Guilty Pleasure – für diesen Begriff gibt es zahlreiche Übersetzungsversuche. „Guilty“ bedeutet in der Übersetzung schuldig, „pleasure“ ist das Vergnügen oder der Genuss. Wortwörtlich bedeutet der Begriff also so viel wie „das schuldige Vergnügen“ oder „schuldbewusster Genuss“. Das beschreibt allerdings noch nicht so richtig, was wirklich hinter der Bedeutung steckt, weshalb auch im Deutschen der englische Name „Guilty Pleasure“ statt der Übersetzung benutzt wird. Doch was sagt das Phänomen aus und warum schämen wir uns dafür? Wir erklären dir, was es mit dem „Guilty Pleasure“ auf sich hat.
Was ist ein Guilty Pleasure?
Ein Guilty Pleasure kann alles sein, was dir Freude bereitet und du gerne tust, was du aber nicht mit anderen Menschen teilst. Gründe dafür können sein, dass andere Menschen sich darüber lustig machen, es nicht als altersentsprechend gilt, es das Bild anderer von dir verändern würde oder weil es nicht gut für dich ist.
Dabei spielt es eine Rolle, welche Menschen dich umgeben. Hast du Menschen um dich, die Trash-TV verabscheuen, du schaust aber liebend gerne das Dschungelcamp, möchtest du das in ihrer Gegenwart wahrscheinlich nicht unbedingt zugeben. Verbringt deine Kollegin jede freie Minute im Gym, wirst du wohl kaum erzählen, dass du dir nachts manchmal noch eine Tiefkühlpizza in den Ofen schiebst. Haben deine Mitmenschen um dich herum aber ähnliche Guilty Pleasures, verspürst du weniger Hemmungen, dazuzustehen.
Zusammengefasst ist ein Guilty Pleasure also etwas, das dir gefällt, obwohl du weißt, dass es in der Gesellschaft von vielen nicht hoch angesehen wird – deshalb schämst du dich für sie und machst sie heimlich.
Die besten Beispiele für Guilty Pleasures
Oft ähneln sich unsere Gulity Pleasures mehr als wir denken – weshalb wir uns deswegen auch nicht schämen sollten. Hier kommen die häufigsten Guilty Pleasures:
- Filme und Serien: Wir alle verbringen doch mehr Zeit vor dem Fernseher als wir zugeben. Es ist aber auch so einfach geworden, etwas Passendes auf all den Streaming-Diensten zu finden, was du unter der Decke liegend, mit deinem Lieblings-Snack deiner Wahl schauen kannst. Dabei erzählen viele Menschen nicht, dass sie heimlich am liebsten Trash-TV, Teenie-Serien oder -Filme wie die Twilight-Saga, Animes oder Cartoons schauen.
- Musik: Auch Songs und Sänger*innen können die Meinungen spalten. Hörst du beim Putzen gerne Schlagersongs von Helene Fischer? Mit dieser Vorliebe bist du nicht alleine, sonst hätte „Atemlos“ wohl keine 125 Millionen Streams auf Spotify. Auch wenn die Allgemeinheit sagt, sie könnten bestimmte Lieder nicht mehr hören, werden sie insgeheim im Auto laut aufgedreht.
- Essen: Ohne Schokolade ohne dich? Wenn du dir regelmäßig gerne mehr als ein Stück Schokolade gönnst, ist das wohl dein Guilty Pleasure. Doch es gibt noch viel mehr Gelüste und Vorlieben, die eher als Guilty Pleasure zählen würden – sei es nachts Fast Food zu verspeisen oder saure Gurken in Nutella zu dippen.
Woher kommen Guilty Pleasures?
Scham hat oft etwas mit deiner Kindheit und damit, wie du erzogen wurdest, zu tun. In deinen jungen Jahren wurden deine Werte geprägt, was dich bis heute begleitet.
- Erzählst du ungern, dass du Süßigkeiten liebst und beim Fast Food Laden um die Ecke schon namentlich bekannt bist? Mit Sicherheit waren Süßigkeiten und eine ungesunde Ernährung in deiner Kindheit Tabu.
- Musstest du schnell erwachsen werden oder hat dir mal jemand gesagt, du wärst schon zu alt für bestimmte Sachen? Kein Wunder, dass du dich für bestimmte Serien oder Filme schämst.
Oft sind es genau die Sachen, die gesellschaftlich in deinem Kindheits-Umfeld schlecht angesehen waren, die dir heute gefallen und die du nicht laut zum Ausdruck bringen möchtest. Doch du wirst dich so lange für gewissen Dinge schämen, bis du dich selbst von diesem Gedanken löst.
FOMO und Guilty Pleasure – gibt es einen Zusammenhang?
FOMO bedeutet „Fear of Missing out“, also die Angst, etwas zu verpassen. In einer Welt, in der wir immer über alles informiert sein wollen und in der es so schnell geht, etwas nicht mitzubekommen, bleibt wenig Zeit für Dinge ohne einen nützlichen Zweck. Und die Angst, den Anschluss zu verpassen oder zu einer Gruppe nicht dazuzugehören, verdrängt wichtige Teile der Persönlichkeit. Zum Beispiel den Teil, der kindlich, hoffnungslos romantisch oder naiv ist. Und genau deshalb ist es wichtig, diese Teile nicht zu vernachlässigen, sie zum Ausdruck zu bringen und ihnen durch unsere Guilty Pleasures den Raum zu geben, den sie verdient haben – ganz ohne Scham.
Darum sind Guilty Pleasures wichtig
Wir alle leben in einer Gesellschaft, in der es ständig darum geht, sich zu beweisen und das bestmögliche aus seinem Leben herauszuholen. Das kann einen ganz schön unter Druck setzten, selbst wenn wir die Dinge tun, die wir lieben. Gerade deshalb ist es wichtig, sich von Zeit zu Zeit zu entspannen und dir eine Pause vom Perfektionismus zu gönnen. Sammelst und verschlingst du Groschenromane am laufenden Band, brauchst du sie nicht im Schrank zu verstecken. Schließlich machen sie dich glücklich. Du verschwendest damit keine Zeit, sondern hast eine Möglichkeit gefunden, vom Alltagsstress abzuschalten. Ob dein Guilty Pleasure dabei kitschige Serien sind, dich in alter Kleidung aus deiner Kindheit ins Bett zu legen und Junk Food zu essen, bestimmte Songs oder Fanfictions im Internet zu lesen, solange du in diesem Zustand nicht versinkst, hat dein Guilty Pleasure eine gerechtfertigte Daseinsberechtigung. Hast du das Gefühl, dass deine Guilty Pleasures als Realitätsflucht dienen und die Überhand gewinnen? Hier liest du mehr über den Eskapismus.
Aus diesem Grund solltest du auch aufhören, dir selbst ein schlechtes Gewissen wegen deiner Guilty Pleasures zu machen. Sie müssen dir nicht peinlich sein, schließlich bereiten sie dir Freude und Genuss. Denke außerdem immer daran, dass jeder Mensch solche Interessen hat. Trotzdem gibt es genug Menschen, die sich immer noch ein Urteil erlauben und deine Interessen schlecht reden. Doch für jede Kritik gibt es die passende Antwort, überleg dir also schon jetzt, was du Menschen antworten willst, die dein Guilty Pleasure schlechtreden. Das kann zum Beispiel eine Antwort wie diese sein:
„Fühlst du dich besser, wenn du andere Menschen kritisierst und alles schlecht redest? Mir macht meine Leidenschaft Spaß, ich schäme mich nicht dafür und deine Meinung wird daran nichts ändern.“
Wenn du magst, erzähl doch deinen Freund*innen von deinem Guilty Pleasure. Schließlich muss nicht alles, was wir am Tag tun, auch einen Zweck erfüllen – Entspannung und Genuss sollte Zweck genug sein. Vielleicht haben du und deine Freund*innen ja sogar eine gemeinsame Leidenschaft! Guilty Pleasures werden nur „guilty“ durch unsere Wertung – es gibt also keinen Grund, dich schlecht zu fühlen.
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Verwendete Quellen: studysmarter.de, ajoure.de
