Seelenverwandtschaft: Chance oder Hindernis?

Seelenverwandtschaft: Ist sie Chance oder Hindernis für unser Glück?

Die Vorstellung, einmal einen Menschen zu finden, mit dem wir uns blind verstehen, klingt hoffnungslos romantisch. Doch kann es das Liebesglück wirklich geben oder schaden wir uns mit diesem Glauben selbst?

Glaubst du an das Konzept von Seelenverwandtschaft? Daran, dass es irgendwo diesen einen Menschen gibt, der perfekt zu dir passt, dich immer versteht und mit dem du dein ganzes Leben verbringen willst? Ob Freund, Freundin oder Partner oder Partnerin, dieser Mensch hat eine ganz besondere Bedeutung für dich. Doch verbauen wir uns mit dem Glauben an die Seelenverwandtschaft nicht vielleicht sogar unser Glück? Hier liest du, welche Chancen und Hindernisse uns das Konzept der Seelenverwandtschaft wirklich bieten kann.

Was ist Seelenverwandtschaft?

Bei Seelenverwandtschaft denkt man schnell an eine Liebesbeziehung. Laut Duden ist Seelenverwandtschaft eine "große Ähnlichkeit der Art zu empfinden", es ist also eine tiefe Verbindung zu einer Person, die nicht mit bisher erlebten zu vergleichen ist – fast schon überirdisch! Du erkennst Seelenverwandte an dem tiefen Gefühl der Verbundenheit und einer extremen Liebe. Dein Seelenverwandter oder deine Seelenverwandte versteht dich, wenn du nichts sagst, sie unterstützen dich in jeder Entscheidung und Lebenslage.

Dabei muss ein Seelenverwandter oder eine Seelenverwandte nicht unbedingt auch eine Liebesbeziehung voraussetzen. Auch ein guter Freund oder eine gute Freundin kann dein Seelenpartner oder deine Seelenpartnerin sein. Ihr fühlt euch in eurer Freundschaft einander extrem nah, das geht auch ohne romantische Gefühle. Das Konzept der Anziehung zweier Menschen ist auch mit der Liebe auf den ersten Blick oder der Seelenliebe vergleichbar. Wichtig ist jedoch, dass du mehrere Seelenpartnerschaften im Leben haben kannst.

Woran erkennt man Seelenverwandtschaft?

Seelenverwandte und Seelenpartner*innen erkennen sich schnell – jedoch nicht immer auf den ersten Blick! Lernst du eine Person kennen und sprichst mit ihr, wirst du schnell merken, dass sich diese Verbindung anders anfühlt, als bisher. Dabei ist es auch individuell, wie sich diese Seelenverwandtschaft anfühlt, vielleicht helfen dir diese Anzeichen:

  • Das Gefühl tiefer Verbundenheit, auch wenn man sich gerade erst kennengelernt hat.
  • Bedingungsloses Vertrauen,
  • Wortloses Verstehen und das Gefühl meist zu wissen, was der oder die andere denkt.
  • Das Gefühl, zusammenzugehören.

Wie findet man einen Seelenverwandten?

Aktiv nach deinem Seelenpartner oder deiner Seelenpartnerin suchen, kannst du leider nicht, denn dann wird die Suche wohl endlos sein. Das setzt allerdings auch voraus, dass du an das Konzept der Seelenverwandtschaft glaubst.

Ist es wirklich Seelenverwandtschaft?

Es gibt viele Meinungen, die sich gegen die Existenz von Seelenverwandtschaft aussprechen. So sagt der Buchautor und Beziehungsberater Christian Thiel in einem Interview mit der Zeit, Seelenverwandtschaft sei die esoterische Variante von Platons Kugelmenschen. Diese Kugelmenschen hatten vier Arme und Beine und einen Kopf mit zwei Gesichtern. Zeus trennte diese jedoch, weshalb sie unvollständig waren. Der Mythos besagt, man sei als Mensch dazu verdammt, auf ewig seine andere Hälfte – seine Dualseele oder Zwillingsseele – zu finden, um die Ganzheit zu erlangen.

Der Paartherapeut Michael Mary sieht den Grund der Annahme einer Seelenverwandtschaft eher in einer Wesensfaszination. Demnach sei eine Person von den Eigenarten der anderen Person derart gebannt, dass sie sich schicksalhaft verbunden fühlt.

Hans-Werner Bierhoff, Professor für Sozialpsychologie an der Ruhr Universität Bochum, nennt Seelenverwandtschaft sogar Illusion. Zwischen zwei Menschen entsteht ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, wenn objektive Gemeinsamkeiten durch subjektive Wahrnehmung verstärkt werden. Trotzdem helfe die eingebildete Seelenverwandtschaft dabei, sich gut zu fühlen, weil man sich verstanden und bestätigt fühlt.

Ist das Phänomen einfach nur die romantisierte Vorstellung der Projektion? Denn im Zusammenhang mit dem Gefühl benennen Sozialpsychologen zwei Wahrnehmungs-Mechanismen:

  1. Ähnlichkeitsfehler: Oft finden wir Menschen, die uns in den Werten, der Weltanschauung oder im Charakter ähnlich sind, sympathisch. Deshalb suchen und finden wir uns in unserem angeblich seelenverwandten Menschen und schreiben ihm eigene Eigenschaften zu. Dadurch implizieren wir die Zusammengehörigkeit.
  2. Halo-Effekt: Dieses Phänomen beschreibt, dass wir von bekannten Eigenschaften einer Person auf unbekannte Eigenschaften schließen. Dabei passiert es schnell, dass falsche Schlussfolgerungen gezogen werden, wir uns die Persönlichkeit des Menschen anders vorstellen und dadurch die richtigen Merkmale überstrahlen. Der Begriff leitet sich vom englischen Wort für Heiligenschein ab – den wir der Person damit aufsetzen.

Ist es gut für dich, an die Seelenverwandtschaft zu glauben?

Wer jemanden in seinem Leben hat, der oder die Punkte erfüllt, dein Seelenpartner oder -Partnerin zu sein, wird an die Seelenverwandtschaft glauben. Und natürlich ist es schön, so eine tiefe Verbundenheit im eigenen Leben zu spüren. Doch hat man diesen Menschen noch nicht gefunden, kann die Seelenverwandtschaft dich in dein eigenes Unglück führen.

Zum einen kann es uns davon abhalten, eine glückliche Partnerschaft zu führen. Entweder, weil du deinen Partner oder deine Partnerin als deinen Seelenverwandten idealisierst und ihm oder ihr so Fehler verzeihst. Schließlich ist er oder sie der Mensch mit der Seele, die perfekt zu dir passt.

Auf der anderen Seite kann es aber auch passieren, dass du Fehler in einer Beziehung als größer ansiehst, als sie eigentlich gewesen wären – denn dein Seelenverwandter oder deine Seelenverwandte würde so schließlich nicht handeln. Wer an die Seelenverwandtschaft glaubt und daran, dass es einen Menschen gibt, der perfekt zu einem passt und nur noch gefunden werden muss, verliert schneller das Interesse an einer Person. Dadurch geben sie auch schneller auf. Wer daran glaubt, füreinander bestimmt zu sein, sieht Probleme in der Beziehung als Zeichen für die fehlende Seelenverwandtschaft.

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Verwendete Quelle: liebenswert-magazin.de, karrierebibel.de, zeit.de

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