Wie schlaft ihr ein? Rücken an Rücken? In der Löffelchenstellung? Oder vielleicht Arm in Arm? So oder so. Auf die meisten von uns, die in einer Beziehung leben, trifft jedenfalls dieser Punkt zu: Sie schlafen jede Nacht neben ihrem Schatz ein und wachen neben ihm auf. Doch dieses Modell der gemeinsamen Nachtruhe ist nicht für alle Paare die optimale Lösung. Warum auch getrenntes Schlafen seinen Reiz haben kann und welche Paare lieber auf die sogenannte Sleep-Divorce verzichten sollten, liest du hier.
Vorteile: Das spricht für getrennte Betten in der Beziehung
Es gibt viele gute Gründe dafür, in getrennten Schlafzimmern oder getrennten Betten zu schlafen. Immer mehr Paare entscheiden sich dafür, wenigstens für die Nachtstunden getrennte Wege zu gehen. Klingt erst einmal nach einem unkonventionellen Schritt, doch er kann unter Umständen die Beziehung retten. Denn: Schlafprobleme und Beziehungsprobleme gehen oft Hand in Hand. Bekommt man nicht die Ruhe, die man braucht, ist man gereizter und gestresster – der perfekte Nährboden für Konflikte im Alltag. Gute Gründe für getrennte Betten und getrennte Schlafzimmer gibt es viele:
- Schnarchen: Schnarcht einer der Partner besonders laut, kann das dafür sorgen, dass die andere Person in ihrem Schlaf gestört wird. Besonders dann kann es Sinn machen, in unterschiedlichen Räumen zu schlafen. So bekommen beide die Ruhe und Erholung, die sie brauchen.
- Unruhiger Schlaf: Viele kennen es: Man ist gerade eingeschlafen und dann dreht und wälzt sich der Partner oder die Partnerin nebenan im Bett und zack ist man wieder wach. Hat der eine Partner einen sehr leichten Schlaf und wacht bei jedem Geräusch und jeder Bewegung auf, kann ein eigenes Bett und vielleicht sogar ein eigenes Schlafzimmer durchaus Sinn machen.
- Unterschiedlicher Schlafrhythmus: Du hast einen 9 to 5-Job, dein Partner oder deine Partnerin arbeitet aber im Schichtdienst? Dann sind getrennte Schlafzimmer eine sehr gute Möglichkeit, wie jeder von euch zum richtigen Zeitpunkt schlafen kann, ohne dass man gestört wird. Und auch wenn du früh ins Bett gehen willst und dein Partner oder deine Partnerin immer erst nach 12 Uhr unter die Decke kriecht, könnt ihr über die Sleep-Divorce nachdenken. So wird niemand aus dem Tiefschlaf gerissen oder liegt stundenlang wach, weil man noch nicht müde ist.
- Me-Time: Manche Menschen brauchen mehr Me-Time als die anderen. Sie finden Erholung in den Momenten, in denen sie alleine sind. Oft hat das etwas mit ihrer sozialen Batterie zu tun. Introvertierte Menschen laden ihre Batterien auf, wenn sie die Tür zumachen können und für sich sind. Dann kann es sehr beruhigend sein, wenn man sein eigenes Schlafzimmer hat und sich wenigstens für die Nacht zurückziehen kann. Das bedeutet nicht, dass man den Partner oder die Partnerin weniger liebt. Es ist ein lebensnotwendiger Schritt, damit man am nächsten Tag wieder die Energie hat, im Job und im Alltag zu funktionieren. Und das ist vollkommen okay so!
Nachteile: Darum können getrennte Schlafzimmer ein Beziehungskiller sein
Wie bei so vielen Dingen gibt es auch hier eine Kehrseite der Medaille. Denn nicht für alle Paare ist das getrennte Schlafen eine gute Idee. Durch die getrennten Schlafzimmer bleibt die Nähe und Intimität nämlich oft auf der Spur. Sowohl die emotionale als auch die körperliche Nähe kann durch die Sleep-Divorce in Mitleidenschaft gezogen werden, was für einige Paare ein absoluter Beziehungskiller sein kann. Verloren gehen die Momente vor dem Schlafengehen, in denen man noch einmal über den Tag spricht und sich über seine Erlebnisse austauscht. Die Versuchung ist groß, einfach nur nebeneinander her zu wohnen. Man ist den ganzen Tag im Büro, geht dann seinen Freizeitbeschäftigungen nach und verschwindet im Anschluss in seinem eigenen Schlafzimmer. Die Türen gehen zu und nie Nähe geht verloren.
Besonders Paare, bei denen es gerade sowieso nicht gut läuft und bei denen die emotionale Intimität gelitten hat, sollten von der räumlichen Trennung in der Nacht absehen. Sie kann dazu führen, dass man sich noch weiter voneinander entfernt und die Beziehung irgendwann auf der Kippe steht.
Getrennte Schlafzimmer: Der Anfang vom Ende oder doch nicht?
Doch was ist nun besser? Zusammen in einem Bett oder doch in getrennten Schlafzimmern schlafen? Nun, das muss jedes Paar für sich selbst entscheiden. Fakt ist: Jedes Paar hat eine andere Nähe-Distanz-Dynamik. Die einen brauchen mehr Nähe und Intimität, die anderen haben kein Problem damit, auch eine gewisse Distanz in ihre Beziehung aufzubauen.
In einer gesunden und glücklichen Beziehung kann eine räumliche Trennung über Nacht eventuell sogar zu einer gewollteren Intimität führen. Statt ganz selbstverständlich nachts nebeneinander zu liegen, verbringen sie ihre gemeinsamen Stunden mit mehr Intention. Quality-Time statt Quantity-Time sozusagen. Sie schätzen die gemeinsame Zeit mehr, sind sich im Alltag näher und bauen in anderen Situationen, wie zum Beispiel in Gesprächen, mehr Intimität auf. Verlustangst kann nach und nach verarbeitet werden und am Morgen begrüßt man sich dann mit einem Kuss und genießt ein ausgiebiges gemeinsames Frühstück. Beide sind nach ihrer Alone-Time über Nacht ausgeruht und erholt und freuen sich auf die bewussten Stunden zusammen.
Paare, die besonders viele körperliche Nähe brauchen, lassen sich hingegen nur schwer von der räumlichen Trennung über Nacht überzeugen. Sie lieben es, in der Nacht zu kuscheln, sich nah zu sein und am nächsten Morgen neben dem Partner oder der Partnerin aufzuwachen. Warum das so ist, lässt sich leicht erklären: Berühren wir uns im Schlaf regelmäßig und kuscheln, wird das Liebeshormon Oxytocin ausgeschüttet, das Glücksgefühle auslöst und die Intimität fördert. Gerade wenn man im Alltag wenig Zeit füreinander hat, kann das gemeinsame Bett ein Raum für Zweisamkeit und Intimität sein. Plus: Hier ergeben sich tolle Möglichkeiten für spontanen Sex.
Communication is key: So sprichst du das Thema getrennte Betten an
Wie wir alle wissen: Kommunikation ist das A und O in einer Beziehung. Möchtest du ein sensibles Thema wie das getrennte Schlafen ansprechen, solltest du niemals mit der Tür ins Haus fallen. Gib deinem Partner oder deine Partnerin Wertschätzung und mache deutlich, dass dein Wunsch nichts mit einem Mangel an Liebe oder Zuneigung zu tun hat. Erkläre ganz klar, warum du dir ein eigenes Bett wünscht. Sei es, weil du nicht genügend Schlaf bekommst, weil dein Freund oder deine Freundin so unruhig schläft oder weil du als introvertierter Mensch deinen Rückzugsort brauchst, um deine Energien wieder aufzuladen und dann bewusst Zeit mit deinem Schatz verbringen möchtest. Versucht dann gemeinsam eine Lösung zu finden, mit der ihr beide happy seid. Vielleicht kann erst einmal probeweise ein Gästebett ins Büro gestellt werden, um die Sleep-Divorce zu testen. Wichtig ist, dass ihr beide mit euren Wünschen und Ängsten gehört werdet und ihr gemeinsam an einer Lösung arbeitet, mit der ihr beide zufrieden seid.
Nähe und Distanz: Gesunder Schlaf, gesunde Beziehung?
In einer Beziehung gibt es stets einen Wechsel aus Nähe und Distanz. Nur Nähe ohne Distanz ist nicht gesund – dann kann man wortwörtlich ohne den anderen nicht leben und macht sich extrem abhängig voneinander. Nur Distanz ohne Nähe funktioniert logischerweise auch nicht. Es sollte also stets ein Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz herrschen. Jede Person ist ihr eigenständiges "Ich“. Sie hat eigene Interessen, ist unabhängig und kann sich ihre Me-Time nehmen, wann sie das braucht. Doch neben dem "Ich“ muss es auch ein "Wir“ geben, damit die Beziehung funktioniert. Gemeinsamkeit schafft Nähe und Intimität und gemeinsame Zukunftspläne geben Sicherheit und Vertrauen in die Partnerschaft.
Was lernen wir daraus? Beziehung bedeutet Arbeit und diese Arbeit können wir dann leisten, wenn wir eine vollgeladene Batterie haben, um füreinander da zu sein. Braucht ihr eure Ruhe und wollt lieber getrennt schlafen, um tagsüber Quality-Time zu verbringen oder wollt ihr eure Intimität im gemeinsamen Bett aufrechterhalten? Die Entscheidung ist euch überlassen. Wichtig ist nur, dass es für euch funktioniert.
Platzproblem: Was, wenn kein Platz für zwei Schlafzimmer ist?
Zwei getrennte Schlafzimmer in der Wohnung zu haben, ist ein Luxus, den sich nicht jeder ermöglichen kann. Oft fehlen die Räume oder die Wohnung ist schlecht aufgeteilt. Dann kann es helfen, sich ein Schlafsofa anzuschaffen, das im Nullkommanix von der Couch zu einem Bett umfunktioniert werden kann. Keiner von euch beiden sollte unter einer schlechten Schlafqualität aufgrund eines ungemütlichen Bettes leiden. Deshalb lohnt es sich, in ein qualitativ hochwertiges Schlafsofa zu investieren, das ein gemütliches und erholsames Schlafen ermöglicht. Dieses kann zum Beispiel im Wohnzimmer oder im Büro platziert werden. Oft reicht es schon, wenn man die Tür hinter sich zumachen kann und für einige Stunden seine Ruhe hat.
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Verwendete Quellen: aok.de, zeit.de
