
Vielleicht ist Jung-Schauspielerin Vanessa Eichholz noch nicht jedem so bekannt, aber bei manchen dürfte es doch vielleicht gleich klingeln: Neben einigen Werbeproduktionen hat Eichholz in internationalen Produktionen wie der Netflix Fernsehserie "Lost in Space – verschollen zwischen fremden Welten" sowie dem neuen "Hellboy" Reboot mitgespielt. Zudem stand die 34-Jährige vor kurzem für die deutsch-italienische Koproduktion "War Photographer" mit Lucas Prisor und Tatort-Kommissar Vladimir Burlakov vor der Kamera.
Dazu ist Eichholz sehr sportlich: Dank Personal Trainer Michael Limmer ist sie auch in die Fitness-Welt eingetaucht, stand für sein Buch "Das Perfekte Wedding Workout" vor der Kamera und zierte das Cover.
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Vanessa Eichholz unterstützt die Pink Kids und Pink Ribbon
Neben der Schauspielerei hat Vanessa Eichholz aber auch ein Herzensprojekt: Sie unterstützt die Organisationen Pink Kids und Pink Ribbon, die für Aufmerksamkeit beim sensiblen Thema Brustkrebs kämpfen und Teenager unterstützen, deren Mütter an Brustkrebs erkrankt sind. Das Engagement kommt nicht von ungefähr: Die 34-Jährige (geboren am 30. Mai 1989 in Bad Mergentheim) hat selbst ihre Mutter an diese tückische Krankheit verloren und steht nun anderen Familienangehörigen mit Rat und Tat zur Seite.
In unserem Interview erfährst du mehr über die Erfahrungen, die die Schauspielerin als Angehörige mit der schrecklichen Brustkrebserkrankung ihrer Mutter gemacht hat, welche Erlebnisse sich in ihr Gedächtnis eingeprägt haben, wie sie trotzdem nach vorne schaut und was sie bei den Pink Kids genau macht.
Schauspielerin Vanessa Eichholz im Interview
Liebe Vanessa, deine Mutter ist das erste Mal an Brustkrebs erkrankt, als du 13 Jahre alt warst. 15 Jahre später ist sie leider an der Krankheit verstorben. Manche Wunden heilen nie, aber man muss lernen, mit schweren Verlusten zu leben. Wie ist es dir in den Jahren ergangen, was hat dir geholfen, damit zurechtzukommen und wie emotional gefestigt bist du heute, wenn es um das Thema Brustkrebs gerade in Verbindung mit deiner Mutter geht?
"Im ersten Jahr danach habe ich eigentlich nur gearbeitet und geschlafen. Viel mehr war nicht drin. Mit der Zeit wurde es dann besser. Für mich war der Austausch mit Leuten, die ähnliche Erfahrungen durchlebt hatten, enorm wichtig. Das Gefühl nicht allein zu sein mit so einem Verlust gibt Kraft. Zudem habe ich viel zu dem Thema gelesen, "Option B" von Sheryl Sandberg beispielsweise. Und ich habe auch mal was Neues ausprobiert, wie Meditation. Heute kann ich besser damit umgehen, auch wenn es immer noch kleine Momente gibt, die nicht einfach sind. Aber sie vergehen schneller und ich finde dann wieder in meine Mitte."
Haben sich im Rahmen der Erkrankung deiner Mutter bei dir bestimmte Dinge besonders eingeprägt?
"Mir ist damals erst bewusst geworden, wie ich meine Gesundheit und die meiner Familie immer als selbstverständlich wahrgenommen habe. Meine Mutter saß zum Schluss im Rollstuhl, ich habe sie überall hingebracht. In Deutschland ist das gar nicht so einfach, ist mir dann aufgefallen. Ständig muss man einige Treppenstufen laufen, um dann zum Aufzug zu kommen, wenn es überhaupt einen gibt. Das hat alles für mich in andere Perspektive gesetzt und ich habe enormen Respekt vor Leuten und deren Angehörigen, die gesundheitlich dauerhaft eingeschränkt sind."
Du bist Botschafterin der Pink Kids – einer Gruppe von jungen Frauen und Teenagern, deren Mütter an Brustkrebs erkrankt sind. Es geht darum, einander zu stützen und aufzufangen. Was sind die größten Herausforderungen betroffener Familienangehöriger, was können diese tun, um besser durch die schwere Zeit zu kommen?
"Für Angehörige ist es oft schwer, das eigene Leben weiter zu stemmen und gleichzeitig 100 % für die erkrankte Person da zu sein. Weiterhin in der Schule, im Studium oder im Beruf voll dabei zu sein und zu Hause nicht die Unterstützung zu haben wie andere, sondern komplett eingespannt zu sein, ist für viele ein Balanceakt. Offen über die Herausforderungen zu sprechen und sich mit anderen, die ein ähnliches Schicksal teilen, auszutauschen, hat mir damals sehr geholfen."
Kann sich jeder bei den Pink Kids melden?
"Jeder kann sich bei den Pink Kids melden, entweder via der Website oder Instagram. Darüber kommen eigentlich die meisten Anfragen."
Wie geht ihr bei den Pink Kids mit einem herannahenden Tod um – leistet ihr auch Trauerarbeit?
"Wir haben eine Psycho-Onkologin im Team, die jederzeit mit Rat und Tat zur Seite steht. Das ist wichtig, denn manchmal braucht man auch professionelle Unterstützung. Ansonsten haben wir einen gemeinsamen Podcast Pinkcast, haben einmal im Monat eine Webkonferenz und treffen uns mehrmals im Jahr für Workshops – da spielt auch Trauerarbeit eine Rolle. Generell sind wir aber alle für die jeweiligen Pink Kids da und ich teile meine Erfahrungen sehr offen mit ihnen."
Glaubst du, dass der frühe Tod deiner Mutter Einfluss auf dein heutiges Leben hat? Bist du beispielsweise besonders gesundheitsbewusst, lebst du hauptsächlich im Hier und Jetzt, schmiedest du auch Pläne fürs Alter oder ist dir das zu weit weg?
"Die Erkrankung und der Tod haben mich definitiv geprägt. Ich versuche, möglichst wenig aufzuschieben und das Leben trotz der täglichen Herausforderungen zu genießen. Ich achte auf jeden Fall auf meine Gesundheit, versuche möglichst sieben Stunden zu schlafen und mich halbwegs gut zu ernähren. Manchmal ist das schwierig, da ich viel unterwegs bin und gewisse Routinen dann nur schwer funktionieren."
Was konkret machst du hinsichtlich Vorsorge? Eine Mammografie wird ja erst im Alter ab 50 empfohlen, bei Vorerkrankungen in der Familie können Vorsorgeuntersuchungen aber individuell gemacht werden. Wie ist es bei dir?
"Ich gehe regelmäßig zur Vorsorge und gehe lieber einmal zu viel als zu wenig. Zudem versuche ich mich regelmäßig selbst abzutasten, um auf Veränderungen aufmerksam zu werden. Bei der Vorsorge buche ich immer den Ultraschall dazu, auch wenn es mehr kostet. Lieber mal eine Klamotte weniger, aber dafür gesund."
Vielen Dank für das Interview!
Verwendete Quellen: eigenes Interview von Tanja Seiffert