
Das Prinzip ist ein demokratisches: wahrhafte Designermode zum erschwinglichen Preis, ein echter Cavalli für die Studentin in Berlin und die Sekretärin in München. Ein schönes Prinzip, das im Vorfeld schon gut mit Designerzar Karl Lagerfeld und dem exzentrischen Duo Viktor & Rolf funktioniert hat. Als H&M verkündete, dass Stardesigner Roberto Cavalli eine Kollektion für das schwedische Mode-Unternehmen entwerfen würde, waren die Erwartungen groß: Cavalli, das ist doch der mit den sexy Schnitten, dem Flitter und den Hollywoodkleidern! Der King of Animal Print!
Schön Ausatmen, denn das Keuchen und Prügeln an den Wühltischen lohnt nicht. Ehrlich. Dass der Venezianer die Kollektion mit Leo- und Zebraprints vollklatschen würde, war ja klar. Das Problem bei Animal Print ist bloß, dass man ganz schnell aussieht wie ein verzweifeltes altes Weib oder eine Dame aus dem Rotlichtmilieu. Aber Animal Print kann auch sexy sein - wenn die Materialien stimmen.
Leider sehen die Corsagen, Trenchs, Wickelkleider und und und im Leoprint nicht nach teuren Stöffchen aus - und schon gar nicht nach exklusiv Cavalli. Das fürchterlichste Teil der Kollektion ist jedoch diese kurze, verfranselte Shakira-Gedenk-Lederjacke. Ich freu mich jetzt schon auf die Münchner Carrie Bradshaws, die den speckigen Bikerlappen auf ihre gebräunten Schultern werfen und spitz kreischen: "Schau mal! Von Cavalli!!"
Was hingegen sehr schön geworden ist, ist die Abendgarderobe. Das kann Cavalli, das sieht toll aus. Ein Red-Carpet-Kleid für 300 Euro? Super! Da macht es auch fast gar nichts, dass Cavalli bei der Arbeit für H&M irgendwann die Ideen ausgingen und er sich einfach bei einer alten Kollektion bediente. Das tolle plissierte Kleid aus Goldlamé trug Kate Hudson 2005 zu einer Filmpremiere - jetzt hängt es für 300 Euro bei H&M an der Stange! Das Paillettenkleid ist auch nicht ganz unbekannt: Scarlett Johansson und Britney Spears trugen schon 2004 stolz ihre Cavalli-Perlchen auf dem roten Teppich. Tss tss tss.