Chronisch krank in der Beziehung – wenn Hilfe und Pflege nötig sind

Ein Blick, ein kurzer Flirt und dein Herz schlägt höher. Das Kribbeln im Bauch während der Verliebtheitsphase ist ein ganz besonderes Highlight. Am liebsten würden wir alle auf rosaroten Wolken schweben und nie den "Ernst des Lebens" kennenlernen. Für viele Paare ist aber genau dieser die Herausforderung des Alltags. Ist einer der Partner (chronisch) krank, bringt das Zusammensein viele Hindernisse mit sich. Welche das sind und wie du damit umgehen kannst, haben wir für dich zusammengefasst.  

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Wer sich nicht wohlfühlt, ist auf die Hilfe anderer oft angewiesen.  

Emotionale Lasten – wenn das Leben von Krankheit geprägt wird  

Eine vorübergehende Erkrankung stellt das Leben zwar kurzfristig auf die Probe, verschwindet aber nach einer gewissen Zeit wieder. Anders sieht es bei chronischen Krankheiten aus, die das Leben der Betroffenen für immer verändern. Ein gutes Beispiel ist die bekannte Autoimmunerkrankung Myasthenia Gravis, die erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität und Lebensführung hat. Wer seinen Partner bereits mit der Diagnose kennenlernt, weiß (in etwa), worauf er sich einlässt. Manchmal spielt das Leben seine Schicksalskarten aber erst später aus. Du liebst deinen Partner, ihr seid glücklich und plötzlich kommt die Diagnose.  

Natürlich stellst du dir an diesem Punkt die Frage, was das jetzt für eure Beziehung bedeutet. Das ist stark von der Krankheitsart und ihrer Ausprägung abhängig. Chronisch krank zu sein bedeutet nicht immer, dass dein Gegenüber plötzlich nur noch im Bett liegt oder du ständig Angst um sein Wohlergehen hast. Dennoch wird sich euer Alltag verändern, da sich der Fokus auf andere Dinge richtet. Nur zusammen könnt ihr euren Weg finden, wie ihr mit den Dingen umgeht. 

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Regelmäßige Medikamenteneinnahmen fordern eine gewisse Compliance.  

Emotionale Last – wenn die Sorgen zu groß werden  

Du liebst deinen Partner, ihr wollt zusammen alt werden und dann ist da plötzlich diese Diagnose. Bei einer chronischen Krankheit wisst ihr beide, dass diese nicht zu heilen ist. Obwohl die Lebenserwarten (je nach Erkrankung) nicht oder nur geringfügig eingeschränkt ist, dominieren Sorgen plötzlich deinen Alltag. Du grübelst, hast Angst um deinen Partner und irgendwo ist da noch diese Hoffnung, dass ein kleines Wunder passiert.  

Emotionalität ist völlig normal in einer solchen Situation, trotzdem musst du dich abgrenzen. Grübelst du ständig nach, entwickelst du im schlimmsten Fall eine generalisierte Angststörung, die weitere Folgen für euer Leben hat.  

Mach deinen Kummer nicht alleine mit dir aus, denn das musst du nicht. Suche dir einen Ansprechpartner. Das kann eine Selbsthilfegruppe sein, eine neutrale Person (Telefonseelsorge, Krisenberatung etc.) oder auch deine beste Freundin.  

Ganz wichtig ist außerdem die Kommunikation zwischen dir und deinem Partner. Womöglich hast du das Gefühl, dass deine eigenen Sorgen und Ängste jetzt nicht mehr zählen, weil du das Glück hast, körperlich gesund zu sein. Du unterliegst einem Irrglauben. Du und deine Bedürfnisse zählen nicht plötzlich weniger und auch dein Partner wird wissen wollen, wie es dir geht. Sprecht über Nöte, Ängste und Sorgen, sicherlich leidet dein Schatz genauso darunter wie du!  

Das Leben ist nicht nur die Krankheit – grenzt euch gemeinsam ab  

Noch vor wenigen Wochen war eure größte Sorge, welches Urlaubsziel ihr gemeinsam aussucht. Die Diagnose einer chronischen Krankheit stellt das bisherige Leben komplett auf den Kopf. Anstatt über die Wahl zwischen Mallorca und Ibiza zu streiten steht nun die Frage im Raum, ob ihr überhaupt noch einmal zusammen Urlaub machen werdet.  

Kurz nach der Diagnose dominiert das Thema Krankheit eure Beziehung. Ihr streitet euch, ihr verzweifelt aneinander, vielleicht möchte dein Partner dich aus Überforderung sogar abwehren.  

Diese emotionale Achterbahn erleben viele Paare, die plötzlich mit der Endlichkeit der eigenen Gesundheit konfrontiert werden. Bis zu einem gewissen Maß sind diese Gefühle richtig und wichtig, müssen dann aber eine Bewältigungsstrategie weichen. Euer Leben besteht jetzt auch aus einer Krankheit, aber nicht nur! Sicherlich müsst ihr mit Einschränkungen rechnen, bei einer Muskelschwäche ist Reisen nicht mehr so frei und ungebunden möglich.  

Lasst euch dennoch nicht die Freude am Leben nehmen, sondern klammert die Krankheit zu bestimmten Phasen aus eurem Leben aus. Wenn ihr zusammen euren Lieblingsfilm schaut, Musik hört oder ein gemeinsames Abendessen genießt, dann seid ihr nur ein Paar und nicht das Paar, dessen ungewollter Mitbewohner eine Krankheit ist.  

Nutzt die gemeinsame Zeit und schafft euch Räume, wo es nur um eure Liebe und eure Partnerschaft geht. Klammert das Thema Krankheit bewusst aus und fokussiert euch auf das, was eure Beziehung ausmacht. Das wird anfangs schwer sein, denn durch körperliche Einschränkungen funktioniert manches nicht mehr so optimal. Je weniger ihr euch jedoch mit den Handicaps aufhaltet und den Blick auf eure gemeinsame Zeit richtet, desto mehr kämpft ihr für euch.  

Hilfe suchen ist erlaubt – du musst nicht alles alleine bewältigen 

Eine chronische Erkrankung beginnt in der Regel nicht akut, sondern schleicht sich ins Leben. Das hat einen entscheidenden Vorteil: Ihr könnt euch auf das, was kommt, vorbereiten. Informationen sind eure wichtigste Quelle, um euch optimal auf die Zeit mit stärkeren Symptomen vorzubereiten. Geht es ab einem gewissen Punkt nicht mehr weiter, nutzt die Hilfsmöglichkeiten, die von verschiedenen Seiten geboten werden. Mit einem soliden Netzwerk an Unterstützung fällt es euch im Alltag leichter, eure Partnerschaft zu pflegen und die Krankheit auch mal auszublenden.  

Zu den wichtigsten Ansprechpartnern wird der behandelnde Arzt gehören. Er klärt auf, zeigt Therapieoptionen auf und trägt dazu bei, eure Kompetenz im Umgang mit der Krankheit zu stärken. Darüber hinaus gibt es aber mit Pflegediensten, psychologischen Ansprechpartnern, Betreuungsdiensten und vor allem Freunden und Verwandten noch viele weitere Menschen, die in eurem Leben eine Rolle spielen können.  

Wichtig zu wissen: Selbst wenn du deinen Partner rundum betreust, pflegst und für ihn da bist (bei schweren Krankheitsverläufen), hast auch du das Recht auf eine Auszeit. Schäme dich nicht, wenn du einige Tage die Pflege nicht selbst übernimmst, sondern dich nebenbei um dein eigenes Leben kümmerst!  

Fazit: Chronische Erkrankungen bedeuten nicht das Ende der Beziehung  

Auch wenn ihr es euch anders gewünscht hat, ist eine chronische Erkrankung nicht automatisch der Tod für eure Liebe. Vieles wird nun anders, ihr müsst euch einer „dritten Macht“ beugen. Mit viel Verständnis, einem ausgeprägten Maß an Kommunikation und Zusammenhalt ist Liebe aber auch dann möglich, wenn einer der beiden Partner krank wird.