
Der spanische Stierkämpfer Ivan Fandiño ist tot. Gestorben ist er beim Kampf mit einem Stier in der südfranzösischen Stadt Aire-sur-l'Adour. Der Spanier ist Berichten zufolge während dem Kampf über sein rotes Cape gestolpert, woraufhin der Stier die Gelegenheit hatte, den Matador anzugreifen und tödlich zu verletzen. Das bedauern wir sehr.
Wir bedauern aber auch die rund 50.000 Stiere, die jedes Jahr bei Stierkämpfen brutal getötet werden. Denn ein Stierkampf geht für das Tier IMMER tödlich aus. Und die Qualen für die Stiere beginnen nicht erst in der Arena. Schon vorab werden die Tiere tagelang im Dunkeln gehalten, während ihnen die Hörner abgeschliffen werden. Beim Kampf werden die Stiere dann eingeschüchtert, angegriffen und brutal getötet. Ihr Schwanz und ihre Ohren werden als Trophäen abgeschnitten, zum Teil bevor der Tod des Tieres eindeutig festgestellt wurde.
Das hört sich für uns ein bisschen nach Tierquälerei an. Das ist ein Straftatbestand, der in Deutschland mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren bestraft wird. Auf EU-Ebene wird das Wohlergehen von Tieren im Vertrag von Amsterdam geregelt, der aber leider so formuliert ist, dass genau für Praktiken wie den Stierkampf ein Hintertürchen offen bleibt. So trumpfen laut dem Vertrag von Amsterdam religiöse Riten, kulturelle Traditionen und das regionale Erbe das Recht der Stiere auf einen humaneren Tod.
Genau da liegt unser Hauptproblem mit dem Stierkampf: Seine Daseins-Berechtigung wird immer mit seiner historischen Relevanz und langjährigen Tradition begründet. Tatsächlich wird vermutet, dass sich der Stierkampf, inspiriert von den antiken römischen Tierhetzen, im frühen Mittelalter als Ritterspiel entwickelt hat und so auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. Doch es hat dann noch circa 600 Jahre gedauert, bis sich der Stierkampf, wie wir ihn heute kennen, als spanisches Kulturgut durchgesetzt hat.
Darüber hinaus stellt sich uns auch die Frage, inwiefern das rituelle Quälen und Töten von Tieren eine Tradition ist, die es gilt zu bewahren. Sollte die EU Stierkämpfe wirklich als spanisches Kulturgut betrachten? Diese Frage finden wir insofern interessant, da Stierkämpfe in Spanien extrem subventioniert werden. Im Jahr 2009 flossen Gelder in Höhe von 564 Millionen Euro Richtung Stierkampf. Gleichzeitig ist den Spaniern ihr vermeintliches Kulturgut auch zunehmend egal. So hat sich das Interesse für Stierkämpfe in Spanien in den letzten 40 Jahren fast halbiert (von 45 Prozent auf 26,7 Prozent).
Also, wie viele Toreros und (was noch viel wichtiger ist:) wie viele Stiere müssen noch sterben, bevor der Stierkampf endlich abgeschafft wird?