Zahlreiche Studien belegen es: Sex mit einem Partner oder einer Partnerin kann Auswirkungen auf unsere körperliche Gesundheit haben. Der Bettsport soll demnach gegen bestimmte Schmerzen helfen, die Abwehrkräfte stärken, oder gar die Knochengesundheit fördern. Dabei geht es nicht nur um penetrativen Geschlechtsverkehr: Vor allem die körperliche Nähe ist es, die für eine positive Veränderung in unserem Hormonhaushalt sorgt. Sie schafft nämlich intimes Vertrauen zwischen zwei Menschen und stärkt somit ihre Beziehung.
Unser Sexleben hat also erwiesenermaßen eine soziale und eine gesundheitliche Komponente – aber ab wann ist Sex nicht mehr gesund? Und wie oft pro Woche sollte ein glückliches Paar miteinander schlafen? Wir erklären dir, wie viel Sex wirklich gut für deinen Körper ist.
Ist Sex gesund?
"Häufiger Sex sagt ein größeres Wohlbefinden voraus, doch mehr ist nicht immer besser" – so lautet der Titel einer kanadischen Studie, die im Fachmagazin "Social Psychological and Personality Science" veröffentlicht wurde. Demnach sei Sex an sich zwar wie ein Training, das unser Herzkreislaufsystem anregt, das Motto je mehr, desto besser stimme aber nicht. Eine weitere, amerikanische Studie legt nahe, dass regelmäßiger, aber nicht zu häufiger Sex mit einer anderen Person den optimalen Effekt auf unser Immunsystem habe. Regelmäßiger Sex könne auf rein körperlicher Ebene Migräne lindern und regelmäßige Ejakulation sogar das Risiko auf Krebs bei Menschen mit Prostata senken. Der britische Gesundheitsdienst gibt darüber hinaus an, Sex sei für unseren Körper wertvoller als Sport: Besonders die Orgasmen fungieren wie ein Booster für unsere Abwehrkräfte. Allerdings müssten diese täglich stattfinden, um sowohl bei Männern als auch bei Frauen bemerkbare Auswirkungen zu haben.
Auch auf mentaler Ebene können Geschlechtsverkehr und intime Nähe einen ebenso großen Effekt erzielen. Regelmäßiger Sex ist nämlich gesund für die Psyche: Sexuell aktive Menschen sind zufriedener, ausgeglichener, entspannter und erleben weniger Stress im Alltag. Bei der Frage, ob Sex gesund ist, spielt aber natürlich auch der Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten eine Rolle. Die Verhütung mit Kondomen oder Lecktüchern bei wechselnden Partnerinnen und Partnern ist essenziell, um ein gesundes Sexleben zu haben.
Diese 5 gesundheitlichen Vorteile hat Geschlechtsverkehr
Aber welche gesundheitlichen Vorteile hat Sex mit einem Mann oder einer Frau nun konkret? Wir haben dir hier die fünf wichtigsten körperlichen Pro-Argumente eines aktiven Sexlebens aufgelistet.
1. Fitness
Beim Sex ist für gewöhnlich der gesamte Körper im Einsatz. Das Herz rast, der Atem wird tiefer und Hormone wie Testosteron, Adrenalin und Oxytocin werden ausgeschüttet. Unsere Muskeln sind im Großeinsatz und jede Berührung auf der Haut sendet elektrische Impulse an unser Gehirn. Bei Frauen bzw. Menschen mit Vagina trägt regelmäßiger Sex zusätzlich noch zu einer starken Beckenbodenmuskulatur bei. Schon 25 Minuten sexuelle Aktivität soll mit einem gemäßigten Cardio-Training vergleichbar sein! Sex kann also als effektive und sinnvolle Ergänzung zu gesunder Ernährung und Sport angesehen werden.
2. Herzgesundheit
Wusstest du, dass ein gesundes Herz eher unregelmäßig schlägt? Variationen von mehr als 100 Millisekunden sind bei unserem Ruhepuls normal. Die Herzfrequenzvariabilität (HRV) ist geringer (das bedeutet, das Herz schlägt gleichmäßiger), wenn wir gestresst sind. Nun wollen Studien herausgefunden haben, dass regelmäßiger Sex mit einer höheren HRV in Verbindung gebracht werden kann. Personen mit einer höheren HRV scheinen insgesamt fitter und stressresistenter zu sein. Sex kann sogar einen positiven Einfluss auf unseren Blutdruck haben: In einer akuten Stresssituation kam es bei jenen Teilnehmenden einer Studie zu niedrigeren Blutdruckwerte, die am Tag zuvor sexuell aktiv waren und körperliche Intimität ausgetauscht hatten.
3. Weniger Stress
Sowohl beim Koitus als auch beim Kuscheln produziert unser Körper Hormone, die unser Belohnungszentrum im Gehirn triggern, das für Glücksgefühle verantwortlich ist. Diese Glückshormone können wiederum bewirken, dass wir eine Stressresistenz ausbilden und weniger empfänglich für Stressgefühle sind.
4. Stärkung des Immunsystems
Auch unser Immunsystem kann durch Sex eine positive Entwicklung machen. Der Grund: Sex kurbelt die Produktion von Immunglobulin in unserem Körper an. Dabei handelt es sich um einen wichtigen Antikörper, der Krankheitserreger abwehrt. Diverse Studien zeigten, dass sich 1 bis 2 Mal pro Woche Geschlechtsverkehr am besten auf die Immunglobulin-Werte auswirkte.
5. Endorphine
Wie bereits erwähnt, wirbelt Sex auch den Hormonhaushalt durcheinander – im positiven Sinne. Testosteron- und Östrogenspiegel steigen an, es kommt zu einem befriedigenden und beinahe süchtig machenden Hochgefühl. Besonders die Entspannung nach einem Orgasmus und die damit einhergehenden Sexualhormone machen uns glücklich und können sogar Kopfschmerzen lindern. Der Körperkontakt stärkt zudem das Bindungsgefühl und sorgt für Vertrauen in unser Gegenüber. Das alles gilt selbstverständlich nur, wenn der Sex auf dem hundertprozentigen und klar kommunizierten Einverständnis beider Beteiligten geschieht!
Zu wenig Sex: Das passiert mit der Gesundheit
Andersherum kann aber auch fehlender Sex Auswirkung auf Körper und Geist haben. Wenn wir uns körperliche Intimität wünschen oder große Lust verspüren, es aber zu keinem Geschlechtsverkehr kommt, kann sich das sehr belastend anfühlen. In einer Partnerschaft sollte deshalb über die sexuellen Bedürfnisse immer klar und offen gesprochen werden! Natürlich ist auch Masturbation eine Möglichkeit, sexuelle Energie eigenständig zu entladen.
So oft haben Deutsche in der Woche Sex
Studien gehen also von etwa 1 bis 2 Mal pro Woche Geschlechtsverkehr aus, wenn sie von einem gesunden Sexualtrieb und einem "normalen" Sexleben in einer Partnerschaft sprechen. Doch da stellt sich natürlich die Frage: Was ist normal – und wer definiert das? Wir alle haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse und das ist okay. Nicht jeder oder jede verspürt den Wunsch, sexuell aktiv zu sein oder möchte körperliche Nähe von einer anderen Person zulassen.
Wie viel Sex ein Mensch hat, hängt außerdem sowohl von der Lebensphase ab, in der er oder sie sich befindet, als auch von der Art der Partnerschaft, in der er oder sie lebt. So zeigte zum Beispiel eine repräsentative Umfrage des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf: Unter 4.955 Deutschen hatten Männer und Frauen zwischen 18 und 35 Jahren durchschnittlich fünfmal pro Monat Sex, 36- bis 55-Jährige dagegen etwa viermal pro Monat. Dabei wurden Singles und vergebene Menschen gleichermaßen einbezogen - die sexuelle Zufriedenheit soll mit der Dauer der Beziehung aber übrigens eher abnehmen.
So viel Sex braucht eine gute Beziehung
Obwohl Sex eigentlich als intimer Austausch körperlicher Nähe zwischen Menschen definiert wird, setzen wir Sex oft mit Geschlechtsverkehr oder einem Orgasmus gleich. Doch auch Küssen, Streicheln, Kuscheln, Oralverkehr und andere Arten von körperlicher Nähe und Zuneigung fallen unter den Begriff. Dabei spielt nicht nur die Quantität, also die Häufigkeit des Sex, sondern auch die Qualität eine tragende Rolle.
Aber wann ist Sex gut? Bei unserer Sexualität gibt es einen lebenslangen Lernprozess auf psychischer und körperlicher Ebene, währenddessen wir herausfinden, was uns gefällt und was wir wollen. Ein positives Verhältnis zum eigenen Körper kann dafür entscheidend sein, wie wir Sex empfinden. In einer Beziehung zählt vor allem, wie viel Zeit sich füreinander beim Sex genommen wird, inwieweit auf die Wünsche des Gegenübers eingegangen wird und wie transparent die Kommunikation abläuft. Laut der Studie im Fachmagazin "Social Psychological and Personality Science" gilt eben nur bis zu einer bestimmten Frequenz der Satz "je häufiger, desto glücklicher". Wir wiederholen: Qualität vor Quantität!
Übrigens: Diese 3 Dinge sind in einer Beziehung wichtiger als Sex.
Fazit: Wie viel Sex ist wirklich gesund?
Wir können also festhalten, dass es beim Sex und bei der Frage, wie viel Sex gesund ist, auf die richtige Dosis ankommt. Außerdem sollten wir den Fokus eher auf die Qualität statt auf die Quantität legen: Lieber haben wir dreimal richtig guten und befriedigenden Sex, als sechsmal richtig schlechten und unbefriedigenden Sex. Dabei müssen wir stets auf unseren Körper und auf unser Bauchgefühl hören und verstehen, dass Sex keinesfalls ein Allheilmittel für körperliche oder psychische Beschwerden ist. Sobald Sex zu einem überdimensional großen Thema im Leben wird, kann es sogar zur Belastung werden - Lustlosigkeit oder Erektionsstörungen können die Folge sein.
Beim Sex geht es primär um individuelle Wünsche und klare Kommunikation. Hier kann keine allgemeingültige Aussage getroffen werden: Jedes Paar und jede Individualperson legt für sich selbst fest, wie viel Sex gesund oder förderlich für die Beziehung ist. Für Menschen, die sich sexuell unausgelastet fühlen, ist Selbstbefriedigung eine gute Alternative, die nebenbei noch die Bindung zum eigenen Körper stärkt. Zusammenfassend kann man sagen, dass das gesund ist, was sich für einen selbst gut anfühlt. Beim Sex verbrennst du neben dem Spaß auch noch einige Kalorien, stärkst dein Immunsystem und deinen Kreislauf und kannst dich dank der Hormone entspannen – eigentlich eine Win-win-Situation.
Verwendete Quellen: kry.de, derstandard.de, njoy.de, br.de, spiegel.de
