
Früher bin ich Streits gerne aus dem Weg gegangen. Bloß nicht aufregen, bloß keine Harmonien stören, dachte ich mir. Dass die Harmonien dann irgendwann nur noch aus schiefen Tönen bestanden, habe ich immer erst zu spät mitbekommen. Mittlerweile stelle ich mich Konfrontationen selbstbewusst. Und das tut meiner Beziehung gut.
Früher waren die Streitthemen zwischen meiner Freundin und mir eher nichtig: Wohin in den Urlaub? Welcher Kinofilm? Warum so spät? Mittlerweile sind sie wichtiger. Wenn wir streiten, dann geht es oft darum, was wir unseren Kindern wann erlauben und was nicht. Ich finde es gut, dass wir manchmal die Fetzen fliegen lassen. Auch wenn es natürlich nie angenehm ist, die Fetzen fliegen lassen zu müssen. Das ist dann wie Blitz und Donner. Aber hinterher … Omas Hof in der lauen Sommernacht. Und genau das sollte jeder Streit in einer Beziehung leisten: Die Spannung aus der Luft nehmen. Denn die entlädt sich irgendwann sowieso.
Besser man kontrolliert die Entladung ein bisschen, sonst wird man vom Blitz getroffen. Und wie bei jedem anderen Gewitter auch, sollte man Respekt vor den Naturgewalten haben, im Streitfall also: Respekt vor dem Partner. Klar werden meine Freundin und ich manchmal persönlich, aber dann sind wir beide unglücklich. Einer gleich, der andere später, wenn die Einsicht kommt, dass Verbalattacken unter die Gürtellinie desaströse Folgen haben.
Und das ist ja nich Sinn der Sache. Unterschiedliche Meinungen nämlich, das haben wir gelernt, sind gut. Man kann sich vortrefflich darüber streiten. Und dann durch Omas regennassen Hof tanzen.
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