
Es ist der zweite Oscar, den Jenny Beavan gewinnt - 1987 bekam sie einen Academy Award für ihre Arbeit an "A Room with A View". Schon kurz vor den Oscars wurde die Kostümdesignerin, die von sich selbst sagt, sie sehe in einem Abendkleid "lächerlich" aus und deswegen mit Hose und Lederjacke zu den Oscars erschien, von Stephen Fry als "Bag Lady" bezeichnet. Es ist also, trotz all des Geredes um Diversität und Selbstverwirklichung, auch 2016 noch ein Riesending, wenn man sich als Frau weigert, in gängige ästhetische Kategorien zu passen?

Erwartet man denn nicht genau von einer toughen Frau, die derart grandiose Arbeit leistete wie man es an den Kostümen in "Mad Max" (Furiosa!) sehen konnte, dass sie sich nicht um Konventionen schert? Oder liegt der Abwertung, die Jenny Beavan jetzt bei den Oscars auf dem Weg zu ihrem Triumph erfahren musste, mehr zugrunde? Wie man in einem weiteren Video sehen kann, haben die Herren später dann durchaus geklatscht - sie wussten nur in dem Moment, als die Siegerin an ihnen vorbeischritt, nicht, dass eine Oscar-Preisträgerin auch Hosen tragen kann...

Gerade Alejandro G. Inarritu sagte doch in seiner Rede, als er den Oscar als bester Regisseur entgegennahm, dass Äußerlichkeiten wie die Hautfarbe hoffentlich bald keine Rolle mehr spielen. Und ist es dann nicht völlig in Ordnung, in Hosen zu den Oscars zu erscheinen, wenn man sich in Roben nicht wohlfühlt. Aber Laudatorin Cate Blanchett freute sich mit Jenny Beavan - wie auch die meisten Frauen im Publikum, die von Beginn an für die großartige Kostümdesignerin applaudierten, ganz egal, welche Klamotte sie dabei trug!
