Ghosting: Die häufigsten Gründe und wie du richtig damit umgehst

Beim Ghosting verschwindet eine Person plötzlich und ohne Erklärung aus dem Leben des anderen – zurückbleibt nur ein großes Fragezeichen. Ist dir das auch schon passiert? Warum Menschen ghosten und was du in so einem Fall tun kannst, verraten wir hier.

Traurig, aber wahr: Ghosting hat sich in den letzten Jahren zum echten Dating-Trend entwickelt. Dabei ist diese Form des Kontaktabbruchs alles andere als fair. Zu Beginn der Beziehung und in der anfänglichen Datingphase sieht alles rosig aus. Man trifft jemanden, ob im Alltag oder über eine Datingplattform und alles scheint super zu laufen. Die Gespräche sind toll und wir bekommen das Blaue vom Himmel versprochen. Doch so schnell sie da waren, verschwinden die schönen Momente – oft ganz ohne Anzeichen und Vorwarnung. Was bleibt, sind endlose Chatverläufe, unbeantwortete Anrufe und Erinnerungen – doch die Person ist wie vom Erdboden verschluckt: Du wurdest geghostet.

Im Video: Kennst du schon den Dating-Trend "Ghostlighting"?

Was ist Ghosting?

Der Begriff "Ghosting" (vom Englischen "Ghost" für Geist) beschreibt das Phänomen, dass die Person, die man datet, einfach so, ohne Vorwarnung, aus dem Leben verschwindet und sich nicht mehr meldet. Ohne Erklärung und weitere Reaktionen herrscht plötzlich Funkstille zwischen zwei Menschen, die sich gerade noch kennengelernt haben. Das kann nach dem ersten Date, einer längeren Kennenlernphase oder in schlimmsten Fällen auch in einer festen Beziehung oder Freundschaft passieren. 

Alle gesendeten Nachrichten bleiben unbeantwortet, der Ghoster hat ohne dein Wissen den Schlussstrich gezogen. In den extremsten Fällen führt dieses Phänomen sogar dazu, dass uns diese Menschen in allen Datingplattformen und Sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder WhatsApp blockieren und somit komplett aus unserem Leben verschwinden – als wären sie nie da gewesen.

Nach einer Umfrage der Krankenkasse Barmer sollen 25 Prozent aller Deutschen schon einmal geghostet worden sein, im Altersbereich der 18- bis 33-jährigen sollen zu den Betroffenen von Ghosting knapp 80 Prozent gehören. 

Wann fängt Ghosting an?

Wenn nicht mehr auf eine Nachricht reagiert wird, dann kann man bereits von Ghosting sprechen. Denn anstatt eine Erklärung abzugeben, wählt die Person lieber den Weg des Kontaktabbruchs, ohne sich je wieder zu melden. Der betroffene Mensch wird dabei nie den Grund für diesen Abbruch erfahren.

Richtig schmerzhaft wird es dann, wenn sich die Personen über Monate gedated haben und vielleicht sogar eine Beziehung daraus entstanden ist und einer der beiden dann plötzlich aus dem Leben des anderen verschwindet ohne jegliche Erklärung. 

Mögliche Gründe fürs Ghosting

Die Gründe hinter Ghosting sind sehr individuell und stark abhängig von der Situation. Besonders wichtig zu verstehen ist aber: In den meisten Fällen hat das Ghosting weniger mit der verlassenen Person zu tun, als mit dem Ghoster an sich. Die Person scheut sich meist vor einem unangenehmen Gespräch und sucht daher die Flucht. Vielleicht ist sie nicht bereit für eine Beziehung, es hat nicht ganz gefunkt oder sie ist wieder mit dem oder der Ex zusammen und meldet sich daher nicht – die Gründe für den Kontaktabbruch sind sehr verschieden.

Weitere mögliche Gründe fürs Ghosting sind …

  • Bindungsangst und Angst vor Zurückweisung 
  • Gefühl der Überforderung
  • plötzliches Desinteresse in der Kennenlernphase
  • Scham

In den Zeiten von Online-Dating ist Ghosting leider besonders einfach geworden. Datet man einen Kollegen oder eine Kollegin oder hat sein Date über Freunde kennengelernt, ist das mit dem Ghosting nicht möglich. Online lernt man jedoch Menschen kennen, die man im Zweifel nie wieder sehen muss. Einfach im Nichts zu verschwinden, die Nummer zu löschen und das Match aufzulösen, ist da besonders einfach. Ghosting ist also der einfachste mögliche Weg, den Kontakt zu einer Person zu beenden. Doch der richtige Weg ist es definitiv nicht.

Wurdest du schon mal geghostet?

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Wie du am besten mit Ghosting umgehst

Auch wenn du am liebsten all deine Wut herauslassen würdest, empfiehlt es sich, cool zu bleiben – zumindest gegenüber dem Ghoster. Wenn dieser Mensch dich so feige sitzen lässt, hat er oder sie nicht verdient zu wissen, wie emotional du reagierst und wie sehr dich das verletzt. 

Gehe mit deiner Wut und Trauer lieber zu jemandem, dem du vertrauen kannst. Das kann zum Beispiel die beste Freundin oder ein Elternteil sein. Rede über die Situation und lasse alles raus – sie werden dich garantiert daran erinnern, was für ein toller Mensch du bist und dass du jemand Besseres verdient hast.

Erlaube dir selbst, wütend oder traurig zu sein – das sind ganz normale Reaktionen. Achte aber darauf, dass du wieder aus dieser Phase herausfindest. Lebe dein Leben weiter und lege das Handy vielleicht mal beiseite. Tue alles, was dein Selbstbewusstsein wieder aufbaut und priorisiere die Dinge, die DICH glücklich machen.

Was du der Person schreiben kannst, die dich ghostet

Wenn du dich dazu entscheidest, diese Trennungsmethode nicht unkommentiert im Raum stehenzulassen, schlagen wir vor, dem Ghoster eine neutrale, aber deutliche Nachricht zu schreiben. In den meisten Fällen muss man leider davon ausgehen, dass man auf derartige Nachrichten keine Antwort erwarten kann und deshalb auch keine Gründe für das Ende der Beziehung oder des Kontaktes erhalten wird. 

Doch wenn es deinem persönlichen Wohlergehen hilft, der Person nochmal die Meinung zu sagen und aufzuzeigen, dass ein derartiges Verhalten erniedrigend und unfair ist, solltest du das tun. Am Ende wirst du den Konflikt als Sieger bzw. Siegerin verlassen. Hier einige Beispiele:

  • "Hey XY! Ich habe eine Weile nichts von dir gehört, ich habe das Gefühl, dass du nicht mehr daran interessiert bist, mich näher kennenzulernen. Bitte sei einfach ehrlich mit mir, da ich gerne wissen möchte, woran ich bei dir bin."
  • "Hey, ist alles in Ordnung? Ich habe seit einiger Zeit nichts mehr von dir gehört und dachte eigentlich, wir seien auf einer Wellenlänge. Wenn du nicht dasselbe fühlst, sag es einfach! Jeder darf seine Meinung ändern."
  • "Ich möchte hier nichts Falsches vermuten, aber ich habe seit Ewigkeiten nichts mehr von dir gehört. Geht es dir gut? Sag mir ansonsten ehrlich, wenn du das Interesse verloren hast.“
  • “Hallo! Ich muss ehrlich sagen, dass ich dein Verhalten ziemlich respektlos finde. Ich hätte zumindest gehofft, dass du den Mut hast, ehrlich zu mir zu sein."

Warum ist Ghosting so schlimm?

Diese Form des Kontaktabbruchs ist nicht nur schlimm, weil sie auf unfairem Verhalten zwischen zwei Menschen beruht. Viel schlimmer sind die psychischen Schäden, die es bei dem oder der Betroffenen hinterlässt. Jemandem die Welt zu Füßen zu legen und sie dann ohne Erklärung wieder wegzunehmen, kann wehtun und hindert uns daran, mit der Sache abzuschließen – schließlich hat sie nie ein wirkliches Ende genommen. Das kann ein ordentlicher Dämpfer für das eigene Selbstbewusstsein sein und bei dem Menschen, der gehostet wurde, für Wut, Scham und Selbstzweifel sorgen. Auch wenn es schwerfällt, sollten wir diese Masche der Ghoster nie zu nah an uns heranlassen.

So kannst du es vermeiden, selbst zu ghosten

Nun kann es aber doch mal passieren, dass auch du dich in einer Situation wiederfindest, in der du nicht weißt, wie du den Kontaktabbruch mit einem Menschen, einem Partner oder einer Partnerin oder einem Freund oder einer Freundin einleiten kannst. Vielleicht hat dir das erste Date nicht gefallen oder nach der ersten Kennenlernphase ist irgendwie die Luft raus? 

Klar, einfach auf Funkstille zu gehen, wäre hier die einfachste Lösung. Doch genau hier ist Mut und Selbstbewusstsein gefragt! Einfach aus Angst vor der Reaktion des anderen zu ghosten tut weh und niemand möchte Opfer dieses unfairen Verhaltens werden. Im Idealfall beendest du eine Beziehung in einem persönlichen Gespräch. Solltet ihr aber nur via Datingplattform in Kontakt stehen, ist das oft schwierig. Hier kommen ein paar Beispiele, wie du besser reagierst und nicht zum Ghosting greifen musst:

  • "Hallo XY, gestern Abend hat wirklich Spaß gemacht und es war cool, dich ein Stück besser kennenlernen zu können. Trotzdem muss ich sagen, dass es von meiner Seite aus nicht für mehr reichen wird. Tut mir leid."
  • "Hi. Tut mir leid, dass ich mich diese Woche nicht gemeldet habe, um unser Treffen auszumachen. Ehrlich gesagt habe ich nicht mehr das Gefühl, dass die Chemie zwischen uns beiden stimmt. Ich hoffe, du verstehst das."
  • "Hallo. Ich weiß nicht genau, wie ich es sagen soll, deshalb halte ich es kurz: Ich habe jemanden anderen getroffen, den ich gerne näher kennenlernen möchte. Es wäre also das Beste, wenn wir uns nicht mehr treffen. Alles Gute weiterhin!"
  • "Hey. Ich weiß, es klingt wie eine blöde Ausrede, aber ich bin aktuell sehr mit mir selbst und meinem Job beschäftigt und habe deshalb keine Zeit für ein weiteres Treffen. Ich wünsche dir das Beste, denke aber nicht, dass wir uns noch einmal sehen sollten."

Podcast-Tipp: Mehr über Online-Dating und dessen Gefahren

Ghosting, Quiet Dumping, Benching, Breadcrumbing – beim Dating lauern so einige Gefahren auf uns Singles. In dieser Podcastfolge sprechen wir mit Singlecoach und Paartherapeut Eric Hegmann und bekommen endlich Antworten auf Fragen wie: Was kann ich tun, wenn ich schlechte Erfahrungen beim Dating gemacht habe? Was sollte ich beim Online-Dating beachten? Und worüber kann ich bei einem ersten Date überhaupt sprechen?

Kann man auch in einer Freundschaft geghostet werden?

Auch in einer Freundschaft kannst du Oper von Ghosting werden und eine gute Freundin oder Freund meldet sich nie wieder. Das ist sehr schmerzhaft und die Betroffenen bleiben ratlos zurück. Häufig ghosten diese geliebten Personen, um schwierigen Gesprächen aus dem Weg zu gehen und dem Gegenüber nicht mit Problemen konfrontieren zu müssen.

Gründe, warum du in einer Freundschaft gehostet werden kannst, gibt es zahlreiche: Ein Auseinanderleben, andauernde Konflikte oder verschiedene Meinungen können Menschen dazu bewegen, sich nicht mehr zu melden, um Gesprächen darüber aus dem Weg zu gehen.

Fazit: Ehrlich währt am längsten

Es klingt zwar altmodisch, ist aber wahr: Ehrlich währt am längsten! Und du wirst auch mit einem besseren Gewissen in die Zukunft blicken, wenn du den Kontakt so fair wie möglich beendest. Das kann man zwar nicht von jedem erwarten, aber vielleicht inspirierst du dein Gegenüber so dazu, in der nächsten Situation ebenfalls fair zu handeln.

Verwendete Quellen: glomex.de, watson.ch, barmer.de