Bondage für Anfänger: Tipps und Infos zur BDSM-Praktik

Bondage ist eine Sex-Praktik aus dem BDSM-Bereich. Wenn du Anfänger bist, findest du hier die wichtigsten Tipps für den Start deiner Fesselspiele.

Bondage ist ein Teil von BDSM (Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism) und gilt als eine weit verbreitete Sex-Praktik. Für Anfängerinnen und Anfänger kann die Auseinandersetzung mit Bondage schnell überfordernd sein: Wo fängt man an, wenn man sich für Bondage und die BDSM-Szene interessiert? Vielleicht auf einer kinky Party oder doch eher in einem Bondage-Kurs? Und wie knotet man eigentlich ein Seil richtig? In diesem Artikel lernst du alles, was du für deinen Bondage-Start brauchst. 

Was ist Bondage?

Fesselspiele namens Bondage faszinierte die Menschen schon seit Jahrhunderten und hat in der heutigen Zeit seinen Platz in der modernen Erotik-Kultur gefunden. Für viele ist es ein aufregender Weg, Intimität und Vertrauen mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin auf eine neue Ebene zu heben und zählt somit zu häufig genannten Sex-Fantasien der Deutschen.

Bondage ist eine Form des einvernehmlichen Sex-Spiels zwischen Erwachsenen, bei der eine Person gefesselt oder in irgendeiner Weise in ihrer Bewegung eingeschränkt wird. Das kann zum Beispiel durch Seile, Handschellen oder spezielle Gurte geschehen. Oft werden Körperteile wie Hände, Beine oder Arme gefesselt. 

Ziel ist es, Nähe zwischen den beiden Partnern herzustellen und gemeinsam neue sexuelle Erfahrungen zu sammeln. Wichtig ist dabei, dass alle Beteiligten damit einverstanden sind und dass klare Grenzen und Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden. Respekt und Kommunikation sind zentral, damit sich beim Bondage alle wohl und sicher fühlen.

Erste Schritte für dein Bondage-Abenteuer

Bevor du und dein Partner oder deine Partnerin euch auf die erste Bondage-Session einlasst, sollten einige grundlegende Regeln aufgestellt werden. Ein offenes Gespräch über eure Grenzen ist unerlässlich. Außerdem sollten folgende Dinge geklärt werden:

Kommunikation ist der Schlüssel: Bevor ihr euch auf ein Bondage-Abenteuer begebt, sprecht ausführlich über eure Erwartungen, Grenzen und Wünsche. Stellt sicher, dass ihr beide auf derselben Seite seid und einander vertraut.

Safe Words: Ein etabliertes Safe Word ist unerlässlich. Dieses Wort wird verwendet, um das Spiel sofort zu unterbrechen, falls es für eine der beteiligten Personen zu viel wird. Wählt ein Wort, das leicht auszusprechen und eindeutig ist.

Sichere Materialien: Investiert in hochwertige Materialien, die speziell für Bondage entwickelt wurden. Seide, Baumwolle oder speziell verarbeitete Seile eignen sich gut für Anfänger. Vermeidet Materialien, die einschneiden oder Hautreizungen verursachen können.

Übrigens: Kollektive wie das Sex Shop Kollektiv bieten regelmäßig Workshops an, in denen BDSM-Praktiken wie Bondage gelehrt werden. Du kannst als Anfängerin auch eine kinky Party besuchen, um dort erste Erfahrungen zu sammeln, indem du Leuten bei ihren BDSM-Sessions zuschaust. Genau so gut kannst du aber auch in der Sicherheit deines eigenen Zuhauses die ersten Fessel-Schritte gehen. So, wie du dich wohlfühlst!

Das sind die 6 Bondage-Kategorien

Die Bondage-Techniken unterteilen sich in sechs Hauptkategorien. Hier ein Überblick:

  1. das Zusammenbinden von Körperteilen (beispielsweise mit Handschellen oder Seilen)
  2. das Auseinanderspreizen des Körpers oder von Körperteilen (zum Beispiel mit einer Spreizstange)
  3. das Festbinden an andere Gegenstände (beispielsweise an Streckbänken, Stühlen oder Tischen)
  4. das Aufhängen des Körpers (umgangssprachlich Hängebondage)
  5. die Bewegungseinschränkung (zum Beispiel durch Fesselrock, Humbler oder Korsett)
  6. das Einpacken beziehungsweise Einwickeln einzelner Körperteile oder des ganzen Körpers beispielsweise mit Stoff, Klebeband oder Frischhaltefolie. 

Bondage mit Seil: Alle Techniken auf einen Blick

Du möchtest gerne in die Welt der Fesselspiele einsteigen? Hier findest du einen Überblick über die gängigsten Bondage-Knoten.

1. Einfache Knoten

1.1. Square Knot (Kreuzknoten)

  • Beschreibung: Der Square Knot ist ein universeller Knoten, der häufig zum Sichern von Seilenden verwendet wird.
  • Anwendung: Er wird oft verwendet, um Arme oder Beine miteinander zu verbinden.
  • Wie man es macht: Lege ein Ende des Seils über das andere Ende, ziehe es darunter und wieder nach oben. Wiederhole dies in entgegengesetzter Richtung.

1.2. Bowline Knot (Schlaufe)

  • Beschreibung: Der Bowline Knot ist eine feste Schlaufe, die sich nicht zusammenzieht.
  • Anwendung: Ideal, um eine feste Schlaufe am Ende des Seils zu erstellen, die sich nicht ungewollt löst.
  • Wie man es macht: Erstelle eine kleine Schlaufe, führe das lose Ende durch die Schlaufe, dann hinter das feste Ende und wieder zurück durch die Schlaufe.

2. Basis-Techniken

2.1. Single Column Tie

  • Beschreibung: Ein einfacher Knoten um eine einzelne Extremität, meist die Hände.
  • Anwendung: Verwendung zum Fesseln eines Handgelenks oder Knöchels.
  • Wie man es macht: Wickele das Seil mehrfach um die Extremität, füge einen Knoten hinzu, um die Spulen zu sichern.

Hier siehst du den Single Column Tie demonstriert:

2.2. Double Column Tie

  • Beschreibung: Eine Technik, um zwei Extremitäten miteinander zu verbinden.
  • Anwendung: Geeignet, um Handgelenke oder Knöchel zusammenzubinden.
  • Wie man es macht: Wickele das Seil um beide Körperteile und sichere es mit einem Knoten.

3. Fortgeschrittene Techniken

3.1. Takate Kote (Box Tie)

  • Beschreibung: Eine komplexe Technik, bei der die Arme hinter dem Rücken in mehreren Schichten gefesselt werden.
  • Anwendung: Häufig in der japanischen Shibari-Kunst verwendet.
  • Wie man es macht: Es umfasst mehrere Schritte von Seilwicklungen um die Brust und Arme, erfordert Übung und Erfahrung.

3.2. Futomomo (Fesselung des Oberschenkels)

  • Beschreibung: Bindung des Unterschenkels an den Oberschenkel.
  • Anwendung: Häufig in Positionen wie Hogtie oder ähnlichen Fesselungen.
  • Wie man es macht: Wickele das Seil um den Oberschenkel und den Unterschenkel und sichere es mit Knoten.

4. Shibari-Techniken

4.1. Hishi Karada (Diamant-Körper-Harness)

  • Beschreibung: Ein dekorativer und restriktiver Harness, der ein Diamantmuster bildet.
  • Anwendung: Diese Technik betont sowohl die ästhetische als auch die restriktive Seite von Bondage.
  • Wie man es macht: Wickele das Seil um den Körper in einer bestimmten Weise, um das Diamantmuster zu erzeugen.

4.2. Tsuri (Suspension)

  • Beschreibung: Techniken, um eine Person teilweise oder vollständig in die Luft zu hängen.
  • Anwendung: Sehr fortgeschritten, erfordert spezielle Kenntnisse über Gewicht und Gegengewicht.
  • Wie man es macht: Involviert spezialisierte Wicklungen und Knoten, um das Gewicht der Person sicher zu halten.

5. Dekorative Knoten und Wicklungen

5.1. Karada (Körper-Harness)

  • Beschreibung: Ein dekorativer Körpereinschluss, der oft ein Netz- oder Gittermuster bildet.
  • Anwendung: Kann unter oder über Kleidung getragen werden, betont Ästhetik.
  • Wie man es macht: Beginnt oft mit einem zentralen Knoten und arbeitet sich symmetrisch um den Torso.

5.2. Ebi (Shrimp-Tie)

  • Beschreibung: Eine klassische Shibari-Haltung, bei der die Person in einer gekrümmten Position gefesselt wird.
  • Anwendung: Kombiniert Restriktion und künstlerischen Ausdruck.
  • Wie man es macht: Wickele Seile um Beine und Körper, um eine gekrümmte Haltung zu erzwingen.

6. Sicherheitsknoten

6.1. French Bowline

  • Beschreibung: Ein sicherer Knoten, der bei Zug immer noch leicht zu lösen ist.
  • Anwendung: Ideal für Situationen, die schnelle Lösungen erfordern.
  • Wie man es macht: Ein modifizierter Bowline, der zusätzliche Schlaufen für Sicherheit enthält.

6.2. Slip Knot (Schlingknoten)

  • Beschreibung: Ein Knoten, der sich leicht festziehen und lösen lässt.
  • Anwendung: Schnellfesseln oder temporäre Fixierungen.
  • Wie man es macht: Beginne mit einer Schlaufe, führe das Seil durch und ziehe an beiden Enden, um ihn zu sichern.

Sicherheitshinweise für das Fesseln mit Seil

  1. Regelmäßige Überwachung: Stelle sicher, dass du regelmäßig den Zustand deines Partners überprüfst.
  2. Freilaufendes Ende: Halte immer ein freies Seilende bereit, um im Notfall schnell lösen zu können.
  3. Verwendung von Sicherheitswerkzeugen: Halte Scheren oder andere Schnitthilfsmittel bereit, um Seile schnell zu durchtrennen, falls notwendig.

Kann man sich selbst fesseln?

Ja, es ist möglich, sich selbst zu fesseln – dies wird als Selbstbondage bezeichnet. Selbstbondage erfordert jedoch besondere Vorsicht, da das Risiko von Verletzungen oder sogar lebensbedrohlichen Situationen höher ist als bei Bondage mit einem Partner. Hier kommen einige wichtige zu berücksichtigende Aspekte, sowie Techniken und Maßnahmen, um sicherzustellen, dass die Selbstfesselung sicher bleibt:

1. Notfallmaßnahmen:

  • Sicherheitsschneider: Halte immer einen geeigneten Sicherheitsschneider oder eine Schere bereit, um Seile schnell durchtrennen zu können, falls du dich nicht mehr selbst befreien kannst.
  • Notfallsystem: Informiere eine Vertrauensperson über deinen Plan und richte ein Notrufsystem ein, das in deiner Reichweite bleibt, wie z.B. ein Handy.

2. Timer und Freigabemechanismen:

  • Zeitschaltuhren: Diese können so eingestellt werden, dass sie nach einer bestimmten Zeit die Fesselung lösen.
  • Eiswürfel-Freigabe: Ein Schlüssel in einem Behälter mit Wasser einfrieren. Der Eisblock schmilzt nach und nach, wodurch der Schlüssel frei wird, um sich selbst zu befreien.

3. Vermeide gefährliche Positionen:

  • Keine Suspensionen: Verzichte bei diesem Fesselspiel auf jede Art von selbstauferlegter Suspension, da das Risiko einer Verletzung zu hoch ist. Dies gehört zu den wichtigsten Tipps bei Selbstbondage.

3 Fehler von Bondage-Anfängern

Natürlich ist nicht jeder direkt beim ersten oder zweiten Fessel-Versuch ein Bondage-Profi (auch nicht mithilfe unserer Tipps klappt es immer sofort) und oft dauert es lange, bis eine Bondage-Technik oder ein bestimmter Knoten beherrscht wird. Achte als Anfänger zunächst darauf, folgende Fehler nicht zu begehen:

  1. Nicht zu fest: Vermeidet es, die Knoten zu fest zu ziehen. Dies kann nicht nur unangenehm sein, sondern auch gesundheitliche Risiken mit sich bringen.
  2. Nicht unbeaufsichtigt lassen: Lass deinen Partner oder deine Partnerin niemals allein, wenn sie gefesselt ist. Die Sicherheit sollte immer oberste Priorität haben.
  3. Anzeichen von Unwohlsein: Achtet auf Anzeichen von Unwohlsein oder Schmerzen. Sollte etwas nicht stimmen, löse die Fesselungen sofort.

Wie beendet man eine Bondage-Session?

Aftercare lautet beim Fesselspiel das Zauberwort! Nach einer Bondage-Session ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen, um sanft wieder in den "ursprünglichen" Zustand mit dem Partner oder der Partnerin zurückzukehren. Dies kann durch leichten Körperkontakt, Streicheln oder entspannende Gespräche geschehen. Sprecht danach gemeinsam über die Erfahrung. Was hat euch gefallen, was nicht? Auf diese Weise könnt ihr zukünftige Bondage-Spiele noch angenehmer gestalten oder euch einer bestimmten Fantasie noch mehr annähern.