
Der Orgasmus einer Frau ist komplex. Zumindest für viele Frauen, die nicht immer beim Sex zum Höhepunkt kommen. Woran liegt das? Und wie kommt es zu einem Orgasmus bei einer Frau? Es gibt Unterschiede zwischen einem klitoralen Orgasmus und einem vaginalen Orgasmus. Und beide Orgasmen werden auf verschiedene Arten empfunden – stimmt das? Während einige Frauen beim Orgasmus eine ganze Welle an intensiven Impulsen verspüren, erleben andere wiederum ein entspanntes Pochen.
Nicht jede Frau kommt beim Sex zum Höhepunkt
Eine Umfrage in 2017 ergab, dass 59 Prozent der Männer beim Sex zum Höhepunkt kommen, bei Frauen hingegen sieht das Ergebnis etwas anders aus: Nur 21 Prozent der Frauen kommen zum Orgasmus beim Sex. Diese Zahl hält sich seit Jahren. Eine Studie von Grafenberg berichtete, dass 80 Prozent der befragten Frauen in den 1950er-Jahren keinen Orgasmus beim Sex verspürten. Umso wichtiger ist es also, dass wir alle verstehen, wie der weibliche Körper tickt und was genau bei Frauen im Körper während des Orgasmus passiert.
Wie entsteht ein weiblicher Orgasmus?
Der weibliche Orgasmus besteht aus vier Phasen, wie es Sexualforscher William Howell Masters und Virginia Johnson unterteilten.
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Erregungsphase: In der ersten Phase, der Erregungsphase baut sich die sexuelle Erregung und Spannung auf. Das kann durch Küsse, zärtliche Berührungen und der Liebkosungen der erogenen Zone entstehen. In dieser Erregungsphase wird die Vagina feucht und die Klitoris und Schamlippen schwellen an. Dabei spannen viele Frauen bereits die Beckenbodenmuskulatur an, was zusätzlich die Lust steigert.
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Plateauphase: In der Plateauphase wird die Spannung so lange gehalten, bis die große Welle des Orgasmus ausbricht. Die Vagina schwillt weiter an, sodass der Scheideneingang etwas enger wird. Die Stimulation wird dadurch extrem intensiv und der Penis kann einfacher in die Scheide eindringen.
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Orgasmusphase: In der Orgasmusphase explodiert der weibliche Körper und feiert ein riesengroßes Feuerwerk der Impulse. Der Orgasmus kann bei Frauen bis zu etwas einer Minute andauern, um die gesamte Spannung zu entladen. Jede leichte Berührung des Schambereichs kann weitere Impulse auslösen.
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Entspannungsphase: In der letzten Phase schwellen Schamlippen und Klitoris wieder an. Die Klitoris kommt aus ihrer kleinen Vorhaut wieder hervor. Anders als bei Männern können Frauen multiple Orgasmen erfahren und sind nach dem Orgasmus direkt wieder bereit für den nächsten Höhepunkt.
Klitoraler Orgasmus und vaginaler Orgasmus – Wo ist der Unterschied?
Beide Orgasmen unterscheiden sich jeweils durch die Zone, die stimuliert wird. Beim vaginalen Orgasmus wird die Scheide durch die Penetration stimuliert. Beim klitoralen Orgasmus wird die Klitoris, also der kleine Klitoriskopf durch Berührungen stimuliert. Wissenschaftlern ist es bisher nicht gelungen, einen konkreten Unterschied beider weiblicher Orgasmen herauszufinden. Die Klitoris steht im starken Zusammenhang mit dem Lustzentrum. Was viele nicht wissen: Die Klitoris ist nicht so klein, wie sie aussieht. Die Klitoris erstreckt sich bis zum Becken und ist auch beim vaginalen Orgasmus maßgeblich. Nicht alle Frauen schaffen es jedoch, beim Sex einen vaginalen Orgasmus zu erleben und bauen sich leider somit einen eigenen Druck auf beim Sex.
Der vaginale Orgasmus ist besser
Der Mythos, dass der vaginale Orgasmus besser ist, hält sich seit Jahren. Der erste Mythos stammt vom Physioanalytiker und Arzt Sigmund Freud. Er war der Meinung, dass Frauen höheren Alters durch den vaginalen Orgasmus eine tiefere und intensivere Empfindung des Höhepunktes erleben. Der klitorale Orgasmus sei im Vergleich dazu ein „kindlicher“ Orgasmus.
Der klitorale Orgasmus wurde wissenschaftlich überprüft
Inzwischen konnten Wissenschaftler diese These widerlegen: Die Empfindung des Orgasmus, sowohl beim klitoralen Orgasmus als auch beim vaginalen Orgasmus sei sowohl psychisch als auch physisch gleich!
So funktioniert die Klitoris
Viele von uns wissen seit den ersten Sexualunterrichtsstunden, wo sich die Klitoris befindet und dass es nur eine kleine Kugel ist, die über den inneren Schamlippen liegt. Die Klitoris, die wir sehen, ist allerdings nur ein kleiner Teil der gesamten Klitoris. Denn bei der Klitoris handelt es sich um ein unterirdisches Organ, das sich bis in unser Becken erstreckt. Visuell kannst du es dir wie ein Y vorstellen, das auf dem Kopf steht. Die Schenkel umschließen die Vulva und bestehen je aus einem Schwellkörper. Bei einer sexuellen Erregung schwellen die Schamlippen und die Vagina an, da mehr Blut durchfließt. Durch die sexuelle Erregung färben sich die Schamlippen etwas rot an. Das alles passiert dank der Hilfe der kleinen Klitoris, die dann wohl doch nicht so klein ist!
Während der Stimulation: Was passiert im Gehirn?
Was spielt sich während der Stimulation im Gehirn ab? Ob es nun die Stimulation durch Geschlechtsverkehr und durch Solo-Sex ist – es werden eine Menge Glückshormone ausgeschüttet. Der Orgasmus aktiviert die Hirnareale, die für die Hormonausschüttung zuständig sind. Beim Geschlechtsverkehr werden vermehrt Dopamin und Oxytocin ausgeschüttet. Das Serotonin-Level sinkt dabei ab. Das Hormon Oxytocin wird übrigens auch beim Kuscheln ausgeschüttet – nur in einer geringeren Dosis.
Wo ist der G-Punkt?
Einige Frauen wissen wo ihr G-Punkt liegt und können ihren Punkt spüren. Andere wiederum kennen ihren G-Punkt nicht. Der G-Punkt liegt im hinteren Bereich der Harnröhre, bei anderen am Blasenausgang. In dieser Region kommen die sensiblen Nervenendigungen, die die sexuelle List vermitteln. Um die Nervenenden von der Harnröhre unterscheiden zu können, bedarf es ein wenig Übung. Wenn du deinen G-Punkt findest und richtig stimulierst, kannst du sehr intensive Orgasmus erleben. Um die Zone der Nervenenden des G-Punkts zu finden, eignen sich verschiedene Sex-Stellungen, wie die Doggy-Style-Sexstellung oder Schmetterlings-Position.
Probleme beim Orgasmus: Mögliche Gründe
Viele Frauen machen sich beim Sex viel zu viele Gedanken und können nicht richtig abschalten. Sex ist die schönste Nebensache der Welt, doch neben Sex gibt es Gedanken, die in dem Moment einfach nicht aus dem Kopf wollen. Welche Gründe Frauen hindern können, zum Orgasmus zu kommen?
- Zu viel Druck: Sex ist nur dann befriedigend, wenn Frauen durch einen vaginalen Orgasmus zum Höhepunkt kommen. Dieser Aussage hält sich seit Jahren und setzt uns Frauen sehr unter Druck. Kein Wunder also, dass einige von uns beim Sex kaum abschalten und ihren Kopf frei machen können. Schade, dabei ist es so schön, wenn wir uns voll und ganz auf unseren Partner, den Sex und unseren Körper einlassen und die sexuelle Fantasie dabei anregen.
- Die Chemie stimmt nicht: Auch das kann ein Grund dafür sein, dass die Frau sich nicht zu 100 Prozent auf ihren Partner/ ihre Partnerin einlassen kann. Wenn die Chemie nicht stimmt, wird es schwierig zur Stimulation, der vollsten sexuelle Erregung und Lust kommen.
- Vertrauen fehlt: Einige Frauen haben bereits negative Erfahrungen in ihren vorherigen Beziehungen erlebt und wurden dadurch geprägt. Umso schwieriger ist es dann, sich auf den neuen Partner/ die neue Partnerin komplett einzulassen und sich fallen zu lassen.
- Geruch: Neben der Körperhygiene, die total wichtig ist, kann es auch sein, dass man sich auch einfach so „nicht richtig riechen kann“. Hinter dieser Redewendung steckt nämlich mehr hinter: Frauen können sich manchmal selber nicht riechen und können sich wegen solcher Gedanken nicht auf den Sex konzentrieren. Es kann auch am eigenen Partner/ an der eigenen Partnerin liegen, dessen Körpergeruch einfach nicht passt. Diese Signale werden an das Lustzentrum vermittelt, sodass es erst gar nicht zu einer sexuellen Erregung kommen kann.
Klitoraler Orgasmus oder vaginaler Orgasmus: Ist das nicht egal?
Im Grunde genommen ist es egal, ob die Frau einen klitoralen Orgasmus oder einen vaginalen Orgasmus erlebt. Es gibt keinen Orgasmus, der nach einer Faustregel bestimmt wurde. Jede Frau sollte einen wundervollen Höhepunkt erleben und ihren Körper dabei besser kennenlernen. Denn nur dann kann es zu vielen intensiven und schönen Orgasmen kommen.
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Verwendete Quellen: medizino.de, aerztezeitung.de
