Lügen erkennen: Tipps, um einen Schwindler zu entlarven

Lügen erkennen: So entlarvst du einen Schwindler

Lügen lassen sich nur schwer erkennen. Doch Gestik, Mimik und Stimme können einen Hinweis darauf geben, ob jemand die Wahrheit spricht oder nicht.

Hinter einem Lügner steckt ein begnadeter Schauspieler: Er hat seine Worte perfekt einstudiert und weiß, wie er Gestik und Mimik einsetzen muss, um überzeugend zu wirken. Er will sein Gegenüber täuschen und verfolgt dabei ein bestimmtes Ziel. Doch nicht jeder, der lügt, verfolgt eine böse Absicht. Manchmal lügen wir, um Konflikte zu vermeiden, manchmal auch aus Angst oder nur aus Höflichkeit. Egal, welche Intention dahintersteckt: Wissenschaftlern zufolge lügen Menschen im Durchschnitt zwei Mal pro Tag. Aber lassen sich diese Lügen auch immer erkennen? Und falls ja: Auf welche Zeichen muss man beim Gegenüber achten? Wir verraten es dir.

Wie gut können wir Lügen erkennen? Das sagt die Wissenschaft

Leider müssen wir dich enttäuschen: Menschen sind in der Regel schlechte Lügendetektoren. Eine Metaanalyse mit Daten von über 25.000 Versuchspersonen hat gezeigt, dass die Trefferquote, Lügen zu enttarnen, bei gerade einmal 54 % liegt. Auch vermeintliche Experten auf diesem Gebiet, also Menschen, die beruflich häufig mit Lügen zu tun haben (wie etwa Polizist, Psychiater oder Richter), schnitten nicht besser als Laien ab.

Eindeutige Indizien für Lügen gibt es nach aktuellem Forschungsstand kaum, denn die Befunde aus Studien lassen sich nur schwer in die Praxis übertragen. Das Problem: In Versuchen findet die Täuschung auf Anweisung statt und niemand kann mit Sicherheit sagen, wie sich die Laborbedingungen auf das "echte" Leben übertragen lassen. 

Also – ist es unmöglich, einen Lügner zu enttarnen? Nicht unbedingt. Es gibt zwar keine Beweise, die immer zutreffen, doch einige Merkmale lassen sich als Hinweise für eine Täuschung deuten. Diese wollen wir nun näher beleuchten.

Lügen erkennen: Mimik und Gestik

US-Psychologe Paul Ekman war der erste, der nach erkennbaren Indizien für Lügen und Wahrheit forschte. In den 1960ern stellte er die Theorie der universellen menschlichen Mimik für die Emotionen Ekel, Freude, Angst, Wut, Trauer und Überraschung auf. Diese Emotionen zeigen sich in bestimmten Gesichtsmuskeln. Bei echter Freude sind zum Beispiel immer die Augenmuskeln aktiv – bei einem gefälschten Lächeln jedoch nicht. Bei gespielter Trauer fehlen häufig die charakteristischen Falten auf der Stirn. Diese "unvollständigen" Emotionen seien laut Ekman ein Indiz für eine Täuschung.

Auch Mikroexpressionen, also unfreiwillige Gesichtsausdrücke, können ihm zufolge verraten, ob jemand schwindelt oder nicht. Ein Lügner versucht, seine wahren Emotionen zu überspielen, doch ab und zu sickern Gefühle unfreiwillig durch und manifestieren sich in einem kurzen Gesichtsausdruck. Auch unkontrollierte, kleine Bewegungen der Arme, Hände, Beine und Füße sind denkbar. 

Achte auf folgende Gesichtsausdrücke und Körpersignale bei deinem Gesprächspartner:

  • Die dargestellte Emotion passt nicht zum restlichen Gesichtsausdruck: Der Mund lächelt, die Augen jedoch nicht.
  • Die Wangen erröten: Wer sich schämt oder sich der eigenen Lüge bewusst ist, steht oft unter Stress. Infolgedessen können die Wangen rot werden.
  • Die Person geht auf Abstand: Da sich die meisten Menschen beim Lügen unwohl fühlen, versuchen sie, (unbewusst) den Abstand zum Belogenen zu vergrößern. Kopf und Füße zeigen zum Beispiel weg vom Gesprächspartner oder die Arme sind verschränkt.
  • Die Person benutzt auffällig große Gesten: Der Lügner versucht, seine Aussagen mit Gesten zu untermauern, zum Beispiel durch ausladende Bewegungen mit den Armen.
  • Die Person wirkt unruhig: Der Körper schwankt hin und her, die Zunge wandert nervös über die Lippen, die Hand berührt ständig das Gesicht. Das alles sind Anzeichen dafür, dass sich die Person im Gespräch unwohl fühlt, was wiederum für eine Lüge sprechen kann.

Beachte: Manchmal kontrolliert der Schwindler seine Körpersprache bewusst und zeigt mit Absicht nur wenige Gesten. Die oben genannten Punkte können gleichzeitig auch normale Stressreaktionen oder Zeichen für Nervosität sein, die nichts mit einer Lüge zu tun haben. Hier gilt es, abzuwägen und sich kein voreiliges Urteil zu bilden.

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Lügen erkennen: Augenbewegungen

Einige Forscher nehmen an, dass man Lügner anhand der Bewegung ihrer Augen entlarven kann. Einer Theorie zufolge verrät ein Blick nach rechts, dass eine Lüge erzählt wird. Wer nach links schaut, erzählt die Wahrheit. Hier ist jedoch Vorsicht geboten, denn diese Annahme ist nicht durch Studien belegt. Dennoch ist es sinnvoll, die Augen des Gesprächspartners genauer zu beobachten. 

Viele Menschen eignen sich beim Lügen bestimmte Verhaltensweisen an, die untypisch für sie sind – dazu zählen Augenbewegungen wie:

  • häufiges Blinzeln (mögliches Zeichen für Unsicherheit)
  • stumpfes Starren (um glaubhaft zu wirken oder um sich zu konzentrieren)
  • Blickkontakt vermeiden
  • Augen verdrehen

Lügen erkennen: Stimme

Die meisten Forscher halten sprachliche Merkmale für aussagekräftiger als Veränderungen in der Mimik oder Gestik. Wer die Unwahrheit erzählt, wendet oft bestimmte Taktiken an, um besonders glaubhaft zu wirken. Oder die Person steht so unter Stress, dass sich ihre Art zu sprechen unfreiwillig verändert. Das kann sich zum Beispiel äußern durch:

  • Zögern: Werden Lügner mit Gegenfragen konfrontiert, haben sie nicht immer direkt eine Antwort parat. Um Zeit zu überbrücken, tun sie so, als hätten sie die Frage nicht verstanden oder wiederholen die gesamte Frage noch einmal. So können sie Zeit gewinnen, um sich eine Antwort zurechtzulegen. Auch das übermäßige Verwenden von Füllwörtern wie "ähm" oder "hmm" kann ein Hinweis auf eine Lüge sein.
  • Ablenken: Wenn der Gesprächspartner nicht zum Punkt kommt und selbst bei einer simplen "Ja-Nein"-Frage um den heißen Brei herumredet, sollte man stutzig werden. Wenn sich die Person nicht festlegen will oder zu einem anderen Thema überleitet, will sie vermutlich nicht mit der Wahrheit rausrücken.
  • Untypische Sprache: Die Person spricht plötzlich besonders leise oder laut. Auch ungewöhnlich schnelles Sprechen ist ein mögliches Anzeichen dafür, dass jemand lügt.

Lügen erkennen auf WhatsApp

Ja, auch beim Schreiben ist es möglich, Schwindler zu entlarven – zumindest laut einer Studie der Cornell University in New York. Die Forscher sammelten und untersuchten 1703 Konversationen, von denen 351 der Nachrichten mindestens eine Lüge enthielten. Das Ergebnis: Wer per Text flunkert, schreibt tendenziell längere Nachrichten. Wahrheitsgetreue Texte enthielten im Schnitt 7,4 Wörter, unwahre Texte dagegen 8,2. Frauen tendieren laut der Studie sogar stärker als Männer dazu, längere Nachrichten zu schicken, wenn sie nicht ehrlich sind. 

Eine weitere Erkenntnis: Lügner schreiben vermehrt in der Ich-Form. Bei Männern äußert sich das in dem inflationären Gebrauch von Wörtern wie "Mein" und "Mich", bei Frauen ist das Wort "Ich" sehr prominent. Lügner verwenden außerdem auffällig oft Phrasen wie "versuchen", "sicherlich" oder "wahrscheinlich".

Doch auch diese Erkenntnisse sind mit Vorsicht zu genießen. Behalte beim Analysieren von Texten immer im Hinterkopf, dass es einige Menschen gibt, die generell sehr lange Nachrichten verfassen oder von Natur aus häufig in der Ich-Form schreiben. Bei den oben genannten Anzeichen kann es sich um Lügen handeln – muss es aber nicht zwangsweise.

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Verwendete Quellen: spektrum.de, arxiv.org, journals.sagepub.com, futura-sciences.com

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