitgeber müssen auf die "Great Resignation" reagieren, um talentierte Mitarbeiter zu halten und neue zu gewinnen. Dazu gibt es eine Reihe an Möglichkeiten:

1. Bessere Kommunikation

Eine Möglichkeit besteht darin, eine offene Kommunikation zu fördern. Arbeitnehmer sollten das Gefühl haben, dass ihre Meinungen und Anliegen geschätzt werden und dass sie ein Mitspracherecht haben. Regelmäßige Feedback-Gespräche und Teammeetings können eine gute Möglichkeit sein, um Mitarbeiter einzubinden und ihre Zufriedenheit am Arbeitsplatz zu erhöhen.

2. Entwicklungsmöglichkeiten schaffen

Weiterhin sollten Arbeitgeber Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und Aufstiegsmöglichkeiten bieten. Mitarbeiter möchten sich beruflich weiterentwickeln können und sehen, dass ihre Arbeit wertgeschätzt wird. Dies kann durch Schulungen, Fortbildungen oder die Bereitstellung von mentorschaftlichen Programmen erreicht werden. Es ist wichtig, dass Arbeitgeber den Wert der individuellen Entwicklung ihrer Mitarbeiter erkennen und Möglichkeiten dafür schaffen.

3. Bessere Work-Life-Balance

Arbeitnehmer wollen keine Überstunden mehr bis zum Abwinken machen – wofür auch, wenn es weder mehr Gehalt noch Aufstiegs- oder Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Viele Mitarbeiter, vor allem die Gen Z, findet es auch überholt, ihr Leben der Firma zu opfern. Erfolgreiches, effizientes Arbeiten hat nämlich in erster Linie etwas mit Qualität zu tun und nicht mit Überstunden. Arbeitgeber tragen aber den Personalmangel auf Kosten der Arbeitnehmer aus. Heute wird der Fachkräftemangel dafür verantwortlich gemacht, in den Jahren vor COVID-19 wollten Firmen für ihre Gewinnmaximierung einfach nur Geld einsparen, in dem sie nicht genug Personal eingestellt oder Stellen aufgrund von Renteneintritten oder Kündigungen nicht nachbesetzt haben. Das fällt ihnen jetzt auf die Füße!

Heute möchten die Arbeitnehmer eine bessere Work-Life-Balance – das Thema ist nicht neu, doch bisher haben sich viele Firmen gesträubt. Firmen können mit einem Kulturwandel attraktiver für Arbeitnehmer werden – Flexibilität bei Arbeitszeiten oder die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten sind heute wichtige Kriterien, die Arbeitnehmer bei der Wahl ihres Arbeitgebers berücksichtigen. Unternehmen, die diese Flexibilität ermöglichen, werden im Wettbewerb um Fachkräfte besser abschneiden.

4. Leistungsgerechtes Gehalt

Arbeitnehmer wollen anständig entlohnt werden – die Gehälter müssen der aktuellen Situation angepasst sein, damit am Ende des Monats auch etwas im Portemonnaie übrig bleibt. Wenn Mitarbeiter mit ihrem Gehalt zufrieden sind, dann brauchen Firmen sich so schnell über Abwanderungsgedanken keinen Kopf zu machen.

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5. Unternehmenskultur ändern

Ein angemessenes Gehalt drückt immer die Wertschätzung aus – auch wenn es natürlich weitere monetäre Möglichkeiten gibt, beispielsweise in Form von Firmenwagen, Boni, Wellnessgutscheine ... Aber auch Lob und Anerkennung sind ganz wichtige Parameter für Mitarbeiter. Wenn Firmen für eine wertschätzende Unternehmenskultur sorgen, dann fühlen sich Mitarbeiter dem jeweiligen Unternehmen mehr verbunden – und sie könnten auch die junge Generation besser für sich gewinnen. 

Die "Great Resignation" mag für Arbeitgeber zunächst beängstigend erscheinen, aber sie bietet auch eine Chance für positive Veränderungen. Indem sie auf die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Mitarbeiter eingehen, können Arbeitgeber langfristig talentierte Mitarbeiter binden und gewinnen. Sie sollten Firmen daran erinnern, dass wir in einer sich ständig verändernden Arbeitswelt leben und dass es wichtig ist, die Bedürfnisse und das Wohlbefinden der Mitarbeiter stets im Blick zu behalten.

Die "Great Resignation" findet weltweit statt

Der Arbeitsmarkt verändert sich global – allerdings herrschen in unterschiedlichen Ländern unterschiedliche Situationen. Die "Great Resignation", auch "Big Quit" und "Great Reshuffle" genannt, war ein vor allem amerikanischer Wirtschaftstrend, bei dem Mitarbeiter ab Anfang 2021 im Zuge der COVID-19-Pandemie freiwillig und massenhaft ihre Jobs kündigten. Aber der Arbeitsmarkt verändert sich global – auch in China und Indien kündigen Mitarbeiter ihre Jobs aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen. 

Eine europaweite Umfrage soll ergeben haben, dass insbesondere Deutschland eine hohe Kündigungsrate aufweist, dicht gefolgt vom Vereinigten Königreich. Auch in den Niederlanden, Frankreich und Belgien soll es reihenweise Kündigungen hageln. Im Vergleich zu den USA wurde in Deutschland zwar keine ganz so große Kündigungswelle losgetreten – dennoch sollen 2021 zwölf Prozent mehr Arbeitnehmer ihren Job als in den Jahren zuvor gekündigt haben.

In der gesamten EU sollen die Kündigungen, die durch die Mitarbeiter selbst ausgesprochen wurden, sogar um 15 Prozent angestiegen sein. Dennoch gibt es unterschiedliche Verläufe und die Kündigungswellen halten sich in einigen Teilen in der EU im Rahmen. In Spanien sollen die Kündigungen durch Arbeitnehmer im Vergleich zu den Vorjahren zurückgegangen sein. 

Verwendete Quellen: personio.de, jobs.aachener-zeitung.de, stepstone.at