"Oh ja, ich komme!“ Nichts ist einfacher, als einen Orgasmus vorzutäuschen. Ihn dagegen tatsächlich zu bekommen, ist – zumindest für viele Personen mit Vagina und Vulva – eine Herausforderung. Kein Wunder also, dass sich viele für die einfachere Variante entscheiden. Lüge statt Ekstase. Doch warum das nicht nur uns selbst, sondern auch unserer Beziehung schaden kann, liest du hier.
Inhaltsverzeichnis
- Laut Studien: So viele Frauen täuschen den Orgasmus vor
- Fake Orgasm: Auch Männer täuschen gelegentlich den Orgasmus vor
- Ich komme (nicht): 3 Gründe, warum der Orgasmus vorgetäuscht wird
- Darum sollten wir unbedingt damit aufhören, Orgasmen vorzutäuschen
- Du ignorierst deine sexuellen Bedürfnisse
- Du weckst falsche Erwartungen
- Die emotionale und sexuelle Nähe leidet
- Das kannst du stattdessen tun
- Fazit
Laut Studien: So viele Frauen täuschen den Orgasmus vor
Und? Hast du auch schon mal einen Orgasmus vorgetäuscht? Dann bist du definitiv nicht alleine damit. Die Mehrzahl aller Frauen haben mindestens schon einmal im Leben einen Höhepunkt vorgespielt. Viele tun dies sogar regelmäßig. Etwa zwei Drittel aller Frauen hatten schon mal einen Fake Orgasm. Dabei taucht das Phänomen übrigens häufiger in heterosexuellen Beziehungen als homosexuellen Partnerschaften auf.
Studien zu dem Thema gibt es viele. Eine Studie aus dem Jahre 2019, die im Fachmagazin Archives of Sexual Behavior veröffentlicht wurde, hat 462 heterosexuelle Frauen nach ihrem Orgasmusverhalten befragt. Die Forschenden fanden heraus, dass Frauen, die stärker feministische Werte vertreten, deutlich weniger Orgasmen vortäuschen als Frauen, die eher anti-feministische Werte vertreten. Dieses Ergebnis lässt bereits darauf schließen, was die Beweggründe für einen Fake Orgasmus sein könnten. Aber mehr dazu gleich.
In einer anderen Studie aus 2022, erschienen im Fachjournal Sexual Medicine, wurden 360 ungarische Frauen befragt. Die Studie fand heraus, dass die Frauen deutlich seltener Orgasmen vortäuschen, wenn sie single sind und sich in lockeren sexuellen Beziehungen befinden oder One-Night-Stands haben. In Langzeitbeziehungen täuschen Frauen hingegen häufiger einen Orgasmus vor. Auch dieses Ergebnis gibt einen Hinweis darauf, warum wir Frauen immer wieder so tun, als würden wir kommen.
Fake Orgasm: Auch Männer täuschen gelegentlich den Orgasmus vor
Nicht nur wir Frauen schummeln unserem Partner hin und wieder etwas vor. Auch die Männer sind hin und wieder gut darin, so zu tun als ob. Das ist bei ihnen jedoch deutlich schwieriger. Immerhin ist die Ejakulation ein unumgängliches Anzeichen für einen Orgasmus. Fehlt diese, fliegt die Täuschaktion schnell auf. Doch: Wird ein Kondom verwendet, sind die Beweise unter Umständen schnell beseitigt. Auch die Menge des Ejakulats kann variieren und muss nicht zwangsmäßig sehr viel sein. Ist die Frau dann schon sehr feucht, merkt sie eventuell gar nicht zwangsmäßig, dass er nicht gekommen ist.
Doch warum täuschen Männer einen Orgasmus vor? So viel sei schon mal gesagt: Die Beweggründe sind ganz ähnlich wie die von uns Frauen. Auch Rücksicht vor der Partnerin täuschen Männer einen Orgasmus vor, wenn es mit dem echten Höhepunkt einfach nicht klappen will. Vielleicht ist er zu müde, vielleicht war zu viel Alkohol im Spiel oder vielleicht ist er aufgrund eines vorherigen Ergusses quasi "leer". Obwohl Männer meist leichter zu einem Orgasmus kommen als wir Frauen, ist nicht jeder Schuss ein Treffer. Manchmal klappt es auch bei ihnen nicht. Um die Partnerin nicht zu verletzen, entscheiden sie sich dann dafür, den Höhepunkt vorzuschummeln.
Ich komme (nicht): 3 Gründe, warum der Orgasmus vorgetäuscht wird
Wir alle stellen es uns so heiß vor: Ein langes Vorspiel, dann fällt man übereinander her und am Ende der krönende Abschluss: der gemeinsame Höhepunkt. Doch so läuft es leider nicht immer ab. Manchmal kommt der Körper einfach nicht über diese Schwelle hinüber und man schafft es nicht, zu kommen. Vor allem Personen mit Vagina und Vulva haben oft Probleme damit, zum Höhepunkt zu kommen. Trotzdem spielen sie ihrem Partner einen Orgasmus vor. Warum? Gründe dafür gibt es viele.
- Um den Sex zu beenden: Merkst du, dass du nicht kommen kannst und der Sex dauert dir schon viel zu lange? Du bist kaputt und möchtest einfach schlafen? Vielleicht hast du dich in dieser Situation auch schon mal dafür entschieden, den Orgasmus vorzutäuschen, um deine Ruhe zu haben.
- Druck und Unsicherheit: Viele Frauen (und Männer) verspüren den Druck, beim Sex unbedingt zum Höhepunkt kommen zu müssen. Sie haben das Gefühl, dass es quasi von ihnen erwartet wird, abzuliefern. Doch dieser Druck kann ihnen auf dem Weg zum Orgasmus Probleme bereiten. Bleibt der Orgasmus dann aus, täuschen sie ihn lieber vor. Dahinter stecken Unsicherheit und Angst zu versagen.
- Dem Partner zuliebe: Besonders für Frauen kann es schwer sein, beim reinen Penetrationssex zum Orgasmus zu kommen. Kommen sie nicht zum Höhepunkt, haben sie dann Angst, ihren Partner zu enttäuschen oder ihm das Gefühl zu geben, keinen guten Job gemacht zu haben. Aus Rücksicht vor dem Partner tun sie dann so, als ob, um seine Gefühle (oder eher gesagt sein Ego) nicht zu verletzen.
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Darum sollten wir unbedingt damit aufhören, Orgasmen vorzutäuschen
Einen Orgasmus vorzutäuschen ist leicht, ihn tatsächlich zu bekommen ist hingegen für viele deutlich schwieriger. Dennoch ist es keine gute Lösung, jedes Mal den Orgasmus zu schummeln, denn das bringt viele negative Folgen mit sich.
Du ignorierst deine sexuellen Bedürfnisse
Spielst du deinem Partner nur vor, dass sich etwas gut anfühlt, obwohl es dich nicht zum Orgasmus bringt, kann er auch nicht wissen, was für dich wirklich funktioniert. Du stellst dir dadurch selber ein Bein und verhinderst, dass du den Sex hast, der dich zum Höhepunkt deiner Lust bringt.
Du weckst falsche Erwartungen
Nicht jede Person kommt auch bei jedem Mal Sex zum Orgasmus. Das ist ein Fakt. Doch spielen wir unseren Partnern jedes Mal vor, dass wir gekommen sind, weckt das falsche Erwartungen. Und das ist für niemanden gut.
Die emotionale und sexuelle Nähe leidet
Einen Orgasmus vorzutäuschen ist im Grunde nichts anderes, als seinen Partner anzulügen. Diese ständigen Lügen werden irgendwann zu einem echten Teufelskreis, aus dem du nur schwer herauskommst. Fake Orgasms missachten das Vertrauen. Am Ende kann eure Beziehung darunter leiden.
Das kannst du stattdessen tun
Die Lösung aller Probleme heißt: Kommunikation. Sie steht vielen Paaren im Weg, wenn es um ein erfülltes Sexleben geht. Es fängt schon damit an, dass nicht richtig kommuniziert wird, was einem eigentlich gefällt. Sagst du deinem Partner genau, was er machen soll, sind auch die Chancen viel höher, dass du einen echten Höhepunkt erlebst. Dafür musst du aber erst einmal wissen, was du magst und was sich gut anfühlt. Selbstbefriedigung ist der Schlüssel zum Glück. Kennst du deinen Körper und weißt, was ihn auf den Höhepunkt der Lust treibt, kannst du genau das in das Liebesspiel mit dem Partner einfließen lassen. Teile ihm genau mit, was du magst. Das kann sogar richtig hot sein. Spielt ihr euch ein und schafft es, dass jeder Spaß am Sex hat und auf seine Kosten kommt, muss auch nicht mehr geschummelt werden.
Und auch wenn du es mal nicht schaffst, zum Höhepunkt zu kommen, weil dein Kopf vielleicht mit anderen Dingen beschäftigt ist oder weil du gestresst bist, ist die Lösung nicht, einen Orgasmus vorzutäuschen. Sag deinem Partner, dass es heute bei dir nicht richtig funktioniert und dass es so auch vollkommen okay ist. Sex muss nicht immer nur auf den Orgasmus abzielen. Manchmal ist der Weg das Ziel und Sex kann auch ohne den Höhepunkt Spaß machen. Unbedingt einen Orgasmus erzielen zu wollen, kann viel Druck aufbauen und der ist gerade beim Geschlechtsverkehr sehr hinderlich.
Tipp: Es kann für viele sehr schwer sein, dem Partner oder der Partnerin zu sagen, was einem gefällt. Wir reden zwar täglich miteinander darüber, was wir zum Abendessen essen wollen oder welchen Film wir auf Netflix schauen möchte, doch über die sexuellen Vorlieben und Wünsche zu sprechen, fällt uns leider immer noch schwer. Diese Tipps helfen dir, deine sexuellen Bedürfnisse in einer Beziehung besser zu kommunizieren:
- Schaffe eine passende Atmosphäre, in der ihr offen über euer Sexleben sprechen könnt. Am besten sollte das nicht mitten im Akt sein, aber auch nicht draußen in der Öffentlichkeit. Habt ihr etwas Zweisamkeit, dann sprich in Ruhe das Thema an und tauscht euch offen über eure Vorlieben aus. Vielleicht probiert ihr es im Anschluss ja direkt aus.
- Versuche, deine Bedürfnisse positiv zu formulieren. Das bedeutet: Sag deinem Partner nicht, was er NICHT machen soll, sondern sag ihm genau, was er machen soll. "Ich mag es total, wenn du xy machst", "Es fühlt sich unglaublich heiß an, wenn du xy machst", oder "Ich würde es total schön finden, wenn du xy machen könntest", sind tolle Beispiele für positive Formulierungen.
- Manchmal kann es besonders einfach sein, seine sexuellen Vorlieben spielerisch zu kommunizieren. Das Kartenspiel The Sex Talk (hier für ca. 30 Euro 🛒) kann euch helfen, offen über euer Sexleben zu sprechen. Auf jeder Karte stehen Fragen zu eurer Sexualität, die ihr euch gegenseitig beantworten müsst. Es gibt drei Level. Wollt ihr es langsam angehen, startet ihr mit Level 1. Die besonders schlüpfrigen Fragen erwarten euch in Level 3. Das Spiel hilft euch nicht nur, eure Wünsche mitzuteilen, sondern es stärkt auch eure Verbindung und bringt dazu noch richtig viel Spaß.
Fazit
Wäre die Welt nicht ein besserer Ort, wenn wir weniger vorgetäuschte und mehr echte Orgasmen hätten? Natürlich verstehen wir die Beweggründe, die hinter einem vorgetäuschten Orgasmus stecken. Doch wird aus dem Fake Orgasm eine Gewohnheit, tun wir nicht nur unserem Partner damit keinen Gefallen, sondern vor allem auch uns selbst. Am Ende bringt ein gelogener Orgasmus niemandem etwas. Deshalb ist es auch so wichtig, mit seinem Schatz über das Sexleben zu sprechen und gemeinsam daran zu arbeiten, dass jeder Spaß hat und auf seine Kosten kommt.

Verwendete Quellen: sarinacant.de, infranken.de