Viele verheiratete Paare in Langzeitbeziehungen sehnen sich nach neuen sexuellen Erfahrungen. Schließlich kennt man seinen Schatz bereits in- und auswendig; Sex ist nach all den Jahren zur Routine geworden. Und das soll den Rest des Lebens so bleiben? Für viele Menschen eine bedrückende Vorstellung. Statt eine Affäre zu haben oder einen Seitensprung zu wagen, versuchen sie es dann mit einer offenen Ehe. Einige haben sogar die Hoffnung, durch die offene Ehe eine drohende Scheidung zu verhindern und den “Funken” in ihrer Beziehung neu zu entfachen.
Ist das eine gute Idee? Was sind die Vor- und Nachteile einer offenen Ehe? Und welche Regeln müssen beachtet werden? Das alles und mehr liest du hier.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist eine offene Ehe?
- Offene Ehe: Vorteile und Nachteile
- Diese Regeln gibt es zu beachten
- 1. Seid ihr wirklich bereit für eine offene Ehe?
- 2. Ihr müsst euch vertrauen und ehrlich zueinander sein
- 3. Trennt Liebe und Sexleben voneinander
- 4. Haltet euch an Regeln und Absprachen
- 5. Der Partner oder die Partnerin steht an erster Stelle
- Offene Ehe und Kinder
- Kann eine offene Ehe die Beziehung retten?
Was ist eine offene Ehe?
Eine einheitliche Definition einer offenen Ehe gibt es nicht, da jedes Paar sie anders definiert und individuelle Regeln aufstellt. Grundsätzlich handelt es sich dabei aber um ein Beziehungsmodell, bei dem beide Beteiligten damit einverstanden sind, außerhalb der Beziehung weitere Sexpartner oder Sexpartnerinnen zu haben. Einige gehen auf (Sex-)Dates mit anderen Personen, andere wiederum führen sogar zwei Partnerschaften gleichzeitig. Es ist in einigen offenen Ehen also auch möglich, mehrere Menschen gleichzeitig zu lieben: Das nennt man dann Polyamorie. Die Grenzen der offenen Beziehung definiert jedes Ehepaar selbst.
Offene Ehe: Vorteile und Nachteile
Es gibt viele Gründe für eine offene Beziehung – aber auch viele dagegen.
Vorteile einer offenen Ehe:
- kann das Sexualleben in der Ehe aufregender machen
- mehr Leidenschaft
- neue Erfahrungen sammeln
- Stillen von Bedürfnissen außerhalb der Partnerschaft
- Gefühl von Freiheit
Nachteile einer offenen Ehe:
- Zerstörung der Beziehung durch Eifersucht und mangelnder Treue
- eventuell Gefühle für eine andere Person (lies dazu: Fremdverliebt: So überstehst du das Gefühlschaos)
- gesundheitliche Risiken durch Geschlechtskrankheiten
- Konflikte bei mangelnder Kommunikation
Diese Regeln gibt es zu beachten
Bei einem offenen Beziehungskonstrukt muss es bestimmte Regeln geben, damit es eine Zukunftsperspektive hat. Wenn du mit dem Gedanken einer offenen Partnerschaft spielst, solltest du Folgendes bedenken:
1. Seid ihr wirklich bereit für eine offene Ehe?
Zunächst musst du dich fragen, ob du eine polyamouröse oder offene Beziehung möchtest, oder ob du es nur deines Partners Willen mitmachst. Nur, wenn beide von euch mit einer derartigen Beziehung einverstanden sind, kann es funktionieren. Möchte einer von euch das nicht, sollte die Entscheidung respektiert werden. Der Wunsch muss von beiden Seiten kommen.
2. Ihr müsst euch vertrauen und ehrlich zueinander sein
Ohne Vertrauen geht in einer Ehe sowieso nichts – erst recht nicht in einer offenen Ehe. Wenn die Beziehung bereits auf wackeligen Beinen steht, dann solltest du euer Vorhaben vielleicht überdenken. Eifersucht kann sonst schnell zur Gefahr für die Beziehung werden und gemeinsame Zukunftsperspektiven zerstören.
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3. Trennt Liebe und Sexleben voneinander
Ein wichtiger Schritt von einer monogamen in eine offene Beziehung ist, dass du Liebe und Sex voneinander trennen kannst. Wenn eure Vereinbarung ist, dass ihr Sex mit anderen Personen haben dürft, aber mehr auch nicht, dann sind emotionale Bindungen oder gar Verliebtheit tabu. Anders sieht das bei Polyamorie aus. Ihr solltet deshalb klären, wie oft ihr euch mit der gleichen Person treffen dürft, ob es in Ordnung ist, Gefühle für andere zu entwickeln oder ob ausschließlich One-Night-Stands ohne Gefühle außerhalb der Beziehung erlaubt sind.
4. Haltet euch an Regeln und Absprachen
Was auch immer du mit deinem oder deiner Liebsten abgesprochen hast: Du musst dich daran halten. Nur so verhindert ihr, dass einer von euch verletzt wird. Wichtig ist auch, dass ihr klärt, auf was ihr Rücksicht nehmen müsst, z.B. eure Kinder, ob sexuelle Handlungen im Freundeskreis erlaubt sind oder wie viele Sexualpartner bzw. Sexualpartnerinnen ihr abseits der Beziehung haben dürft. Alles andere könnte dein Mann oder deine Frau eventuell als Seitensprung interpretieren.
5. Der Partner oder die Partnerin steht an erster Stelle
Trotz allem sollte dein Mann oder deine Frau Priorität in der Partnerschaft haben. Du kannst dich mit anderen Personen treffen und ein aktives Sexleben haben, aber sollte dein Schatz dabei zu kurz kommen, kann das schnell das Aus der Ehe bedeuten.
Offene Ehe und Kinder
Und wie sieht es mit Kindern in einer polyamourösen oder offenen Ehe aus? Keine Angst, eine offene Beziehung und Kinder lassen sich durchaus vereinbaren. Wichtig ist, dass die Kinder in einem stabilen Umfeld aufwachsen – heißt: Die offene Beziehung muss stabil sein, damit sie keine negativen Auswirkungen auf den Nachwuchs hat. Bei Teenagern kann ein derartiges Beziehungsmodell auf Ablehnung stoßen. Erläutert eure Standpunkte, respektiert euch und kommuniziert offen miteinander.
Kann eine offene Ehe die Beziehung retten?
Ob das Beziehungskonzept "offene Ehe" funktioniert, zeigt sich erst, wenn es ausprobiert wird. Wenn die gesammelten Erfahrungen sich für beide nicht gut und richtig anfühlen, müssen die Regeln und die praktische Umsetzung gegebenenfalls geändert werden – oder ihr müsst die polyamouröse oder offene Ehe für beendet erklären und zur monogamen Beziehungsform zurückkehren.
Eine offene Ehe darf keine Notlösung und kein Plan B in eurem Leben sein, sollte die Beziehung bereits bröckeln. Nur eine stabile Ehe, in der ehrlich kommuniziert und sich gegenseitig vertraut wird, kann auch als offene Beziehung funktionieren. Außerdem muss der Wunsch von beiden Beteiligten kommen. Wenn ihr kurz vor der Scheidung steht, ist es fraglich, ob eine offene Ehe wirklich die Lösung ist. Vielleicht ist der Gang zum Paartherapeuten oder zur Paartherapeutin sinnvoller. Dort könnt ihr auch gemeinsam mit dem Experten bzw. der Expertin besprechen, welches Beziehungsmodell – Monogamie, offene Ehe oder sogar Polyamorie – am besten zu euch passt.
Aber: Liebe ist kompliziert und es gibt nicht immer "die eine" Lösung. Im Zweifel hilft nur, es auszuprobieren, aber sei dir den möglichen Konsequenzen für deine Beziehung bewusst und beherzige unsere Tipps.
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Verwendete Quellen: paar-ehe-beratung.de, parship.de, glomex.com
