
Wenn man alles versteht, ist das auch keine Lösung. Davor hat schon Douglas Adams gewarnt im famosen Reiseführer "Per Anhalter durch die Galaxis". Darin kommt der Babelfisch vor, ein ziemlich merkwürdiges Wesen, das sich im Ohr seines Wirts von Gehirnwellen ernährt und simultane Übersetzungen aller Sprachen ausscheidet. Weil "er alle Verständigungsbarrieren […] niederriss" erklärt Adams, habe er "mehr und blutigere Kriege auf dem Gewissen als sonst jemand in der ganzen Geschichte der Schöpfung."
Nun gut, ich will keinen Krieg zu Hause, aber Gedanken lesen kann ich nunmal nicht. Und das ist ein Problem. Ich verstehe klare Worte, kann sogar zwischen den Zeilen lesen und anhand der Stimmlage erkennen, ob Gefahr im Verzug ist. Aber ich kann nicht ahnen, was meine Freundin nachmittags um vier denkt, während ich im Büro sitze. Sie erwartet aber, dass ich weiß, wie sehr sie sich in diesem Moment wünscht, dass wir am Abend zu unserem Lieblings-Sarden gehen. Und wenn's dann wieder nur eine Käsestulle gibt ...
Es heißt immer, wir Männer hätten zu wenig Empathie, würden uns zu wenig in die Gefühle anderer Menschen und unserer Freundinnen reinversetzen können. Das mag sogar richtig sein. Aber mal ehrlich: Könnt ihr nicht einfach mal sagen, was ihr wollt? So konkret? Mit klaren Worten? Sonst gibt’s doch nur Tränen und Gezeter, und ich stehe jedesmal da, wie ein begossener Pudel und zweifele an meinem Verstand.
Das will doch niemand, auch wir gefühlskalten Männer nicht, die wir euch gerne alles geben. Ich hätte meiner Freundin liebend gerne ihren Nachmittagswunsch erfüllt. Die Culurgionis bei Paolo sind eine Wucht. Vielleicht sollte ich den Babelfisch mal optimieren und ihm Gedanken lesen beibringen.
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