
Der Shabby Chic Look – so funktioniert er
Zarte Pastelltöne, antikes Porzellan und vergilbte Spitze. Ein altes Fenster dient als Raumteiler, bei dem der weiße Lack hier und da vom Rahmen abplatzt. Eine leuchtende Lichterkette ist darum geschlungen und man fragt sich gleich, wer wohl früher durch dieses Fenster nach draußen geschaut hat. Der Spiegel an der Wand hat einen verschnörkelten Rahmen mit Rostspuren. Der Zahn der Zeit hat an ihm genagt und bescheinigt ihm eine lange, bewegte Geschichte. Eine kleine Kommode dient als TV Bank. Sie ist in einem matten Mint gestrichen, die Struktur des Holzes scheint hindurch. Die kleine Schublade hat einen funkelnden Knauf, der früher einen ganz anderen Einsatzzweck hatte. Alte Teile und Möbel aus massivem, nachlässig gestrichenem Holz geben dem Raum eine lebendige und einzigartige Ausstrahlung. Er wird dominiert durch matte Farben und Samt, Seide und Leinen. Hier und da finden sich auch Anklänge an den Landhausstil wieder, etwa in den englisch geblümten Gardinen und der unbehandelten Oberfläche eines ausladenden Esstischs. So funktioniert der Shabby Chic, bei dem Abnutzungserscheinungen kein Makel, sondern bewusst eingesetztes Stilmittel sind. Er ist ebenso gemütlich wie der Skandi Trend Hygge, nur eben viel lebendiger.
Du magst es individuell? Dann ist dieser Style perfekt für dich geeignet
Natürlich kannst du deine Möbel aus dem Katalog bestellen und bei der Einrichtung die neusten Trends aus Instagram beachten, nur dann kann es passieren, dass du auf den ersten Blick nicht unterscheiden kannst, ob du in deinem eigenen Wohnzimmer oder in dem deiner besten Freundin sitzt. Beim Shabby Chic ist das ganz anders, denn kein Zimmer gleicht einem zweiten. Natürlich, denn die auf dem Markt gefundenen Teile sind einzigartig. Auch wenn es speziell entworfene, nagelneue Shabby Möbel gibt, das schönste Flair lässt sich mit echten alten Möbelstücken erzeugen. Und natürlich finden sich auf dem Flohmarkt auch die originellsten Accessoires, antike Lampen, kleine Schmuckdosen, eine Zinkwanne, in der du Blumen einpflanzen kannst und Teile aus Korbgeflecht, die mit ihrer lebendigen Ausstrahlung den Shabby Look geschickt unterstreichen.
So erweckst du alte Teile zum neuen Leben
Bei der Behandlung antiker Möbel und Accessoires kann man zwischen zwei Varianten unterscheiden: der Restaurierung, bei der das Teil in seinen ursprünglichen Zustand versetzt wird, und der Aufarbeitung, bei der du deiner Kreativität freien Lauf lassen kannst und das Möbel oder die Lampe umgestaltest, bis sie in dein Wohnkonzept passt. Dabei können auch außergewöhnliche Details zum Einsatz kommen, zum Beispiel Textilkabel in den verschiedensten Farben, mit denen eine Vintage Lampe optisch in die heutige Zeit katapultiert wird, oder alte Knaufe aus Eisen und Porzellan, die an den verschiedensten Stellen eine neue Aufgabe bekommen können.
Manchmal ist es so, dass du ein schickes Möbel wie einen Tisch oder eine kleine Kommode auf dem Markt findest, diese aber in einem dunklen Braun lackiert sind, das deinen Geschmack gar nicht trifft. Kein Problem, wenn dir die Form des Möbels gefällt, nimm es trotzdem mit! Denn den Shabby Look zu erzeugen geht ganz leicht, vorausgesetzt, das Teil ist aus massivem Holz gebaut.
So bekommt ein Möbel den begehrten Look:
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Mache alle Beschläge ab (dafür brauchst du einen kleinen Schraubendreher) und reinige das Möbelstück.
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Schleife das Holz gründlich ab. So entfernst du die alte Farbe bzw. den Lack und es steht „nackt“ in all seiner Holzpracht vor dir.
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Verwende einen Staubsauger, um den Staub gründlich zu entfernen.
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Klebe mit einem Kreppband alle Teile ab, die nicht gestrichen werden sollen, zum Beispiel Scheiben.
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Verwende eine Grundierung, die du mit einem breiten Pinsel oder einer Rolle aufträgst.
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Trage die erste Schicht Kreidefarbe auf. Lasse sie gut trocknen. Noch ist die Farbe scheckig und nicht deckend. Das ändert sich mit dem zweiten Anstrich.
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Trage die zweite Schicht Farbe auf. Manchmal ist auch ein dritter Anstrich nötig, denn du möchtest durch das kommende Abschleifen den Shabby Look perfektionieren und brauchst dafür etwas „Material“.
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Schleife das Möbelstück ab und erzeuge so künstliche Alters- und Gebrauchsspuren. Verwende eine elektrische Schleifmaschine, wenn du eine große Fläche behandeln willst.
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Du kannst zum Abschluss auch ein Holzwachs verwenden, um die Oberfläche zu versiegeln.
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Übrigens: Mit Kreidefarbe kannst du auch Fliesen und Kacheln streichen. Probier es mal aus!
Wo findest du tolle Teile zum Restaurieren? Die besten Märkte auf einen Blick
Am besten recherchierst du zuerst in deiner Stadt, wo der nächste Floh- oder Antikmarkt in deiner Nähe stattfindet. Und natürlich sind auch die Kleinanzeigen in der Zeitung eine wahre Fundgrube, wenn es darum geht, Dachbodenfunde und Haushaltsauflösungen ausfindig zu machen. Die meisten Hinterbliebenen sind sehr froh, wenn sie Omas Vitrinen und Schränkchen zügig loswerden, und verlangen nicht mehr als einen Appel und ein Ei dafür. Hier können echte Schätze aufgestöbert werden!
Wer überregional recherchieren will, für den sind die Kleinanzeigen von Ebay eine gute Adresse. Und natürlich kannst du den Besuch eines Trödel- und Antikmarktes auch mit einem kleinen Städtetrip verbinden. Ganz Europa ist voll mit Märkten, auf denen die außergewöhnlichsten Teile darauf warten, von dir entdeckt zu werden. Neben Belgien, Frankreich, Polen und der Schweiz lohnt es sich besonders, einen Blick ins beliebte Nachbarland Holland, vor allem nach Amsterdam zu werfen. Dort hat sich das Gelände der NDSM Werft zum neuen Hotspot für kreatives Treiben und spannende Veranstaltungen gemausert. Der Flohmarkt findet das ganze Jahr über statt – im Winter eben in den beheizten Hallen – und lässt glücklicherweise billigen Chinaramsch vermissen. Hier findest du stattdessen echte Vintage Teile mit Charakter. Da kann das Umgestalten der eigenen vier Wände ja beginnen oder?