Dauersingle: 5 Gründe und was mir geholfen hat

Dauersingle: 5 Gründe, warum es mit der Beziehung nicht klappt und was mir geholfen hat

Bist du Dauersingle und willst daran etwas ändern? Ich teile meine Erfahrungen der letzten fünf Single-Jahre mit dir.

Meine Beziehungslaufbahn fing eigentlich ganz gut an. Mit 16 bin ich mit meinem damaligen Freund zusammengekommen. Die Beziehung lief im Großen und Ganzen gut. Klar hatten wir auch mal unsere Probleme, doch trotzdem waren wir stets glücklich miteinander und die Liebe wuchs und wuchs. Bis sie es irgendwann nicht mehr tat. Fast acht Jahre hielt die Beziehung – ganz schön lange für ein so junges Alter. Mit 24 Jahren stand ich dann da und war das erste Mal in meinem Erwachsenenleben Single – und glücklich darüber. Doch was danach kam, damit habe ich nicht gerechnet.

Ich habe die Zeit als Single genossen. So sehr, dass ich es mir irgendwann gar nicht mehr vorstellen konnte, in einer Beziehung zu sein. Lange war mein Singledasein gar kein Problem für mich. Ich war glücklich. Keine Verantwortung, kein Stress, kein Herzschmerz. Doch nach vier Jahren ohne Beziehung habe auch ich mir die Frage gestellt: Stimmt etwas mit mir nicht? Ganze fünf Jahre habe ich gebraucht, um wieder eine neue Beziehung einzugehen – ich war ein waschechter Dauersingle. Eine ganz schön lange Zeit. Doch für mich war es genau die Zeit, die ich gebraucht habe.

Geht es dir, wie es mir ging und du bist schon lange solo und weiß nicht, warum und wie sich das ändern kann? Dann bist du hier genau richtig. Ich verrate dir, welche Erfahrungen ich in den letzten fünf Jahren sammeln konnte und wie ich dem Dauersingle-Teufelskreis endlich entkommen konnte.

Disclaimer: An dieser Stelle ist es mir noch wichtig zu betonen, dass sich niemand unter Druck gesetzt fühlen muss, eine Beziehung einzugehen. Viel zu oft wird uns eingetrichtert, dass wir nur happy sein können, wenn wir einen Partner oder eine Partnerin haben. Doch das stimmt nicht. Auch als Single (Dauersingle) ist man komplett und muss nicht auf seine "zweite Hälfte“ warten. Bist du also fein mit deinem Solo-Lifestyle, dann freue ich mich sehr für dich. Lass dir nicht einreden, dass irgendwas mit dir nicht stimmt. Bist du aber unglücklich als Single (Dauersingle) und wünschst dir eine Partnerschaft, dann ist das genau so okay. 

5 Gründe, warum es mit der Beziehung nicht klappt

Fünf Jahre lang habe ich mich selbst gefragt, warum ich eigentlich keinen Partner finde. Ich habe auch mit meinen Freunden und Freundinnen gesprochen, die ebenfalls auf Partnersuche waren. Lange fiel es mir schwer zu verstehen, was es genau war, das uns zu Dauersingles machte. Rückblickend kann ich jetzt vor allem fünf Gründe definieren, warum es mit der Beziehung bei keinem von uns klappte und es gibt sicherlich noch viele mehr.

1. Die eigenen Ansprüche und Erwartungen

Je länger wir alleine sind, desto mehr finden wir heraus, was wir eigentlich wollen und was wir uns von einer Partnerschaft erhoffen. Das ist im Grunde super, denn genau so kann es uns gelingen, irgendwann den richtigen Partner oder die richtige Partnerin zu finden. Problematisch wird das Ganze aber, wenn wir uns in unseren hohen Ansprüchen verlieren. Der Mann bzw. die Frau sollte intelligent, gut aussehend, witzig, sportlich, extrovertiert, verständnisvoll, mindestens 175 cm groß, dunkelhaarig und am besten auch noch weit bereist sein. Haben wir zu hohe Ansprüche an eine Person und eine potenzielle Partnerschaft, steht uns das oft selber im Weg. Wir dürfen nicht vergessen: Jeder Mann und jede Frau hat Makel und keine Beziehung ist perfekt. Verabschiede dich von dem Gedanken, dass alles wie in einer Hollywood Rom-Com ablaufen muss. Er wird dir vielleicht nicht ein Haus bauen, wie es Ryan Gosling in The Notebook gemacht hat, dafür wird er dich aber gut behandeln und loyal sein. Glaub mir – ich hab mich viel zu lange in den romantischen Filmen und Songs verloren und mir gewünscht, dass mir sowas auch passieren wird. Heute weiß ich, dass ich niemanden brauche, der nach nur einem Kuss mit mir tausende Kilometer fliegt und mich um meine Hand bittet (wie Jamie in Tatsächlich Liebe), sondern dass ich jemanden brauche, der mich glücklich macht und auf den ich mich verlassen kann.

2. Die falschen Partner

Wobei wir auch schon bei Punkt zwei wären. Hast du auch das Gefühl, dass du immer an die Falschen gerätst? Erst wirkt er oder sie total nett und am Ende stellt er oder sie sich doch als Fuckboy bzw. Fuckgirl heraus. Das liegt nicht daran, dass der Mann oder die Frau, den bzw. die du gerade datest, sich spontan verändert hat. Die Red Flags waren immer da, du hast sie nur ignoriert. Ich habe lange Personen gedatet, die nicht dasselbe wollten wie ich. Klar, dass es am Ende deshalb nicht funktioniert hat. Warum habe ich das gemacht? Bis heute weiß ich es noch nicht zu 100 Prozent, doch ich habe zwei Vermutungen.

  • Vermutung Nummer 1: Bindungsangst. Es könnte sein, dass ich während meiner Singlezeit eine Bindungsangst entwickelt habe. Während ich stets dachte, dass ich eine Beziehung will, hat mein Unterbewusstsein mich immer wieder davon abgehalten, indem es mich zu den falschen Partnern geführt hat.
  • Vermutung Nummer 2: "Ich kann ihn noch ändern“. Diesen Gedanken hatten wir bestimmt alle schon mal. Wir sehen die Red Flags und denken uns: Ich bin so besonders, dass ich ihn verändern kann. Doch die Wahrheit ist: Hatte er zum Beispiel sein Leben lang keinen Kinderwunsch und hat das auch direkt so kommuniziert, wird sich das wahrscheinlich auch nicht mehr ändern – egal wie toll du bist. Akzeptiere dein Gegenüber so, wie er oder sie ist und versuche nicht, ihn oder sie so hinzubiegen, wie es dir gefällt.

3. Das soziale Umfeld

Auch das soziale Umfeld kann einen großen Einfluss auf den Beziehungsstatus nehmen. Und das in zweierlei Hinsicht. Erstens: Hast du einen kleinen Freundeskreis, der immer aus denselben Leuten besteht und lernst kaum neue Menschen kennen, kann es dir auch schwerfallen, einen Partner oder eine Partnerin zu finden. Zum Glück gibt es in diesem Fall aber auch Dating-Apps wie Tinder, Bumble und Co. auf denen du gezielt nach deinem Traummann oder deiner Traumfrau suchen kannst. Ich habe meinen heutigen Partner übrigens über Bumble gefunden und bin jeden Tag froh darüber, dass ich ihm damals dort ein Like gegeben habe. Zweitens: Hast du nur Freunde, die in Beziehungen sind, kann es ebenfalls schwieriger sein, andere Singles kennenzulernen. Ist deine beste Freundin oder dein bester Freund hingegen auch Single, könnt ihr gemeinsam losziehen und auf Partnersuche gehen.

4. Prioritäten und Mindset

Wenn ich eins gelernt habe, dann ist es das: Willst du wirklich eine Beziehung, musst du bereit dafür sein. Du musst dir aktiv Zeit zum Daten nehmen und die zukünftige Liebe an erste Stelle stellen. Vorausgesetzt natürlich, es ist das, was du wirklich willst. Viel zu lange habe ich Dates verschoben, weil ich lieber zum Training wollte, habe abgesagt, weil ich keine Lust hatte oder habe mir eingeredet, dass ich eigentlich keine Zeit zum Daten habe. Ich war einfach noch nicht bereit. Dann hat sich alles geändert. Ich habe dem Dating eine höhere Priorität in meinem Leben zugeschrieben, weil ich mich nach einer Beziehung gesehnt habe. All die Ausreden, die ich vorher hatte, um nicht auf Dates zu gehen, habe ich abgelegt und hab mich tatsächlich wieder auf das Dating gefreut. Aktives Dating ist also viel erfolgreicher als passives Dating. Hast du keine Lust und sind dir aktuell andere Dinge im Leben wichtiger als eine Partnerschaft, bist du vielleicht noch nicht so weit. Das Mindset spielt nämlich auch eine wichtige Rolle.

5. Ängste

Hast du Probleme damit, dich an eine Person zu binden, kann das vor allem an folgenden zwei Ängsten liegen:

  1. Bindungsangst: Du hast (bewusst oder unbewusst) Angst davor, dich an eine andere Person zu binden. Gründe dafür gibt es viele. Vielleicht hast du Angst, deine Freiheit aufgeben zu müssen oder hast das Gefühl, dich nur auf dich selbst verlassen zu können.
  2. Verlustangst: Du hast (bewusst oder unbewusst) Angst davor, jemanden zu verlieren und gehst aufgrund dieser Verlustangst erst gar keine neue Beziehung ein. Vielleicht kann es auch sein, dass du tief im Inneren denkst, nicht liebenswert zu sein.

Sowohl Bindungsangst als auch Verlustangst sind meist auf Erfahrungen oder Traumata (aus der Kindheit) zurückzuführen. Oft gehen beide Ängste auch Hand in Hand und beeinflussen sich gegenseitig. Besser erklären lässt sich das Ganze noch mit dem sogenannten Bindungsmodell. Demnach gibt es vor allem drei Bindungstypen.

Der "sichere Bindungstyp“ ist weder bindungsängstlich noch verlustängstlich. Diese Menschen können leicht Liebe geben und leicht Liebe nehmen. Etwa die Hälfte der Bevölkerung zählen zu diesem Bindungstypen. Die andere Hälfte besteht aus dem sogenannten "ängstlichen Bindungstyp“ und dem "vermeidenden Bindungstyp“. Ängstliche Bindungstypen glauben (bewusst oder unterbewusst), dass sie sich Liebe verdienen müssen, die vermeidenden Bindungstypen befürchten (bewusst oder unbewusst), ihre Autonomie und Freiheit in einer Beziehung aufgeben zu müssen. Beide Bindungstypen haben in der Regel einen geringeren Selbstwert und es fällt ihnen schwerer, sich auf andere Menschen einzulassen. Sie bleiben also meist länger Single als die sicheren Bindungstypen.

Willst du mehr über mein Single-Leben erfahren und wissen, welche Tipps mir Singlecoach Eric Hegmann gegeben hat? Dann hör dir auch diese Podcast-Folge an:

Dauersingle: Stimmt was nicht mit mir?

Wie lange musste ich mir Sätze anhören wie: "Was, du bist immer noch Single?“, oder "Ich verstehe das nicht. Du bist doch so toll! Warum bist du noch Single?“. Früher dachte ich immer, dass das ein Kompliment sei. Schließlich fanden mich meine Mitmenschen so toll, dass es kaum zu verstehen ist, dass ich immer noch niemanden gefunden hatte. Heute sehe ich das Ganze etwas anders.

Single zu sein, sollte niemanden einen schockierten Ausdruck ins Gesicht treiben und ist auch nichts, wofür man sich schämen muss. Nur weil man Single oder sogar Dauersingle ist, heißt das nicht, dass mit einem etwas nicht stimmt. Es bedeutet einfach, dass man gerade an einem Punkt im Leben ist, an dem eine Beziehung nicht an erster Stelle steht und dass das Dasein als Single okay ist. Vielleicht hast du andere Prioritäten und steckst gerade all deine Energie in deinen Job oder deine psychische Gesundheit. Go for it! Lass dir von niemandem einreden, dass deine Prioritäten eigentlich woanders liegen sollten oder gar, dass du erst in einer Beziehung richtig glücklich sein kannst.

Wir alle kennen es: Alles läuft super. Man hat einen tollen Job, verdient gutes Geld, hat tolle Freunde, eine schöne Wohnung und trotzdem hat man den Eindruck, dass im Leben noch etwas fehlt und man erst komplett ist, wenn man einen Partner oder eine Partnerin hat. Dein Leben ist komplett, du bist komplett, selbst wenn du Single bist. Diese ganze Idee von der "zweiten Hälfte“ ist meiner Meinung veraltet. Ein Partner oder eine Partnerin macht einen nicht komplett. Man ist ein kompletter Mensch, wenn man Single ist. Man ist auch ein kompletter Mensch, wenn man in einer Partnerschaft ist und steht Seite an Seite mit einem anderen kompletten Menschen. Beide auf Augenhöhe, keine Abhängigkeit, nur Liebe.

Kapitel Dauersingle beenden: Was muss sich ändern?

Ich habe es geschafft. Ich bin nach über fünf Jahren Singleleben endlich wieder eine Beziehung eingegangen. Ich verstehe das nun aber keinesfalls als Errungenschaft, für die ich eine Medaille bekommen sollte. Den Beziehungsstatus zu ändern, ändert im Grunde gar nichts. Trotzdem will ich hier mit dir teilen, wie es nach fünf Jahren Solo-Lifestyle bei mir so weit kommen konnte, dass ich mich wieder für eine Partnerschaft geöffnet habe. Bedenke: Das ist kein Patentrezept dafür, einen Partner oder eine Partnerin zu bekommen. Es ist einfach der individuelle Weg, der mir geholfen hat.

  • Ich habe mich ständig selbst reflektiert und kontinuierlich an mit gearbeitet. Ich habe mich bewusst mit meinen "Traumata“ der Vergangenheit auseinandergesetzt und alles aus dem Weg geräumt, was mich noch blockierte. Ich habe das alleine geschafft, merkst du aber, dass deine Traumata tiefer sitzen und du Hilfe brauchst, dann hol dir diese unbedingt. Eine Therapie hat auch vielen meiner Freunde und Freundinnen geholfen.
  • Ich habe einen Weg gefunden, mich wieder auf Dates zu freuen. Ich habe mich weniger unter Druck gesetzt und bin von dem Gedanken "Ich muss mein Gegenüber von mir überzeugen“ abgekommen. Ich habe ein erstes Date als Chance gesehen, einen neuen Menschen kennenzulernen. Der Gedanke, dass daraus unbedingt eine romantische Beziehung entstehen muss, habe ich abgelegt. Vielleicht verliebe ich mich, vielleicht ist es auch einfach nur ein netter Spaziergang und ich komme auf meine tägliche Schrittanzahl.
  • Ich habe Platz in meinem Leben für eine Partnerschaft gemacht. Während die Liebe vorher anderen Prioritäten wie meinem Uniabschluss, meinem Job, meinen Freunden, meiner ersten eigenen Wohnung usw. untergestellt war, habe ich ihr wieder mehr Bedeutung zugewiesen. Das heißt nicht, dass ich die anderen Bereiche meines Lebens vernachlässigt habe. Sie waren so stabil, dass noch genug Platz für die Liebe war. Für mich war dieser Schritt sehr wichtig, denn vorher hatte ich immer nach Ausreden gesucht, warum ich keinen Platz in meinem Leben für eine Beziehung hatte.
  • Ich habe mich von dem Gedanken verabschiedet, dass alles perfekt sein muss. Ewig habe ich mir eingeredet, dass mein nächster Partner mein zukünftiger Ehemann und der Vater meiner zukünftigen Kinder sein muss. Das übt sehr viel Druck auf mich, meinen Partner und unsere Beziehung aus. Nun habe ich die Einstellung: Es kommt, wie es kommt. Vielleicht heiraten wir, gründen eine Familie und leben glücklich bis an unser Lebensende – vielleicht aber auch nicht. Diese Denkweise hat mir am Ende geholfen, mich auf meinen jetzigen Partner einzulassen – und bisher läuft es ganz gut 😉

Ich hoffe, dass ich dir wenigstens ein bisschen helfen konnte und dir einen Denkanstoß geben konnte, die Dinge etwas anders zu betrachten. Natürlich wird dieser Text nicht deinen Beziehungsstatus über Nacht ändern. Doch vielleicht hilft er dir, deine Gefühle etwas besser sortieren zu können. Ich wünsche dir, dass du glücklich bist – egal ob mit Partner bzw. Partnerin oder als Dauersingle.

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Verwendete Quellen: eric-hegmann.de

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