
Es ist noch nicht lange her, da gingen die Bilder des spanischen Fußballchefs Rubiales, der Weltmeistern Jennifer Hermoso ungefragt einen Kuss auf den Mund drückt, durch die Medien. Nachdem erst versucht wurde, den sexuellen Übergriff als pure Leidenschaft des Moments abzuschreiben, ist Rubiales inzwischen zurückgetreten und die Fußballspielerin hat Anzeige erstattet. Nun geht ein erneuter Übergriff direkt aus der spanischen Hauptstadt durch die Medien: Eine junge Moderatorin wird vor laufender Kamera begrapscht. Die Details zum Fall haben wir dir hier zusammengefasst und verraten dir, was wir über den Übergriff denken.
Im Video siehst du die Details zum Kuss-Skandal: Spaniens Fußballchef Rubiales tritt nach Kuss-Skandal zurück
Was ist passiert?
Die Journalistin Isa Balado drehte für den Sender "En Boca de Todos" eine Live-Sendung in Madrid. Die Sendung wird von Kameras aufgenommen und live übertragen. Während Isa Balado spricht, kommt ein Mann von hinten auf sie zu, fasst ihr direkt an den Hintern und in die Haare und fragt, für welchen Sender sie denn arbeite.
Die Moderatorin reagiert schlagfertig: "So sehr du auch fragen willst, von welchem Sender wir sind, musst du mir wirklich an den Arsch fassen?", fragt sie den Täter. "Ich wünschte wirklich, du würdest mich arbeiten lassen". Der Mann jedoch versucht immer wieder in Körperkontakt mit ihr zu treten und entfernt sich dann schließlich mit einem lahmen: "Ich wollte deinen Po nicht anfassen" aus dem Bild.
Was sind die Konsequenzen?
Direkt nach der Live-Sendung haben die Moderatorin und ihr Team die Polizei eingeschaltet. Der Täter soll laut Medienberichten mittlerweile von der spanischen Polizei verhaftet und festgenommen worden sein. Er befindet sich aktuell in Gewahrsam.
Das Video des Übergriffs ist online viral gegangen und viele User:innen zeigen sich zu Recht empört über die Selbstverständlichkeit, mit der ein Mann hier die körperliche und persönlichen Grenzen einer Frau überschritten und ignoriert hat.
Auch die Regierungsbeauftragte gegen geschlechtsspezifische Gewalt, Victoria Rosell, äußert sich im Support für Isa Balado auf X:
Das nächste Mal sollten sich die Augenzeugen trauen, den Mann anzuhalten, statt die Moderatorin zu einer Konfrontation mit dem Täter zu zwingen. Die Straffreiheit, mit der solche Aggressoren handeln, muss ein Ende haben.
Ein Pograpscher vor laufender Kamera – doch schockiert bin ich nicht
Als ich die News über den Übergriff gelesen habe, muss ich ehrlich zugeben: Ich war nicht so schockiert, wie ich sein sollte. Vielmehr habe ich nur müde den Kopf geschüttelt und mir gedacht: "Nicht schon wieder". Dass ein Mann denkt, er kann ungefragt einer Frau auf den Po fassen, ist für mich kein Schock mehr, sondern Grundwissen.
Jede Frau, die ich kenne, mich eingeschlossen, hatte mindestens schon einmal eine solche Erfahrung. Fremde Männer, das Tinderdate, Freunde oder Kollegen kommen uns körperlich näher und fassen uns an, ohne auch nur kurz zu überlegen, ob wir das so wollen oder nicht. Der Tipp "kein kurzes Kleid beim Feiern" anziehen, ist – abgesehen davon, dass er die Schuld dem Opfer zuschiebt – längst nicht mehr brauchbar, denn es ist egal, ob Frau Kleid, Hose, Rock oder Leggings trägt – sexuelle Übergriffe passieren trotzdem. Und auch der Ansatz, dass man nur auf Partys oder in Bars Gefahr läuft, ungewollt berührt zu werden, ist nahezu lächerlich. Wie man an Isa Balado sieht: Nicht mal bei der Arbeit, geschweige denn vor laufender Kamera, kann man sich sicher sein, dass die männlichen Personen im Umfeld sich respektvoll verhalten.
Was muss passieren, dass auch der letzte Mann versteht, dass ein solches Verhalten ein absolutes No-Go ist? Rechtliche Schritte und direkte Reaktionen – wie hier in Spanien Gott sei Dank gegeben – sind meiner Meinung nach das Minimum. Doch ich kann mich derRegierungsbeauftragten nur anschließen: Statt von der Frau zu erwarten, dass sie sich selbst verteidigt, liegt es an allen Menschen im Umfeld (Männer und Frauen) sich für sexuelle Übergriffe zu sensibilisieren und einzugreifen, wenn sie passieren. Ein Mann, der einen anderen Mann davon abhält, eine Frau zu belästigen – das würde mich schockieren. Im positiven Sinne.
Verwendete Quelle: Instagram, 20min.ch