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Therapie: Was ist Psychotherapie? Infos, Fakten und Hilfe bei der Terminsuche

Was ist Psychotherapie? Infos, Fakten und Hilfe bei der Therapeut*innensuche

Was ist eigentlich Psychotherapie? Welche Therapieformen gibt es und wie findet man eine*n Therapeut*in? Antworten findest du hier.

Horoskop: Frau in Spiegelung© Pexels
Hier findest du alle Daten und Fakten über Psychotherapie.

Unter Psychotherapie versteht man eine Behanldung der Seele, deren Verfahren sich darauf konzentriert, in den Sprechstunden an den Ängsten, zwischenmenschlichen Beziehungen und Problemen einer Person zu arbeiten. Diese können aus der Kindheit stammen oder durch eine Veränderung im Alltag entstehen. Doch welche Therapieformen gibt es und wie bekommt man einen Termin? Hier findest du alle Daten und Fakten über Psychotherapie.

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1. Was versteht man unter einer Psychotherapie?

Laut Definition ist Psychotherapie, oder auch eine Gesprächspsychotherapie, die „Behandlung der Seele“ und bezeichnet alle Behandlungsformen psychischer und psychosomatischer Störungen. Psychische Störungen (auch „seelische Krankheiten“ oder psychische Erkrankungen) sind beispielsweise Angsterkrankungen, Depressionen, Essstörungen, Neurosen und Psychosen. Dabei ehen diese Krankheiten niemals gleich aus, sondern äußern sich bei jeder Person unterschiedlich. Deshalb ist eine Psychotherapie und eine Gesprächspsychotherapie eine sehr persönliche und intime Behandlung. Durchgeführt wird eine Psychotherapie in einer Sprechstunde von ausgebildetem Personal aus drei Berufsgruppen:

  • Psycholog*innen (Psychologische*r Psychotherapeut*in)
  • Mediziner*innen (Ärztliche*r Psychotherapeut*in)
  • Pädagog*innen, die sich auf die Therapie von Kindern und Jugendlichen spezialisiert haben (Kinder- und Jugendpsychotherapeut*in)

Die Basis einer Psychotherapie ist eine sogenannte Gesprächstherapie, in der die zu behandelnde Krankheit thematisiert wird und durch Gespräche analysiert wird, woher sie kommt, welche Veränderungen sie mit sich bringt und wie man sie am besten behandeln kann. Je nach Intensität der Krankheit können auch Medikamente, wie zum Beispiel Anti-Depressiva, von der/dem Therapeut*in verschrieben werden oder bei besonderer Dringlichkeit eine Akutbehandlung verordnet werden.

2. Was kostet eine Psychotherapie?

Wenn es um die Bezahlung der Psychotherapie geht, gibt es folgende Möglichkeiten:

  • Gesetzliche Krankenkasse: Grundsätzlich kann man sagen, dass die Behandlung einer diagnostizierten psychischen Erkrankung von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt wird. Das Verfahren läuft dann folgendermaßen ab: In einer oder mehreren Probandenstunden stellt der/die Therapeut*in anhan der Beschwerden fest, ob und welche Erkrankung vorliegt. Danach wird ein Antrag an die gesetzliche Krankenkasse gestellt, der von dieser genehmigt werden muss. Nach der Genehmigung übernimmt sie die Kosten für eine Psychotherapie, und zwar vollständig. Du musst nichts dazuzahlen.
  • Privatkrankenkasse: Da die Leistungen der Privatkrankenkasse nicht einheitlich geregelt sind, musst du hier in deinem Vertrag nachsehen, was deine Versicherung übernimmt. Einige zählen Psychotherapie als Leistung dazu, andere nicht und wieder andere nur mit einer Eigenbeteiligung. Wenn du privat versichert bist, kann es also sein, dass hier Kosten auf dich zukommen.
  • Selbstzahler: Leider sind die Wartezeiten für einen Therapieplatz sehr lang, weshalb es in akuten Fällen empfehlenswert sein kann, die Therapie selbst zu bezahlen. Die Preise variieren dabei zwischen 40 Euro bis 140 Euro pro Sitzung – je nachdem, ob es sich um eine Einzel- oder Gruppenbehandlung handelt sowie je nach Behandlungsmethode und Sitzungsdauer.
  • Sonderform: Bei Therapien, denen keine psychotherapeutisch Diagnose zu Grunde liegt, wie zum Beispiel einer Paartherapie, müssen die Patient*innen die Behandlung selbst bezahlen.

3. Wer kann eine Therapie machen?

Wie bereits erwähnt: Psychische Probleme und Beschwerden äußern sich bei jedem anders und sehen bei jedem anders aus. Deswegen kann man grundsätzlich sagen, dass jeder eine Therapie machen kann. Dabei ist eins besonders wichtig: Kein Bedürfnis ist weniger schlimm oder weniger behandlungswürdig als ein anderes. Auch wenn dir deine Sorgen sich nicht in einer schweren Depression äußern – sie sind trotzdem in der Lage, dein Leben und deine mentale Gesundheit zu beeinträchtigen, dich zu verletzen, Veränderungen zu verursachen, deine Beziehungen zu beeinflussen und dich in deinem glücklichen Alltag einzuschränken. Eine Therapie zu machen bedeutet nicht, dass du verrückt, komisch oder schwach bist, sondern dass deine Welt – zum Beispiel dein soziales Umfeld, dein Job oder deine eigenen Glaubenssätze – aus der Balance gekommen ist und dir so schadet und Angst macht. Damit hast du das Recht auf Hilfe und "darfst" eine Therapie machen, wenn du das möchtest.

4. Wie lange dauert eine Therapie?

Bei der Dauer einer Therapie spricht man von einer Kurzzeit- bzw. einer Langzeittherapie. Eine Kurzzeittherapie dauert 25 Sitzungen und eine Langzeittherapie 45 Sitzungen bzw. Termine. Man kann auch beide Formen kombinieren bzw. nacheinander durchführen – je nach Intensität der Problematik und Bedarf des Patienten. So kann eine Therapie zwischen ein paar Monaten und mehreren Jahren dauern. Eine Sitzung oder Sprechstunde in einer Praxis dauert in der Regel 50 Minuten. In besonders schweren Fällen gibt es außerdem noch die Möglichkeit, die Akutbehandlung statt in einer Praxis in einer Klinik stationär weiterzuführen.

5. Welche Therapieformen gibt es?

Es gibt viele verschiedenen Therapieformen, die individuell auf die Bedürfnisse der Patient*innen abgestimmt werden. Grundsätzlich kann man in vier gängige Therapieformen und Verfahren unterscheiden: die Psychoanalyse, Tiefen­psychologisch fundierte Psycho­therapie, Kognitive Verhaltens­therapie und Systemische Therapie. Alle vier Formen haben jeweils einen anderen Schwerpunkt:

  • Bei der Psychoanalyse liegt der Fokus auf inneren Ängsten, Konflikten und Beziehungen aus der Vergangenheit, die noch nicht aufgelöst wurden. Der/die Therapeut*in nimmt hier eine sehr zurückhaltende Rolle ein und lässt den/die Patient*in frei sprechen. Diese Therapieform ist die älteste der vier, geht auf den berühmten Psychologen Sigmund Freud zurück und wird auch heute noch oft im Liegen durchgeführt.
  • Die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist eine Weiterführung der Psychoanalyse und ähnelt ihr deshalb sehr. Der Unterschied ist hier allerdings, dass mit dem/der Therapeut*in klare Ziele für die Therapie festgelegt werden, die in den Sitzungen erreicht werden sollen. Daher lenkt der/die Therapeut*in hier mehr das Gespräch.
  • Kognitive Verhaltens­therapie wird in Deutschland am häufigsten angewendet. Sie geht davon aus, dass psychische Erkrankungen das Ergebnis von negativen Erfahrungen und Beschwerden, also erlernten Verhaltens- und Gedankenmustern, sind. Ziel dieser Therapieform ist, diese erlernten Verhaltensmuster wieder zu entlernen. Sie arbeitet also das Vergangene auf, um mit der Gegenwart besser klarzukommen.
  • Eine Systemische Therapie fokussiert sich auf deinen sozialen Kontext, also zum Beispiel deine Familie oder andere wichtige Bezugspersonen und Beziehungen. Sie möchte herausfinden, welche Rolle der/die Patient*in in seinem "sozialen System" spielt, was diese Rolle mit ihm oder ihr macht und wie sie ihn/sie beeinflusst – und wie er oder sie daraus ausbrechen kann, wenn nötig.

Bevor du eine Therapie startest, finden zwei bis vier probatorische Sitzungen statt, in denen du deinen Therapeuten oder deine Therapeutin kennenlernen kannst. Gemeinsam könnt ihr besprechen, bei welcher Therapieform du dich am wohlsten fühlst und welche am besten zu deinen Bedürfnissen passt. Wichtig ist, dass du dich mit deinem Therapeuten oder deiner Therapeutin und der angewandten Form wohlfühlst.

Du möchstest wissen wie sich eine Therapie wirklich anfühlt? Dann lies diesen Erfahrungsbericht.

6. Wie findet man eine*n Therapeut*in?

Leider ist die Suche nach eine*r passenden Therapeut*in nicht besonders einfach. Der Bedarf an Psychotherapeut*innen ist vor allem auch durch die Corona-Pandemie gestiegen und viele Praxen können keine neuen Patient*innen aufnehmen oder Termine vergeben. So sei gesagt, dass die Suche nach eine*r Therapeut*in schwierig sein kann, aber auf keinen Fall unmöglich ist! Folgende Anlaufstellen gibt es:

Die erste Anlaufstelle ist die Terminservicestelle, bundesweit telefonisch erreichbar unter 116117: Hier wird dir ein Psychotherapie-Sprechstundentermin vermittelt. Das ist erstmal kein Therapieplatz, sondern vielmehr ein Termin für ein Erstgespräch in einer Praxis, das eine erste Diagnose festlegt. Alle Psychotherapeut*innen sind verpflichtet, solche Sprechstunden über die Terminservicestelle anzubieten. Nach dem Erstgespräch kannst du dich mit der Diagnose erneut an die Terminservicestelle wenden und bekommst (mit Wartezeit) einen Kontakt zu freien Therapeut*innen in deiner Nähe vermittelt.

Außerdem kannst du bei der Psychotherapeutenkammer deines jeweiligen Bundeslandes oder auf Seiten wie therapie.de, sowie der Kassenärztlichen Vereinigung nach Psychotherapeuten in deiner Nähe suchen. Diese kannst du dann per Anruf oder Mail kontaktieren und nach Verfügbarkeiten fragen. Das kostet oft Überwindung, doch diese wird sich auf jeden Fall lohnen, wenn du so deine*n passende*n Therapeut*in findest!

Eine weitere Möglichkeit wäre, sich bei einem Ausbildungsinstitut für Psychotherapie auf die Warteliste zu setzen – dort arbeitet man mit den Therapeut*innen in Ausbildung, bzw. bekommt quasi zwei Fachkräfte: den Auszubildenden und den Ausbildenden. Ausbildungsstätten haben meist kürzere Wartezeiten als fertige Therapeut*innen.

Bei der Auswahl des/der Therapeut*in solltest du ehrlich zu dir sein: Fühlst du dich bei dieser Person wohl? Vertraust du ihm oder ihr? Da du über sehr intime Erfahrungen und Gefühle sprechen sollst, sollte der Therapieraum ein absolut sicherer Ort für dich sein. Deshalb solltest du auch den Mut haben, eine*m Therapeut*in abzusagen, die/der nicht zu dir passt – auch wenn das eventuell wieder Wartezeit bedeutet. Im Übrigens kann es genauso passieren, dass die/der Therapeut*in von sich aus einen Kollegen vorschlägt oder dir absagt, da er oder sie nicht optimal für deine Bedürfnisse ausgebildet ist. Nimm das nicht persönlich – er oder sie handelt in deinem Sinne!

7. Therapie früher vs. heute

Traurig, aber wahr: Wer früher zum/zur Psychotherapeut*in gegangen ist, galt als verrückt. Therapie war ein Tabuthema und wird nur langsam entstigmatisiert – unter anderem durch Kampagnen wie die #MentalHealthWeek. Durch Aufklärung wird Therapie immer normaler und immer gesellschaftsfähiger. Fakt ist: Jeder 3. Deutsche erkrankt im Laufe seines Lebens an einer psychischen Erkrankung.

Du möchtest wissen, was eine Therapeutin über ihre Patient*innen denkt? Dann lies hier unser Interview mit Psychotherapeutin Anke Glaßmeyer.

Wenn du also mit negativen Gedanken und Gefühlen zu kämpfen hast, dich unwohl fühlst oder einfach deine Psyche besser verstehen möchtest, kann eine Therapie dir dabei helfen und dich in deinem eigenen Wohlbefinden zu stärken. Der Gedanke, tief in das eigene Ich einzutauchen mag zwar anfangs etwas beängstigend klingen, doch wer diesen Schritt geht, startet in einen neuen Lebensabschnitt mit der Person, die am wichtigsten für das eigene Glück ist: Du selbst 💙

Verwendete Quellen: therapie.de, hellobetter.de, wege-zur-psychotherapie.org, einguterplan.de

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