Weder zusammen noch getrennt, sondern irgendwas dazwischen: Jeder von uns war vermutlich schon einmal in so einer Art Beziehung. Man trifft sich regelmäßig, kommt sich körperlich und emotional näher, aber so richtig zusammen ist man wiederum nicht. Nun hat dieses Dating-Phänomen auch einen Namen: Situationship. In den USA ist es schon länger bekannt und langsam, aber sicher schleust sich das Wort auch in unseren Sprachgebrauch ein. Aber woran erkennt man, dass man in einer Situationship steckt? Welche Chancen können sich dadurch ergeben und mit welchen Nachteilen muss man rechnen? Hier erfährst du alles, was du über den Dating-Trend wissen musst.
Was ist eine Situationship?
Unter einer Situationship versteht man eine Beziehung zwischen zwei Menschen, die offiziell nicht als solche definiert ist. Der Begriff bezeichnet eine Art Grauzone zwischen Freundschaft Plus und fester Partnerschaft. Ihr seht euch oft, seid körperlich intim, aber auch auf menschlicher Ebene miteinander verbunden. Vielleicht sind sogar Gefühle im Spiel. Ein festes Label hat eure Beziehung jedoch nicht, denn es gab nie ein klärendes Gespräch darüber, was ihr eigentlich seid. Freunde oder doch mehr? Man könnte auch sagen: Es ist kompliziert. Eine Situationship kann einige Wochen, aber auch mehrere Monate oder gar Jahre andauern.
Wie entsteht eine Situationship?
Obwohl die Existenz von Situationships in den vergangenen Jahren vor allem durch Social-Media-Apps wie TikTok immer mehr in unser Bewusstsein gerückt ist, ist sie kein neues Phänomen. Häufig entstehen Situationships durch Zufall. Man lernt sich kennen, findet sich sympathisch und beginnt, sich ganz unverbindlich öfter zu treffen. Doch plötzlich harmoniert es besser als gedacht. Kommen dann noch Gefühle oder gar Liebe ins Spiel, wird es kompliziert. Das "Was sind wir eigentlich?"-Gespräch wird aus verschiedenen Gründen immer weiter hinausgezögert. Vielleicht, weil man Angst vor der Antwort hat oder vielleicht, weil man sich nicht auf eine Person festlegen möchte. Auch Bindungsangst kann ein Grund sein.
Vor- und Nachteile einer Situationship
Eine Situationship hat durch ihre Unverbindlichkeit viele Vorteile, aber auch einige Nachteile. Hier stellen wir dir die wichtigsten vor.
Vorteile
- Wer keine Verpflichtungen eingehen möchte, findet in der Situationship die ideale Beziehungsform. Man führt eine lockere Beziehung, die gleichzeitig vertrauter ist als in einer reinen Freundschaft Plus oder bei einem One-Night-Stand. Man genießt "the best of both worlds", ohne sich festlegen zu müssen.
- Viele wollen sich nicht binden, weil sie Angst haben, dass doch noch jemand Besseres um die Ecke kommen könnte. Sollte der Traummann oder die Traumfrau dann plötzlich auftauchen, kann man die Situationship jederzeit beenden.
- In einer Situationship genießt man viele Freiheiten. Man muss sich weder gegenseitig den Eltern vorstellen noch etwas zum Geburtstag schenken. Auch wann man etwas gemeinsam unternimmt, ist nicht festgelegt. Wenn ihr Lust habt, euch zu treffen, ist das toll. Wenn nicht, dann eben nicht. Eine Rechtfertigung ist meist nicht nötig, da ihr ja nicht zusammen seid.
Nachteile
- Leider kann es schnell passieren, dass die Vorstellungen, wie die Situationship aussehen soll, auseinandergehen. Die eine Person möchte weiterhin auf Dates gehen, für die andere ist das ein No-Go. Die eine möchte lediglich etwas warten, bis sie der Beziehung einen Namen gibt, die andere will den unverbindlichen Status nie verlassen.
- Die Ungewissheit über das gemeinsame Verhältnis kann emotional belastend sein.
- Verliebt sich eine Person, die andere jedoch nicht, wird es noch komplizierter. Herzschmerz und Enttäuschung sind vorprogrammiert.
- Die Kommunikation ist bei diesem Beziehungsmodell nie zu 100 Prozent offen und Gefühle oder Bedürfnisse auszusprechen, gestaltet sich schwierig.
- Bindungsangst kann durch dieses Verhalten nie ganz überwunden werden kann.
Übrigens: Auch Dating-Trends wie Ghosting, Breadcrumbing oder Zombieing erleben wir immer häufiger.
Test: Befinde ich mich in einer Situationship?
Wenn du dir unsicher bist, ob es sich bei euch um eine Situationship handelt oder nicht, dann mache hier unseren Test. Je mehr der folgenden Anzeichen auf euch zutreffen, desto wahrscheinlicher ist es, dass ihr euch in einer Situationship befindet.
- Ihr plant eure Treffen nicht, sondern seht euch meist spontan.
- Ihr präsentiert euch nach außen hin nicht als Paar.
- Ihr habt eure Beziehung nicht eindeutig definiert.
- Du erhältst widersprüchliche Signale.
- Gefühle sind bei euch nie ein Thema.
- Ihr seid intim miteinander, küsst euch und habt Sex.
- Eure Absichten sind unklar.
- Eure Beziehung entwickelt sich nicht weiter.
- Manchmal hast du das Gefühl, den anderen nicht wirklich zu kennen. Jedenfalls ist eure Verbindung nicht sehr tiefgründig.
- Ihr habt keine gemeinsamen Zukunftspläne.
Wie komme ich aus einer Situationship?
Du bist in einer Situationship, die dir nicht guttut? Wenn du merkst, dass du unter der unsicheren Beziehung leidest, solltest du handeln. Die Entscheidung, ob du den Kontakt zum anderen abbrechen möchtest oder doch versuchst, eure Beziehung auf eine neue Ebene zu bringen, können wir dir nicht abnehmen. Aber wir können dir ein paar Tipps mit an die Hand geben, mit denen du einen Ausweg aus dieser Beziehungsart findest – egal, in welche Richtung es sich letztendlich entwickeln wird.
Gehe zunächst in dich hinein und frage dich, was du dir wünschst. Hast du Gefühle für die andere Person und sehnst dich nach einer Langzeitbeziehung? Dann führt kein Weg daran vorbei, dies zu kommunizieren. Auch wenn das bedeuten kann, dass du zurückgewiesen wirst. Aber siehe es mal so: Wenn ihr ewig so weitermacht, trittst du nur auf der Stelle. Du machst dir Gedanken, Sorgen und Stress. Du verschwendest deine Zeit. Möchtest du nicht endlich Gewissheit haben? Egal wie die Antwort ausfallen mag: Die einzige Möglichkeit, etwas zu verändern, ist ein klärendes Gespräch.
Wenn dir die andere Person nicht das geben kann, was du möchtest (oder umgekehrt), solltet ihr darüber nachdenken, die Situationship zu beenden und getrennte Wege zu gehen. Sonst hat einer von euch ständig größere Erwartungen an den jeweils anderen, die nicht erfüllt werden können. Und glücklich macht das niemanden. Für eine gesunde Dating-Basis sollten eure Vorstellungen und Bedürfnisse übereinstimmen.

