
Was soll das bringen?
Ihr werdet gleich Tipps bekommen, bei denen es um Verzicht geht. Mancher fragt sich vielleicht, warum man sich eine solche Tortur antun sollte. Die Antwort ist ziemlich einfach:
Bei diesem sparsamen Leben handelt es sich um eine Art Konsum-Detox. Für viele ist Kaufen ein Weg aus einer irgendwie gearteten Unzufriedenheit. Allerdings sorgt das dafür, dass man viel Überflüssiges anhäuft. Dreht man hingegen die Sparschraube zu, lernt man nicht nur, mit viel weniger auszukommen, sondern auch die kleinen Dinge wieder zu schätzen.
Euer Gehalt fließt natürlich auch weiterhin. Jedoch bleibt für die Dauer des Sparens wesentlich mehr davon übrig. Ihr könnt diese Methode also auch dafür verwenden, schnell viel Geld anzusparen, für das ihr normalerweise viel länger brauchen würdet. Wollt ihr beispielsweise für einen Urlaub sparen, gilt zudem das Prinzip aus Punkt eins: Ihr werdet ihn wesentlich mehr zu schätzen wissen, weil ihr dafür so hart verzichtet habt.
Konsum kann glücklich machen. Ebenso kann er in einem aber auch nur eine große Leere auslösen.
1. Auf euer Geld achten
Um wirklich zu sparen, müsst ihr euch erst mal der Möglichkeit berauben, Geld auf unterschiedlichste Weisen auszugeben.
Zahlungsmittel-Verzicht
Das erste Opfer auf diesem Weg sind eure Kreditkarten und E-Payment-Accounts. Also alles, was nicht als Bargeld zählt und euch ermöglicht, unkontrolliert zu kaufen oder zu ordern. Kündigt die Kreditkarte, löscht eure Accounts bei PayPal und Co. Künftig wird ausschließlich bar bezahlt. Und davon werdet ihr immer nur eine geringe Menge zuhause haben. Zudem fällt schon mal eine Ausgabe weg, denn die meisten Kreditkarten kosten eine Bereitstellungsgebühr.

Goodbye, Amazon
Anschließend sucht ihr bei allen Portalen, auf denen ihr regelmäßig shoppt, nach dem „Account löschen“-Icon. Dann heißt es stark sein und einfach draufklicken. Achtung allerdings bei Amazon, da ist die Sache etwas kniffliger und ihr müsst den Kundenservice kontaktieren.

Aus den Augen ...
… aus dem Sinn, lautet ein Sprichwort. In diesem Zusammenhang bedeutet es, dass ihr ein Festgeldkonto eröffnet und darauf einen monatlichen Betrag per Dauerauftrag einzahlt. Weil ein solches Konto auf mindestens einige Monate angelegt ist, habt ihr damit keine Chance, unkontrolliert an dieses Geld zu gelangen. Als Bonus gibt es eine der wenigen Möglichkeiten, heute noch Zinsen abzustauben.
2. Die Festausgaben überprüfen
Zum Leben gehört, dass man regelmäßig verpflichtend Geld bezahlen muss. Etwa Strom oder Versicherungen. Ihr glaubt, da ließe sich nichts ändern? Oh doch!
Bei der Versicherung
Es gibt in Deutschland nur zwei Versicherungen, die vorgeschrieben sind: Krankenversicherung und Kfz-Haftpflicht (wer ein Fahrzeug angemeldet hat). Alles, was darüber hinausgeht, könnt ihr – rein theoretisch – aufkündigen. Dabei rate ich euch allerdings dringend, es nicht zu übertreiben: Eure Privathaftpflicht sollte ebenso erhalten bleiben wie die Wohngebäudeversicherung, falls ihr Hausbesitzer seid. Aber: Wenn ihr euch diese Finanzen- und Versicherungsberatung anseht, könnt ihr herausfinden, ob sich da nicht etwas Günstigeres als der jetzige Tarif findet.
Wer braucht schon Fernsehen?
Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich euch an dieser Stelle geraten, auf eine Satellitenschüssel zu setzen und so ohne laufende Kosten fernzusehen. Heute sieht das anders aus, denn bald wird kein SD-Satellitensignal mehr gesendet und man kann Fernsehen auch auf diese Weise nur noch per Vertrag sehen.
Das macht die Sache allerdings einfacher: Kündigt euren Fernsehanbietervertrag, egal ob Kabel, Antenne oder Satellit. Und zusätzlich noch Netflix, Prime (falls ihr das nicht schon über die Amazon-Kündigung getan habt) und alle anderen TV-Dienste, die euch Geld kosten. Ihr wollt weiterhin kostenlose Unterhaltung und Nachrichten? Dazu reicht ein Radio – denn der GEZ könnt ihr euch heute nicht mehr entziehen, weil sie pro Haushalt pflichtberechnet wird.
Tschüss, Handy
Sehr wahrscheinlich gehört ihr zu denjenigen, bei denen das Smartphone per Vertrag betrieben wird – wie sonst sollten auch die unkontrollierten Datenmengen bezahlt werden? Dieser Schritt ist für viele der vielleicht schmerzhafteste: den Vertrag zu kündigen. Allerdings ist das keine einfache Angelegenheit, denn die Kündigung funktioniert nur unter bestimmten Voraussetzungen. Bei einem zweijährigen Handyvertrag müsst ihr spätestens drei Monate vor Vertragsablauf kündigen. Bei Verträgen, die bis 1. Oktober 2016 geschlossen wurden, geht das nur mit einem richtigen Kündigungsschreiben, danach auch per E-Mail.
Sparen bei den Versorgern
Sind alle Schritte getan, müsst ihr euch den Taschenrechner greifen. Ziel ist es, herauszufinden, was euch eure Anbieter von Strom, Gas und anderen Versorgern kosten. Hier gibt es ebenfalls Einsparmöglichkeiten. Nicht nur, dass ihr jetzt generell auf den günstigsten Anbieter umsattelt, ihr nehmt auch den kleinsten Tarif. Natürlich verpflichtet euch das, bei Heizung und Wasser sehr sparsam zu sein, doch wie das funktioniert, erkläre ich weiter unten.
Internet & Festnetz
Nicht bei jedem, aber vielen von euch werden Internet und Festnetztelefonie über einen gemeinsamen Vertrag laufen. Stellt euch die Frage: Ist Internet in eurem Zuhause wirklich lebensnotwendig (etwa, weil ihr im Home-Office arbeitet)? Dann seht zu, dass ihr nur das Festnetz kündigt und fürs Web einen billigeren Anbieter bekommt.
Aber falls Internet in eurem Zuhause „nice to have“ ist, kann es weg. Vielleicht gibt es ja einen netten Nachbarn, der sein WLAN-Passwort mit euch teilt oder es gibt Freifunk-Stellen in eurer Umgebung?
3. Bei der Mobilität sparen
Mit dem Fahrrad bewegt ihr euch nicht nur ohne jegliche Unterhaltskosten fort, sondern tut auch viel Gutes für euren Körper.

Muss das Auto?
Das Auto ist der komfortabelste und flexibelste Weg, sich fortzubewegen. Aber nicht der einzige. Errechnet deshalb, was euch das Auto monatlich kostet – natürlich inklusive Kraftstoff. Und dann schaut, ob es günstigere Möglichkeiten gäbe. Wäre es beispielsweise eine Option, auch durch eine Mischung aus ÖPNV, Fahrrad und Zufußgehen wesentlich günstiger wegzukommen, ist die Sachlage einfach: Euer Auto kann abgemeldet und im Zweifelsfall sogar verkauft werden. Sofern ihr zumindest in der Nähe einer größeren Stadt lebt, kann auch Carsharing eine Alternative für die wenigen Male sein, die ihr wirklich ein Auto benötigt.
Geht der Wagen billiger?
Natürlich kann es Lebensmodelle geben, die ohne Auto nicht funktionieren. In dem Fall könnt ihr jedoch trotzdem noch viel sparen:
Rechnet aus, ob ihr das Auto vielleicht nur im Winter benötigt und im Sommerhalbjahr mit dem Rad mobil bleiben könnt. In dem Fall könnt ihr es auf der Kfz-Zulassung mit einem sogenannten Saisonkennzeichen versehen. Der Zulassungszeitraum kann zwischen einem und elf Monaten gewählt werden – und nur für ihn zahlt ihr dann Steuern und Versicherung.
Sucht euch eine Versicherung, die eine besonders günstige Haftpflicht anbietet, wechselt zu ihr und bucht nur die Jahreskilometerzahl, die euch durch den Arbeitsweg entsteht. Und nur dafür nutzt ihr künftig den Wagen.
Überprüft, ob es in eurer Gegend einen Anbieter von P2P-Carsharing gibt. Dabei stellt ihr euren Wagen während der ungenutzten Zeit (etwa wenn ihr arbeitet) selbst als Sharing-Auto zur Verfügung und bekommt Geld dafür.
Ich packe meine Jutetasche
Schon eingangs habe ich euch gesagt, dass ihr schwer verzichten müsst, wenn ihr so richtig sparen wollt. Und selbst wenn ihr noch zwingend ein Auto für die Arbeit haben müsst, bedeutet das künftig: Öfters zu Fuß gehen. Und zwar egal ob zum Supermarkt oder zu Freunden. Ihr erlauft euch einfach alles. Seht es als Vorteil an, denn ihr spart nicht nur Spritgeld und/oder Bustickets, sondern habt auch weniger Zeit, zuhause zu sitzen und euch mangels Fernseher zu langweilen. Und wenn ihr mit Leuten in Kontakt treten wollt, die weiter weg leben, lasst sie einfach zu euch kommen.
4. Beim Einkaufen sparen
Ihr müsst natürlich leben. Aber um diese Grundvoraussetzung zu bekommen, reichen schon sehr wenige Euros aus. Bei allem anderen gilt „das kann weg“.
Water, please
In eurem Kühlschrank befinden sich Cola, Eistee, Club-Mate und Co.? Dann genießt die letzten Flaschen, denn künftig kommt euer einziges Getränk aus dem Hahn. Kein Witz, denn rechnet ihr mal die Wasserpreise in Deutschland auf den Liter herunter, ist Leitungswasser sogar richtig günstig – und schmeckt ganz genau so wie teures stilles Wasser vom Markenhersteller.

Lebensmittel und ihr Verfallsdatum
Als nächstes müsst ihr euch vor Augen halten, dass das Datum auf Nahrungsmitteln nur sagt mindestens haltbar bis, nicht lebensgefährlich ab. Es ist nur eine kosmetische Zahl, die euch aber viele Einsparungen ermöglicht. Denn die meisten Geschäfte geben Produkte, die kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums stehen, enorm vergünstigt ab. Das ist künftig eure primäre Nahrungsmittelquelle. Das bedeutet allerdings, dass ihr euch öfters zum Laden begeben müsst und bitte immer mit einer Einkaufsliste, damit ihr nur kauft, was ihr wirklich benötigt.
Wenn ihr in Berlin wohnt, könnt ihr den SirPlus-Laden ansteuern. Das ist (leider) der momentan noch einzige deutsche Laden, der Lebensmittel und andere Dinge verkauft, die nur deshalb nicht in den normalen Handel gelangen, weil sie optisch etwas abweichen. Die Kartoffeln zu klein, die Gurken zu gebogen. Normal wird das Zeug weggeworfen, hier jedoch für kleines Geld verkauft. Allerdings: Von dort könnt ihr euch auch liefern lassen, sodass die Idee auch für Nicht-Berliner interessant wird.

Ausmisten und weg damit
Als nächstes könnt ihr selbst noch etwas Geld verdienen, ihr müsst dafür aber auch etwas tun. Ihr mistet alles aus, das ihr in den vergangenen zwölf Monaten nicht benutzt habt:
Klamotten
Schuhe
DVDs und CDs
Bücher
Elektronik und Spiele
Möbel
All das könnt ihr verkaufen. Entweder, indem ihr es zum Second-Hand-Laden bringt, bei eBay verkauft oder euch damit zum Flohmarkt begebt. Und diese Optionen sind auch künftig euer ausschließliches Mittel der Wahl, wenn ihr etwas benötigt. Neu gekauft wird nichts mehr. Zudem wird nur gekauft, was wirklich lebensnotwendig ist.
Ab ins Beet
In Europa vor der Industrialisierung und auch heute noch in vielen Gegenden lebten und leben Menschen, die nur in den allerseltensten Fällen Lebensmittel kauften. Natürlich kannst du dich als Mieter einer kleinen Stadtwohnung nicht komplett selbst versorgen. Aber selbst dort kannst du durch Urban Gardening auf dem Balkon oder sogar dem Fensterbrett noch eine Menge leckerer Sachen züchten, die deinen Speiseplan bereichern, aber dich nicht mehr als ein paar Cent für Samentütchen kosten.
5. Im Alltag sparen
So vieles, was man im Alltag tut, kostet Geld. Wenn ihr die bisherigen Schritte getan habt, sollten euch die folgenden Einschnitte nicht schwerfallen.
Regenwasser für (fast) alles
Unzählige Male täglich verschwenden wir Wasser. Genauer gesagt braucht jeder Mensch hierzulande im Durchschnitt rund 120 Liter pro Tag – wobei der Körper nur rund 2,5 benötigt. Der große Rest geht drauf für:
Körperhygiene
Wäsche
Toilette
Pflanzenbewässerung
Ihr seht also, es gibt viele Ansatzpunkte. Los geht es damit, dass ihr lernt, wie man Regenwasser sammelt. Hausbesitzer haben es einfacher, sie können ihre Regenrinnen in Wassertonnen einleiten. Seid ihr Mieter, könnt ihr den Hausbesitzer fragen, ob es möglich wäre, an einem Fallrohr einen Regendieb zu installieren – eine Abzweigung, die herabfallendes Wasser zum Teil in ein Regenfass leitet.
Dieses Nulltarif-Wasser nutzt ihr nicht nur für euer Urban Gardening (weil nichts besser für Pflanzen ist als Regenwasser), sondern auch für die Toilette. Einfach einen Eimer danebenstellen, statt die Spülung zu betätigen. Dann füllt ihr jeden Morgen eine kleine Schüssel mit einigen wenigen Litern Leitungswasser und stellt einen Becher daneben, mit dem ihr das Nass entnehmt. Damit könnt ihr euch morgens waschen und habt noch den ganzen Tag genug, um die Hände zu reinigen. Was abends übrigbleibt, kann die Blumen tränken oder in den Toiletteneimer wandern.
Duscht künftig nur noch jeden zweiten Tag und zwar folgendermaßen:
Dreht das Wasser nur ein bisschen auf, sodass es gerade aus dem Duschkopf rinnt. Tipp: Kaltes Wasser spart zusätzlich Heizenergie.
Befeuchtet den Körper, dreht dann das Wasser wieder ab.
Seift euch ein und schrubbt kräftig mit einem Schwamm oder Waschlappen.
Dreht das Wasser wieder ein bisschen auf und spült euch rasch ab.
Auch damit werdet ihr gründlich sauber, verbraucht aber nur den Bruchteil eines normalen Duschgangs.

Deutschland ist kein wirklich kaltes Land. Von Ostern bis Oktober (O bis O) könnt ihr deshalb getrost die Heizung abdrehen. Und auch im Winterhalbjahr solltet ihr sie nur so hoch aufdrehen, dass in eurem Wohnzimmer 18°C herrschen. In Küche, Schlafzimmer, Diele und Bad dürfen es auch nur 16°C oder 15°C sein. Ganz ausschalten solltet ihr die Heizung im Winter aber nicht, das kann Schimmelprobleme geben. Damit ihr nicht friert, zieht euch einfach nach dem Zwiebelprinzip an und kuschelt euch in Decken ein.
Nutzt das Tageslicht
Die Zeitumstellung wird zwar jedes Jahr aufs Neue kritisiert, aber sie hat für euch einen riesigen Vorteil: Sie ermöglicht es, im Sommer fast ohne Kunstlicht auszukommen. Lasst einfach die Rollläden so lange es geht oben, deckt eure Fenster nicht mit dicken Vorhängen ab. Licht solltet ihr nur einschalten, wenn es gar nicht anders geht – und dann auch als Alternative eine kleine Kurbel-Taschenlampe kaufen. Für den Toilettengang oder den Weg ins Bett reicht die allemal aus – und mit einem Stirnband taugt sie sogar als Leseleuchte.
Nicht nur bei Frost, sondern auch einstelligen Plusgraden kühlt Mutter Natur eure Lebensmittel völlig kostenlos und ohne Kühlschrank.
Kühlt kostenlos
Umgekehrt ist der Winter die Zeit, in der ihr trotz Klimaerwärmung zumindest den Kühlschrank abschalten könnt. Denn solange die Temperaturen auch am Tag nur einstellig bleiben, können Lebensmittel genau so gut und völlig kostenlos draußen auf Balkon oder Fensterbank kühl gelagert werden.
Wer braucht den Herd?
Natürlich müsst ihr selbst die günstig gekauften Lebensmittel zubereiten. Doch hier habe ich noch einen letzten Tipp für euch: Seht zu, dass ihr vor allem Dinge kauft und anpflanzt, die nicht erst aufwändig gekocht oder im Ofen erwärmt werden müssen. Und dann:
Macht euch vor allem Salate, Sandwiches oder kalte Platten mit Broten.
Benutzt, wenn es gar nicht anders geht, nur die Mikrowelle. Sie erwärmt alles wesentlich schneller, damit energiesparender und günstiger als Herd und Backofen.
Baut euch einen Solarofen und nutzt an hellen Tagen die Kraft der Sonne, um Speisen zu erwärmen.
Wenn ihr beispielsweise frisches Fleisch kauft, schaut doch einfach mal, ob es nicht bei euch auf der Arbeit oder in der Uni einen Herd gibt, den ihr benutzen könnt, um es anzubraten. Zuhause könnt ihr es dann kostengünstig in der Mikrowelle wieder aufwärmen.