Studie zeigt: Immer mehr junge Menschen fühlen sich einsam – ganz besonders Singles

Wie einsam Menschen in unserer Gesellschaft wirklich sind, welche Personengruppen besonders betroffen sind und was die Gründe für das Einsamkeitsgefühl sind ...

Frau sitzt einsam am Handy© Pexels | mikoto.raw Photographer
Fühlst du dich auch manchmal einsam? Dann bist du damit nicht alleine ...

In einer Welt, in der wir 24/7 miteinander kommunizieren, scheint es paradox zu sein: Immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft leiden unter Einsamkeit. Das hat nun auch eine Studie* der Dating-App Parship gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut INNOFACT AG gezeigt. Vor allem junge Menschen und Singles sind besonders anfällig für dieses Gefühl der Isolation. Doch warum fühlen sich so viele einsam? Und noch wichtiger: Was können wir dagegen tun? Eine Expertin gibt uns ihre Einschätzung.

Laut Studie: Gen Z und Singles leiden besonders unter Einsamkeit

Die gute Nachricht vorweg: In der Parship Studie wurden über 4.000 Leute befragt und ganze sieben von zehn Personen haben ein geringes Einsamkeitsempfinden. Doch wie ergeht es dem Rest? Die Einsamkeitsstudie zeigt, dass vor allem junge Menschen aus der Gen Z von Einsamkeit betroffen sind. Jede:r Fünfte fühlt sich einsam und jede:r Dritte beschreibt sich als sozial isoliert. Doch woran liegt das? Viele junge Menschen haben das Gefühl, nur oberflächliche Freundschaften zu führen. Und auch Hoffnungslosigkeit spielt eine Rolle.

Ziemlich erschreckend: Singles sind doppelt so häufig von Einsamkeit betroffen wie Paare. Knapp ein Viertel aller Singles fühlt sich aktuell einsam. Bei den Paaren sind es nur halb so viele. Das Interessante daran: Je länger Männer Single sind, desto einsamer werden sie. Bei Frauen ist es genau andersherum.

Was in der Studie ebenfalls deutlich wird: Menschen mit Migrationshintergrund fühlen sich überdurchschnittlich einsam. Jede:r Dritte beschreibt sich als sozial isoliert, jede:r Vierte als sozial ausgegrenzt. Und auch queere Menschen fühlen sich einsamer als der Durchschnitt.

Expertin verrät: Das sind mögliche Gründe für Einsamkeit in unserer Gesellschaft

Psychologin Linda Leinweber hat uns ihre Einschätzung gegeben und verrät, was hinter der Einsamkeit in unserer Gesellschaft stecken könnte.

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Unsere Expertin
Linda Leinweber

"Verbundenheit und Sympathie entsteht eher, wenn ähnliche Interessen da sind, geteilte Erfahrungen."

"Einsamkeit entsteht nicht nur dann, wenn wir generell wenig bis keinen Kontakt zu anderen Menschen haben, sondern auch dann, wenn Menschen sich in ihren Beziehungen nicht verstanden fühlen. Wenn ihre Probleme und Sorgen keinen Platz finden – es fehlt echtes Interesse für das eigene Sein und damit entsteht keine tiefe Verbindung zum Gegenüber", so Leinweber.

Ähnlich sei das auch bei Menschen, die sich nur wenig zugehörig fühlen. Queere Menschen oder Menschen mit Migrationshintergrund zum Beispiel. Das Gefühl, anders zu sein, mache es für viele schwieriger, Gleichgesinnte zu finden, verrät die Psychologin. Das Ganze sei natürlich nicht neu. Jedoch wird nun mehr über Einsamkeit gesprochen – das Thema langsam enttabuisiert.

Eine mögliche Erklärung für die große Einsamkeit in unserer Gesellschaft verrät Linda Leinweber: "Was sich verändert hat, ist z.B. die Wohnsituation. Es gab – meines Wissens – noch nie so viele Single-Haushalte wie jetzt! Der Trend zum alleine Wohnen ist neu. Und das reduziert definitiv die sozialen Kontakte und erhöht die Wahrscheinlichkeit für Einsamkeit."

Doch nicht nur das. Auch unsere Nutzung sozialer Medien könnte einen Einfluss auf das Einsamkeitsempfinden haben. Soziale Kontakte im realen Leben werden mehr und mehr durch virtuelle Begegnungen ersetzt. "Ich könnte mir vorstellen, dass eine Illusion entsteht, wenn man in den sozialen Medien aktiv ist, dass das ein echtes Treffen oder ein Telefonat mit einem Menschen ersetzen könnte. Dem ist aber nicht so! Vielleicht muss man sich das noch mehr bewusst machen. Damit Menschen wieder aktiver aufeinander zugehen, anstatt sich nur im Netz auszutauschen", erklärt die Psychologin.

3 Tipps einer Psychologin: Das hilft gegen Einsamkeit

Linda Leinweber hat uns drei Tipps mitgegeben, die helfen können, wenn man sich einsam fühlt:

  1. Leg das Handy lieber öfter weg oder nutze es, um Menschen anzurufen, die dir guttun! Oder noch besser: Um ein Treffen zu vereinbaren.
  2. Kümmere dich gut um dich! Manchmal sind wir einfach mehr alleine als sonst – das muss aber noch nicht bedeuten, dass sich diese Zeit auch einsam anfühlt. Gönn dir Zeit mit dir selbst: Spüre deinen Körper beim Wellness, beim Sport, lies ein gutes Buch oder werde kreativ. Alleinsein kann auch ein Luxus sein, alles zu machen, was NUR DU möchtest.
  3. Probiere etwas Neues und geh unter Leute – es gibt so viele Optionen! Wichtig finde ich, dass du etwas tust, dass dir wirklich Spaß macht. So habt ihr schon mal ein geteiltes Interesse, falls du wirklich eine Person näher kennenlernen solltest. Ob Sportkurse, ein Museumsbesuch, ein Töpferkurs oder eine organisierte Reise. Manchmal tut einfach schon die Anwesenheit anderer Menschen gut.

*Für die vorliegende Studie hat Parship gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut INNOFACT AG insgesamt 4.098 Personen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Alter von 16 bis 79 Jahren zum Thema "Einsamkeit" befragt. Die Stichprobe entspricht nach Alter, Geschlecht und Region der bevölkerungsrepräsentativen Verteilung in den jeweiligen Ländern. Die unabhängige Online-Erhebung fand im Februar 2024 statt.

Verwendete Quelle: Parship, eigenes Interview