
Ich muss gestehen: Ich weiß es nicht, weil ich zu den Männern gehöre, die treu sind. Der Apfel fällt eben manchmal doch etwas weiter vom Stamm. Als mein Vater einst eine Affäre hatte und sich meine Eltern daraufhin vorübergehend trennten, hatte ich noch eine Antwort parat: "Mann holt sich eben woanders, was man zu Hause nicht bekommt." Ich war ziemlich jung, und ich war ziemlich leichtfertig in meinem Urteil.
So einfach ist es dann wohl doch nicht. Es gibt schließlich fast genauso viele Studien über Fremdgeh-Gründe wie Seitensprünge. Schlauer wird man durch sie aber nicht. "Ich hatte Lust auf neue Erfahrungen." Oder: "Ich wollte mich wieder attraktiv fühlen." Oder: "Ich hatte zu wenig Sex in meiner Beziehung." Für mich liest sich das wie: Wo sich eine amouröse Gelegenheit auftut, wird sich ein Grund schon finden lassen.
Was einen Mann schlussendlich in das Bett einer anderen Frau treibt? Bei meinem Vater trafen wohl so ziemlich alle Gründe zu. Midlife-Crisis, Lust auf Neues, Langeweile, neue Liebe. Am Ende, so erkläre ich es mir, ist ein Mann, der fremdgeht, immer ein wenig narzisstisch und auf der Suche nach sich selbst. Ob das richtig ist oder falsch, darüber will ich nicht richten. Allerdings sollte Mann Manns genug sein, ehrlich zu sein und mit allen Konsequenzen zu leben.