Kommunikation ist das A und O in einer Beziehung. Und trotzdem scheitern so viele Partnerschaften an mangelnder, fehlender oder falscher Kommunikation. Missverständnisse entstehen auch häufig durch unterschiedliche Kommunikationsstile oder Sprachbarrieren und vielen fällt es schwer, aktiv zuzuhören und sich in den anderen hineinzuversetzen. Manchmal spielen auch Ängste eine Rolle, wie die Angst vor Konflikten oder Ablehnung. Grenzen werden nicht mitgeteilt und Wünsche und Bedürfnisse für sich behalten. Der perfekte Nährboden für Missverständnisse und Konflikte. Wir haben mit der Paartherapeutin und Co-Gründerin der Beziehungs-App recoupling Jaane Henning gesprochen. Sie verrät uns, warum es vielen Paaren so schwerfällt, richtig miteinander zu kommunizieren und gibt uns Tipps, die dabei helfen können, sie Kommunikation spielerisch zu verbessern.
Warum Stonewalling ein echter Beziehungskiller ist, erfährst du im Video:
9 Tipps, um die Kommunikation in Beziehungen zu verbessern
Lena und Mark, ein langjähriges Paar, leiden unter fehlender Kommunikation. Lena bemerkt, dass Mark sich distanziert und verschlossen verhält – sie nimmt an, es liegt an ihr. Mark kämpft mit persönlichen Problemen, teilt sie jedoch nicht mit und hofft, dass Lena seine Stimmungsveränderung bemerkt und richtig einordnet. Beide sind unglücklich, aber können sich nicht mitteilen. Paartherapeutin Jaane Henning kennt solche Beispiele aus ihrem Arbeitsalltag.
“Die Kommunikation ist ein grundlegender Aspekt einer gesunden und glücklichen Partnerschaft. Wenn einer der Partner oder Partnerinnen nicht viel spricht oder Schwierigkeiten hat, seine bzw. ihre Gefühle und Gedanken auszudrücken, weil er oder sie es nicht gelernt hat, kann dies die Beziehung belasten. Doch es gibt verschiedene Dinge, die Paare tun können, um die Kommunikation zu verbessern:
- Unterstützende Atmosphäre schaffen: Auf keinen Fall in eine Situation bringen, in der sich die Person gedrängt oder unter Druck gesetzt fühlt. Es ist wichtig, einen sicheren und unterstützenden Raum zu schaffen, in dem beide Partner:innen offen sprechen können, ohne Angst vor Verurteilung oder Kritik zu haben. Verständnis, Empathie und Interesse an den Anliegen des anderen zeigen, ist dabei essenziell.
- Zeit für Gespräche einplanen: Sich bewusst Zeit für Gespräche und den Austausch von Gedanken und Gefühlen als Paar einplanen, hilft. Ab und an das Handy oder andere Ablenkungen beiseitelegen und sich vollständig aufeinander konzentrieren.
- Über positive Gefühle und Emotionen sprechen: Viele Menschen haben nicht gelernt, ihre Gefühle zu benennen und zu erkennen. Darum kann es hilfreich sein, erstmal mit positiven Gefühlen anzufangen, um wieder einen Zugang zu den eigenen, vielfältigen Gefühlen zu erlangen.
- Nonverbale Kommunikation etablieren: Kommunikation ist nicht nur auf Worte beschränkt. Nonverbale Signale wie Berührungen, Gesten oder Blickkontakt können genauso aussagekräftig sein. Darauf achten, nonverbale Kommunikation bewusst einzusetzen, um Zuneigung und Verbundenheit auszudrücken.
- Spielerische Kommunikationsübungen nutzen: Es gibt verschiedene Kommunikationsübungen, die man als Paar ausprobieren kann, um die Kommunikation zu verbessern. Zum Beispiel kann man sich gegenseitig Fragen stellen, abwechselnd zuhören und dann zusammenfassen, was der andere gesagt hat, oder spielerische Rollenspiele durchführen, um schwierige Gespräche zu üben.
- Digitale Angebote nutzen: Die App recoupling basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, die Paare wieder näherbringen soll und mögliche Herausforderungen in der Beziehung erkennt und verbessert.
- Aktives Zuhören: Dem Partner oder der Partnerin zeigen, dass man wirklich zuhört, indem aktives Zuhören praktiziert wird. In eigenen Worten wiederholen, was man gehört hat, und nachfragen, wenn etwas nicht verstanden wurde. Dies zeigt dem Partner bzw. der Partnerin, dass man sich bemüht, ihn bzw. sie zu verstehen und dessen Perspektive wertschätzt.
- Schuldzuweisungen und Vorwürfe vermeiden: Auf "Ich"-Aussagen konzentrieren, um die eigenen Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken, anstatt Vorwürfe oder Schuldzuweisungen zu machen. Eine wertschätzende und konstruktive Kommunikation kann dazu beitragen, dass sich beide Partner bzw. Partnerinnen gehört und verstanden fühlen.
- Partner bzw. Partnerin zur Kommunikation ermutigen: Dem anderen das Gefühl geben, dass seine Meinung und dessen Beitrag wertgeschätzt werden. Ihn bzw. sie ermutigen, sich auszudrücken, und Interesse an seinen bzw. ihren Gedanken und Gefühlen zeigen.
Es ist wichtig zu beachten, dass es Zeit und Geduld braucht, um die Kommunikation in einer Beziehung zu verbessern, aber es lohnt sich. Vor allem sollten Paare darauf achten, schon vor aufkommenden Problemen an ihrer Beziehung zu arbeiten. Viele fangen erst damit an, wenn es schon brennt.”
Verwendete Quelle: Eigenes Interview